Du begrüßt dein Kind nach dem ersten Tag an der neuen Schule. Du kannst deine Aufregung kaum unterdrücken, als du fragst: „Wie war dein erster Tag, Schatzi?“
„Gut“, sagt sie.
„Oh, nur gut? Magst du deine neue Lehrerin?“, fragst du weiter.
„Klar“, sagt sie.
„Na gut. Kannst du mir sonst noch etwas über deinen ersten Tag erzählen?“
„Nein“, antwortet sie.
Auch wenn du weiter nachfragst, führen alle Fragen in eine Sackgasse.
Nachdem du geduldig auf all die pikanten Details der Feierlichkeiten am ersten Tag gewartet hast, sind diese widerwilligen Ein-Wort-Antworten enttäuschend und frustrierend. (Vor allem, wenn die Tochter deiner Freundin ihr den ganzen Tag erzählt hat – wer in wen verknallt ist, was Emma zu Mittag gegessen hat und dass der Hund von Frau Schmidt gestern Abend krank geworden ist – und das alles in nur fünf Minuten).
Wie kannst du ohne genaue Details einschätzen, wie der Tag wirklich gelaufen ist? Hat sie „OK“ im Sinne von gut gesagt? Oder wie im Sinne von „irgendwie schlecht“?
War das nur ihre abrupte Art, deine Frage abzutun und nicht über all die Dinge zu sprechen, die schief gelaufen sind?
Oder, was vielleicht noch bedenklicher ist, was ist, wenn du spürst, dass sie etwas bedrückt, aber sie nicht darüber reden will? In diesem Fall kann eine Ein-Wort-Antwort nicht erklären, was dir aufgefallen ist; sie verstärkt nur deinen Verdacht.
Wir kennen unsere Kinder besser als jede/r andere. Manche Kinder sind gesprächiger als andere, aber wir wollen immer ein offenes Umfeld schaffen, in dem sich die Kinder wohl fühlen, wenn sie über ihre Probleme, Erfolge und… nun ja… alles reden können!
Von Vorschulkindern bis hin zu Teenagern können dieselben Strategien dabei helfen, die Kommunikationswege zu öffnen.
Wie kann ich meine Kinder dazu bringen, sich zu öffnen?
1. Überfalle sie nicht direkt mit Fragen
Trotz unserer besten Absichten sind Fragen und Verhöre nicht immer der beste Weg, ein Gespräch zu beginnen.
Manchmal können Fragen überwältigend sein – vor allem für Kinder, die ihren ganzen Tag in der Schule im Kreuzverhör verbracht haben. Wir können ungewollt unsere Gefühle auf sie übertragen, und wenn sie spüren, dass die Fragen mit Nervosität oder Zweifeln verbunden sind, sind sie vielleicht weniger bereit, Auskunft zu geben.
Halte deine Begrüßung stattdessen einfach. „Es ist so schön, dich zu sehen! Ich bin froh, dass du zu Hause bist.“
Diese freundlichen Worte schaffen einen liebevollen, positiven Ton. Wenn du es vermeidest, sofort Fragen zu stellen, kann sich dein Kind nach einem langen Schultag entspannen und später ein nachdenkliches Gespräch führen.
2. Fälle nicht direkt Urteile
Wenn dein Kind sich entschließt, über etwas Beunruhigendes zu sprechen, versuche ruhig zu bleiben. Selbst wenn deine Tochter gerade zugegeben hat, dass sie absichtlich eine Bananenschale auf dem Boden neben dem Schreibtisch ihres Lehrers liegen gelassen hat, nimm die Mitteilung so höflich auf, wie du kannst.
Kinder reden seltener, wenn sie harte Zurechtweisungen und Bestrafungen gegen sich selbst oder ihre Freunde befürchten.
Kinder neigen auch zum Lügen, wenn sie das Gefühl haben, ständig für das, was sie erzählen, beurteilt und kritisiert zu werden. Eine Umgebung zu schaffen, in der wir nicht in Wut ausbrechen oder voreilige Schlüsse ziehen, gibt ihnen einen sicheren Raum für Geständnisse – auch wenn es Konsequenzen nach sich ziehen muss.
Es ist immer wichtiger, ehrliche Kommunikation zu fördern, als unerwünschte Verhaltensweisen zu verurteilen.
Wenn dein Kind hingegen fantastische Neuigkeiten mitteilt, solltest du es feiern. Es sei denn, es ist ihm sehr peinlich, wenn du auf dem Schulparkplatz auf und ab springst und rufst: „Er hat eine Eins! Er hat eine Eins!“
(Übrigens solltest du seine harte Arbeit und seine Entschlossenheit feiern – nicht nur die Endnote).
3. Höre zu
Für viele Eltern ist es eine Realität, dass wir unseren Kindern nicht immer die volle, ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Zwischen Handys, Arbeit, Fernsehen und sozialen Kontakten fällt es vielen Eltern schwer, ganz bei ihren Kindern zu sein.
Wenn du dich mit deinem Kind unterhältst, egal ob es sich um ein einfaches oder kompliziertes Thema handelt, solltest du ihm wirklich zuhören. Sonst könnte es das Gefühl haben, dass seine Aussagen nicht wertgeschätzt werden.
Wenn unsere Aufmerksamkeit immer wieder abgelenkt wird, ist es leicht zu erkennen, wie schnell Kinder frustriert werden können. Schließlich werden sie ihre Versuche, mit uns zu kommunizieren, einschränken oder sogar ganz aufgeben.
