Die meisten Schulen empfehlen, dass Kinder im Vorschulalter jeden Abend mindestens 20 Minuten lang lesen. Angesichts der Vorteile, die das mit sich bringt, ist es kein Wunder, dass Lehrkräfte und Schulen viel Wert auf das Lesen legen. Denn Lesen trägt zu einem positiven Selbstwertgefühl bei, erweitertert den Wortschatz, steigert die Kreativität, sorgt für längere Aufmerksamkeitsspannen und höhere kognitive Fähigkeiten.
Ich habe fast 20 Jahre lang als Lernspezialistin gearbeitet und dabei gelernt, dass Kinder schon sehr früh ein positives oder negatives Selbstkonzept von ihren akademischen Fähigkeiten entwickeln. Ich habe dabei viel zu viele 5-Jährige gesehen, die bereits wussten, dass sie nicht schlau waren. Sie mochten keine Bücher und hatten eine negative Einstellung zum Lernen und zur Schule.
Da wurde mir klar, dass wir unseren Kindern schon vor dem Schulalter die Freude am Lesen und Lernen vermitteln müssen. Die Wissenschaft sagt uns, dass 90 % der Gehirnentwicklung vor dem Alter von 5 Jahren stattfindet! Wie können wir also Bücher und Lernen bei uns zu Hause attraktiv machen, bevor unsere Kinder in die Schule gehen?
In diesem Beitrag möchte ich dir Tipps geben, wie du deinen Kindern einen guten Start ins Lernen und Lesen ermöglichen kannst.
1. Sprich mehrere Sinne an
Wenn du mit deinen Kindern liest, mach es dynamisch! Sing, benutze verschiedene Stimmen für die Figuren oder mache Tiergeräusche. Benutze deine Hände und deine Mimik, um die Geschichte zum Leben zu erwecken.
Experten und Expertinnen erkennen die Vorteile der Gebärdensprache beim Leseunterricht an und empfehlen, sie als Lesehilfe für hörende Kinder zu verwenden. Neurologisch gesehen macht das durchaus Sinn, denn Lesen und Gebärdensprache werden beide in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet.
Kinder haben viele Lernstile und Vorlieben. Wenn du das Lesen mit einer Vielzahl von auditiven, visuellen und taktilen Reizen begleitest, steigen die Chancen, dass die Kinder den Leseprozess verstehen.
2. Verknüpfe Lesen mit positive Assoziationen
Wir alle fühlen uns zu Dingen hingezogen, die uns Freude bereiten. Die Lesezeit wird zum Vergnügen, wenn sie mit anderen wünschenswerten Dingen verbunden ist. Wie kannst du das tun?
Kuschelt euch beispielsweise ein, mach es euch gemütlich. Verbringe viel Zeit mit deinem Kind und einem Buch. Kinder werden anfangen, Bücher mit diesem liebevollen Gefühl zu verbinden. Wenn dein Kind weiter wächst, lobe es für sein Lesen, führe eine Buchtabelle und belohne es, wenn es eine bestimmte Anzahl von Büchern gelesen hat.
Wenn dein Kind mit Freude liest, wird es auch in der Schule davon profitieren, und zwar weit über die Schulzeit hinaus.
3. Lass deine Kinder am Leseprozess teilhaben
Wenn du mit deinen Babys und Kleinkindern liest, lass sie mitmachen, indem du sie z.B. fragst: „Wo ist der Baum?“ „Kannst du auf den roten Apfel zeigen?“ „Welches Geräusch macht eine Kuh?“ Statt passiv zuzuhören, werden deine Babys und Kleinkinder so zu aktiven Teilnehmern am Leseprozess.
Werden sie älter, kannst du Fragen wie „Kannst du den Buchstaben P finden?“ oder „Welches Geräusch macht ein F?“ weiterentwickeln. Wenn dein Kind ein paar Wörter hat, die es schon kennt, kannst du es lesen lassen, wenn es diese Wörter entdeckt. Dieses System, bei dem du dich auf die Wörter konzentrierst, die dein Kind bereits kennt, ist sehr motivierend.
4. Folge mit deinem Zeigefinger mit
Wenn du deinen Leseanfängern vorliest, fahre mit deinem Finger unter den Wörtern entlang, während du liest. Kinder nehmen durch Beobachtung und Berührung eine enorme Menge an Sprache auf, egal ob gesprochen oder geschrieben. Wenn du das tust, kann dein Kind beim Lesen Wort für Wort mitgehen und beginnt, Wörter zu erkennen und Sprachmuster zu übernehmen.
5. Sei ein Vorbild beim Lesen
Wir alle können bestätigen, dass Kinder alles nachahmen, was wir tun (Gutes und Schlechtes!) Also leg dein Handy weg und nimm ein Buch zur Hand – das wird dir UND deinem Kind gut tun!
Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/photo-of-family-sitting-on-floor-while-reading-book-3819781/