Leidet dein Baby an Reflux, einer Kuhmilchallergie oder Schnarchen?
Laut Forscher:innen verursachen bestimmte Verhaltensweisen die meisten Schlafprobleme von Babys, sodass Eltern eine Menge tun können, um diese Probleme zu beseitigen.
Doch manchmal sind auch andere Faktoren schuld – gesundheitliche Ursachen, weshalb ein Baby nicht schlafen kann. Einige der offensichtlichsten Gründe sind Entzündungen, wie Entzündungen der Ohren, der Haut, der Atmungsorgane oder der Harnwege. Zudem können Babys unter Schlafstörungen leiden, wenn sie Allergien oder Neurodermitis haben – und das ist nicht weiter verwunderlich. Mit einer laufenden Nase, brennenden, juckenden Augen oder trockener, juckender und entzündeter Haut kann man nur schwer einschlafen.
Wenn wir aufmerksam sind und bei Anzeichen von Krankheiten einen Arzt aufsuchen, erleichtern wir es unseren Babys, einzuschlafen. Allerdings hängt es von unserer Fähigkeit ab, diese Anzeichen von Krankheit zu entdecken. Es ist relativ einfach, wenn unsere Babys Fieber, Hautausschlag oder Husten haben. Die meisten Eltern kennen sich mit den Auswirkungen von Infektionskrankheiten und Allergien gut aus! Doch es gibt noch weitere Krankheiten, die zu Schlafproblemen bei Babys führen können – Krankheiten, mit denen viele Eltern weniger vertraut sind:
- Säurerückfluss;
- Kuhmilchallergie und
- Schnarchen und Atemstörungen.
Diese Krankheiten sind für einen kleinen Anteil der Schlafstörungen bei Babys verantwortlich, dennoch ist es wichtig, sie zu kennen und sich bei Auftreten von Symptomen an den Kinderarzt zu wenden. Denn unbehandelt können sie Schaden anrichten. Schauen wir uns die einzelnen Erkrankungen einmal genauer an.
Säurerückfluss und gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)
Alle Babys haben einen gewissen Grad an Reflux, auch „Aufstoßen“ genannt: Der Mageninhalt wird zurück in die Speiseröhre gedrückt. Einige Babys leiden jedoch stärker darunter als andere, und es ist bekannt, dass der Reflux den Schlaf stört. In Studien, in denen der Säuregehalt in der Speiseröhre von Säuglingen während des Schlafs gemessen wurde, war die Wahrscheinlichkeit, dass Babys nach einem Aufstoßen aufwachen, viel größer als zu anderen Zeiten.
Reflux kann schmerzhaft sein und zu Koliken und Erbrechen führen. Zudem besteht hierdurch die Gefahr für Lungenerkrankungen. Gastroösophagealer Reflux wird als Krankheit eingestuft („gastroösophageale Refluxkrankheit“ oder „GERD“), wenn er Folgendes verursacht
- Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme
- Blut im Erbrochenen oder im Stuhlgang
- eine Eisenmangelanämie
- Reizbarkeit (aufgrund einer entzündeten Speiseröhre), oder
- Gedeihstörung.
Wie häufig GERD bei Babys auftritt, ist nicht bekannt. Nach Schätzungen einiger Forscher:innen leiden 4 bis 6 % der Kinder an GERD. Untersuchungen an Babys berichten von einer Häufigkeit von über 10 %, wobei die Symptome von GERD 4 Wochen nach der Geburt ihren Höhepunkt erreichen.
Egal, ob dein Baby an GERD oder dem häufigeren, weniger schweren Reflux leidet, du kannst die Symptome deines Babys lindern, indem du säurehaltige Nahrungsmittel meidest und es in den ersten 20 Minuten nach dem Stillen in einer aufrechten Position hältst. Wenn das Baby wegen des Refluxes nicht gut schläft, können diese Maßnahmen das nächtliche Aufwachen verringern.
Wenn du den Verdacht hast, dass dein Baby unter Säurerückfluss leidet, wende dich an deinen Kinderarzt oder deine Kinderärztin. Es gibt zahlreiche medizinische Verfahren – wie Endoskopien und Tests des pH-Werts der Speiseröhre -, die bei der Diagnose von GERD helfen können. Babys mit GERD benötigen unter Umständen besondere Behandlungen, einschließlich Medikamenten, um Ersticken und Schäden an der Speiseröhre zu verhindern.
Kuhmilchallergie
Studien zufolge sind zwischen 0,5 % und 3 % der Babys von einer Kuhmilchallergie – einer Unverträglichkeit eines in Kuhmilch enthaltenen Proteins – betroffen. Die meisten Betroffenen sind Babys, die mit Säuglingsmilch gefüttert werden. Doch auch gestillte Babys können an einer Kuhmilchallergie erkranken, wenn ihre Mütter Milchprodukte konsumieren.
