Theodore Roosevelt hat einmal gesagt: „Der Vergleich ist der Dieb der Freude“. Er bezog sich damit wahrscheinlich auf die Neigung der Menschen, sich mit anderen zu vergleichen und wie destruktiv diese Verhaltensweise sein kann.
Dieses Gefühl gilt für die verschiedensten Zusammenhänge. Ein Beispiel hierfür ist auch, wenn Eltern oder Stiefeltern ihre Kinder miteinander vergleichen.
Es ist schon schwer genug, ein Elternteil oder Stiefelternteil von mehreren Kindern zu sein. Es wäre deshalb hilfreich, wenn du es vermeiden würdest, deine Kinder direkt oder indirekt miteinander zu vergleichen.
Beim Vergleich von Geschwistern sollte man das folgende Sprichwort im Sinn behalten: „Der schnellste Weg, etwas Besonderes zu töten, ist, es mit etwas anderem zu vergleichen.“ In diesem Sinne, findest Du im Folgenden einige der Auswirkungen von Geschwistervergleichen.
Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls
Es gibt unzählige Gründe, warum ein Kind unsicher ist, wenn es aufwächst. Das gilt vor allem in Familien, die nicht dem traditionellen Familienbild entsprechen, in denen ein biologischer Elternteil nur teilweise anwesend ist.
Am besten ist es, die Unsicherheit der Kinder nicht noch zu verstärken, indem du sie direkt oder unter vier Augen mit ihren anderen Geschwistern vergleichst. Vermeide es deshalb Dinge zu sagen wie: „Warum kannst du nicht so gute Noten bekommen wie dein Bruder?“ Das könnte die Gefühle deines Kindes verletzen.
Eine Folge hiervon kann sein, dass es das Gefühl hat, nicht gut genug zu sein. In Kombination mit anderen Faktoren kann dies dazu führen, dass Kinder sich inkompetent und nicht geschätzt fühlen. Auf Dauer kann dies zu einem schlechten Selbstwertgefühl führen.
Geschwisterrivalitäten werden gefördert
Wenn du ein Stiefelternteil bist, ist es dein Ziel, dass alle möglichst glücklich und harmonisch zusammenleben. Du möchtest, dass alle entstehenden Gräben überwunden werden und verhindern, dass neue entstehen.
Geschwister miteinander zu vergleichen, kann bei diesem Vorhaben aber kontraproduktiv wirken und zu Spannungen zwischen den (neuen) Geschwistern führen. Im schlimmsten Fall entwickelt sich so eine Kluft, die lange anhält. Die tieferliegende Ursache dieser Konflikte können Minderwertigkeits- oder Überlegenheitskomplexen sein, vielleicht aber einfach Neid oder Eifersucht.
Wenn ein Geschwisterteil ständig gelobt wird, während das andere kritisch mit ihm verglichen wird, kann das dazu führen, dass das „gute“ Geschwisterteil das Gefühl hat, „besser“ zu sein als das „schlechte“ Geschwisterteil.
Vielleicht ist dies gar nicht mal der Fall und in den aller meisten Fällen lässt sich mit Sicherheit festhalten, dass eine solche Einstellung nicht gut für die langfristige Beziehung ist. Blickt man einige Jahrzehnte in die Zukunft sind die Geschwister vielleicht die einzigen unmittelbaren Familienmitglieder, die sie noch haben. Deshalb ist ihre Beziehung so besonders wichtig.
Vergleiche hindern die Entwicklung von Individualität
Jedes Kind ist anders und einzigartig. Sie haben ihre ganz individuellen Stärken und Schwächen. Ein Kind kann vielleicht besonders gut schreiben, während ein anderes herausragende Leistungen im sportlichen Bereich zeigt.
Ein Kind kann vielleicht 8 Stunden lang still sitzen, ohne einen Pieps von sich zu geben, während ein anderes alle 10 Minuten aufstehen und sich bewegen muss. Zum Erwachsenwerden gehört auch, dass du deine Stärken entdeckst und lernst wie du sie ausspielen und möglichst gut anwenden kannst.