4. Sei geduldig
Manchmal öffnen sich Kinder trotz deiner besten Bemühungen nicht. Es kann sein, dass sie Zeit brauchen, um ihre Erfahrungen und Gefühle zu verarbeiten, bevor sie bereit sind zu reden.
Es ist auch möglich, dass sie die Dinge selbst herausfinden wollen. In vielen Fällen ist es gut, wenn du sie diese Problemlösungsfähigkeiten ohne Einmischung durchlaufen lässt.
Es ist hilfreich, daran zu denken, dass es sich wie Nörgelei anfühlen kann, wenn man zu viele Fragen zu früh stellt. Dadurch fühlt sich dein Kind garantiert weniger kompetent, weniger selbstbewusst und weniger bereit zu kommunizieren.
Das gilt besonders für Teenager, die auf dem Weg in die Selbstständigkeit sind. Versuche eine gute Balance zwischen deinem Wunsch nach Informationen und der Anerkennung eines gesunden persönlichen Freiraums zu finden. Aber versichere immer, dass du jederzeit zur Verfügung stehst, wenn dein Kind reden möchte.
Bitte beachte: Es ist möglich, dass dein Kind mit einem ernsten emotionalen Problem wie Mobbing, Angst oder sogar Depression zu kämpfen hat. Mache dich mit den Anzeichen für diese Probleme vertraut. Im Zweifelsfall ist es immer am besten, dem Problem auf den Grund zu gehen und eine/n Berater/in oder eine medizinische Fachkraft zu Rate zu ziehen.
5. Verbringe täglich Zeit mit deinen Kindern
Die besten Beziehungen leben von der Kommunikation. Je mehr du dich auf die Beziehung zu deinem Kind fokussierst, desto eher wird es dir Dinge mitteilen.
Dabei spielt es keine Rolle, ob sie wortkarg oder distanziert geworden ist oder nicht. Tägliches und ungestörtes Beisammensein mit deinem Kind (während es etwas tut, was es liebt) ist der beste Weg, um eure emotionale Verbindung zu verbessern.
Wenn du dieser Zeit Priorität einräumst, wirst du vielleicht sogar überrascht sein, was dein schüchternes Kindergartenkind oder dein mürrischer Teenager bereit ist, mit dir zu teilen.
Es ist leicht, diese extrem wichtige Taktik durch unseren vollen Terminkalender beiseite zu schieben, aber was auch immer du tust, kämpfe gegen diese Angewohnheit an.
Selbst wenn du Zeit findest, mit deinen Kindern allein zu sein, kann es ein mentaler Kampf sein, Basketball zum hundertsten Mal zu spielen oder Interesse am neuesten Videospiel deines Teenagers vorzutäuschen. Vergiss aber nicht, dass die Mühe, die du in die tägliche Interaktion mit deinen Kindern steckst, grenzenlos belohnt wird – für dich und dein Kind.
6. Stelle die richtigen Fragen
Eine Möglichkeit, kurze, nicht detaillierte Antworten deiner Kinder zu vermeiden, ist es, Fragen zu stellen, die nicht mit einem einfachen „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können.
Eltern neigen dazu, immer die gleichen allgemeinen Fragen zu stellen oder sich auf Fragen zu konzentrieren, die zu allgemein gehalten sind. „Hattest du einen schönen Tag?“ ist vielleicht eine freundliche Art, ein Gespräch zu beginnen, aber sie fragt sicher nicht nach Details. Wenn die Fragen nicht spezifisch sind, wählen Kinder oft die einfache Antwort.
Stattdessen könnte eine Frage wie „Was hat dir heute beim Basteln gefallen?“ mit einer lustigen Beschreibung von Klebstoff und Glitzer beantwortet werden.
Auf die Frage: „Was denkst du, was für ein interessantes Projekt für eine Wissenschaftsmesse wäre?“, könnte dein Kind auf das Sonnensystem zu sprechen kommen.
Ein gewichtigerer Themeneinstieg könnte sein: „Wie hast du dich gefühlt, als dein Freund gestern weggezogen ist?“
In jedem dieser Fälle könntest du immer noch mit einem passiven „Ich weiß es nicht“ konfrontiert werden. In jedem Fall lädt deine Fragemethode zu einem ausführlicheren Gespräch ein und kann sich zu deinen Gunsten auswirken.
7. Sei ein Vorbild
Unsere Kinder lernen immer von uns – auch wenn sie älter sind und wir uns fragen, ob sie zuhören. Versuche, Kommunikationslücken zu schließen, indem du von deinem Tag erzählst oder etwas erwähnst, das dir auf dem Herzen liegt.
Wenn du immer bereit bist, deine Gefühle auszudrücken, sollten sie sich auch frei fühlen, das zu tun. Versuche auch, dein Gespräch mit den Worten zu beenden: „Danke fürs Zuhören. Ich fühle mich besser, wenn ich mit dir über Dinge sprechen kann.“ Vielleicht hörst du beim nächsten Mal die gleichen Worte zurück.
Fazit
Elternschaft ist schon schwer genug, ganz zu schweigen von den Informationen, die du brauchst, um deine Kinder durch die Hindernisse des Lebens zu führen. Selbst wenn es sich nur um einfache, grundlegende Details handelt – wir wollen von unseren Kindern hören!
Wenn du das nächste Mal Lust auf Neuigkeiten hast, probiere eine der oben genannten Strategien aus. Aber beschwere dich nicht, wenn dein Kind der nächste geschwätzige Knirps wird. Sag nicht, wir hätten dich nicht gewarnt.
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