Die Symptome bei Babys äußern sich meist in Form von Magen-Darm-Problemen wie Erbrechen, Durchfall, Magenkrämpfen und Blähungen. Darüber hinaus können die Betroffenen Hautausschläge bekommen und Atemwegssymptome wie Husten und Schnupfen entwickeln. Eine Kuhmilchallergie kann auch zu Schlafproblemen bei Babys führen – insbesondere zu mehr Wachphasen, kürzeren Schlafphasen und einer drastischen Verkürzung der Gesamtschlafzeit.
Wenn die Kuhmilch die Ursache der Beschwerden deines Babys ist, sollten die Symptome innerhalb weniger Wochen abklingen, wenn alle Kuhmilchprodukte aus der Ernährung des Kindes gestrichen wurden.
In einer kleineren Studie konnten Babys (im Alter von durchschnittlich 18 Wochen), die für sieben Wochen keine Kuhmilchprodukte mehr zu sich nahmen, ihre Gesamtschlafzeit um über 22 % erhöhen. Zudem wachten sie über 40 % weniger auf. Nahmen die Babys den Verzehr von Kuhmilch wieder auf, kehrten ihre Schlafprobleme zurück. Eine zweite, viel größere experimentelle Studie mit Babys (Durchschnittsalter: 13 Monate) konnte diese Ergebnisse bestätigen. Vor dem Eingriff schliefen die Betroffenen durchschnittlich 5,5 Stunden alle 24 Stunden. Nachdem Kuhmilch aus der Ernährung entfernt wurde, schliefen die Babys im Durchschnitt 13 Stunden!
Die Kuhmilchallergie unterscheidet sich von der Laktoseintoleranz, obwohl beide Erkrankungen mit Symptomen wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall einhergehen. Laktoseintoleranz ist die Unfähigkeit, den Zucker zu verdauen, der in jeglicher Milch enthalten ist (egal, ob es sich um Muttermilch, Kuhmilch, Ziegenmilch oder eine andere Art von Milch handelt). Generell leiden Babys nicht an Laktoseintoleranz. Babys, die damit Probleme haben, sind in der Regel entweder Frühgeborene (deren Verdauung noch nicht ausgereift ist) oder stark unterernährte Säuglinge oder Säuglinge, die sich von einer Entzündung des Dünndarms erholen. In letzterem Fall ist die Laktoseintoleranz nur vorübergehend.
Schnarchen und Schlafbezogene Atemstörungen
Schnarchen tritt bei 15-25% der Babys auf und wurde in der Vergangenheit als harmlos angesehen. Doch moderne Forschungen legen das Gegenteil nahe.
Einige Babys, die gewohnheitsmäßig schnarchen, leiden möglicherweise an einer obstruktiven Schlafapnoe, bei der die Atmung wiederholt kurzzeitig aussetzt. Dies veranlasst das Baby, aufzuwachen. Weitere Symptome der obstruktiven Schlafapnoe sind eine mühsame, unregelmäßige Atmung und unruhiger Schlaf.
Obstruktive Schlafapnoe ist schlimm, denn sie verhindert, dass Kinder genug Schlaf bekommen. Sie ist jedoch auch deshalb gefährlich, weil die Betroffenen zu wenig Sauerstoff erhalten, was wiederum zu einer Reihe schwerwiegender kognitiver, gesundheitlicher und entwicklungsbezogener Probleme führen kann. Und wenn Babys bei Atemnot nicht aufwachen, besteht ein höheres Risiko für das plötzliche Kindstodsyndrom (SIDS).
Was ist, wenn es lediglich Schnarchen ist – ohne Anzeichen einer obstruktiven Schlafapnoe? Das ist ebenfalls problematisch. Beispielsweise schnitten 8 Monate alte Babys, die häufig durch ihr Schnarchen aus dem Schlaf gerissen wurden, bei Tests zur geistigen Entwicklung schlechter ab. Schnarchende Babys, die passiv rauchen, könnten einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt sein. Das stimmt mit Untersuchungen an älteren Kindern überein: Schnarchen beeinträchtigt das Verhalten und die kognitive Leistungsfähigkeit tagsüber.
Solltest du also panisch werden, wenn dein Baby regelmäßig schnarcht? Nein. Doch du solltest deinen Kinderarzt aufsuchen und dein Baby auf mögliche Atemstörungen untersuchen lassen. Schlafbezogene Atemstörungen (Sleep Disordered Breathing, SDB) gehören zu den therapierbaren Schlafproblemen bei Babys, und viele der Entwicklungsfolgen von SDB lassen sich rückgängig machen.
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