Ein Kind mit einem anderen zu vergleichen, vermittelt deshalb die vollkommen falsche Botschaft. Es klingt so, als wolltest du, dass alle deine Kinder gleich sind. Würdest du wollen, dass alle deine Kinder die gleichen Eigenschaften haben? Vermutlich nicht.
Selbst wenn du es wolltest, ist es ohnehin einfach unmöglich. Wenn du darauf verzichtest, ungünstige Vergleiche zwischen deinen Kindern oder Stiefkindern anzustellen, erkennst du ihre Individualität und die Eigenschaften an, die sie zu dem machen, was sie sind.
Schlecht für die Beziehung zu deinen Kindern
Ein Stiefelternteil zu sein, kann eine ganz besondere Herausforderung sein. Eine der Auswirkungen des Geschwistervergleichs sind die angespannten Beziehungen, welche in der Familie als Folge entstehen und auch die Eltern betreffen. Wenn du ein Kind negativ mit seinen oder ihren Geschwistern vergleichst, kann das zu Groll und Verbitterung dir gegenüber führen – vielleicht sogar zu Recht.
Das Letzte, was du willst, ist, deine Chancen auf eine produktive und gesunde Beziehung zu deinen Stiefkindern durch unbedachte Äußerungen zu beeinträchtigen. Denk deshalb über folgendes nach: Würdest du wollen, dass dich jemand mit deinen Geschwistern vergleicht? Was wäre, wenn man dich mit einem Kollegen an deinem Arbeitsplatz vergleicht?
Was wäre, wenn dich jemand mit deinem Ehepartner vergleicht? Das wäre unfair und verletzend. Kinder neigen dazu, einen gut ausgeprägten Gerechtigkeitssinn zu haben. Dies hat zur Folge, dass sie aufbegehren könnten, wenn du auf diese Weise unfair zu ihnen bist.
Der Vergleich wird zur Hauptquelle des Selbstwertgefühls
Wenn ein Kind, das aufwächst, ständig mit seinem Bruder oder seiner Schwester verglichen wird, könnte dies beeinflussen, wie dein Kind seine Leistungen wahrnimmt und bewertet. In Zukunft könnte das Kind häufiger dazu neigen sein Selbstwertgefühl daran zu messen, wie es im Vergleich zu anderen abschneidet.
Willst du, dass dein Kind sich angewöhnt, ständig zu sehen, wie es im Vergleich zu anderen abschneidet? Das ist eine ungesunde und unproduktive Art zu leben und viele Menschen leiden heute bereits unter den Folgen dieser Lebensweise.
Kann die schulische Leistung beeinträchtigen
Wenn es um die Schule geht, solltest du alle deine Kinder ermutigen und ihnen helfen, so gut es dir möglich ist. Studien haben gezeigt, dass die Überzeugungen der Eltern in Bezug auf die Intelligenz ihrer Kinder deren Noten beeinflussen.
Im Durchschnitt schnitt ein Kind, das von seinen Eltern als „intelligenter“ angesehen wurde, um 0,21 Notenpunkte besser ab als das Kind, welches von seinen Eltern als weniger intelligent angesehen wird.
Manche Eltern handeln vielleicht mit guten Absichten und glauben, dass Vergleiche mit anderen ihre Kinder motivieren könnten. Das ist aber oft nicht der Fall. Vielmehr würde es helfen, wenn du dich dagegen wehrst, deine Kinder oder Stiefkinder untereinander zu vergleichen, sowohl offen als auch unter vier Augen.
Dies ist besonders wichtig, da die in diesem Artikel angeführten negativen Folgen der Vergleich lang anhaltende negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit haben können. Jedes Kind ist einzigartig und hat das Potenzial für Großartiges. Es ist immer das Beste, diese Tatsache anzuerkennen und diese Gewissheit auch in deinem Kind tief zu verwurzeln.
Geschwisterrivalität kann in jedem Elternhaus vorkommen und den Eltern viele Sorgen bereiten. Du kannst die Anzeichen jedoch frühzeitig erkennen und deinen Teil dazu beitragen, dass es nicht zu einer ausgewachsenen Fehde auswächst.
Bildquelle: https://unsplash.com/photos/9VpI3gQ1iUo