Jungs sind für viele Eltern ein Rätsel, vor allem für die, die in reinen Mädchenhaushalten aufgewachsen sind oder in ihren ersten Lebensjahren nur wenig Kontakt zu Männern hatten.
Je mehr du über Jungen weißt, desto besser kannst du als ein Elternteil, Betreuer/in oder Lehrer/in auf ihre Bedürfnisse eingehen.
Hier sind neun Fakten, die dir helfen, besser zu verstehen, wie Jungen ticken:
1. Erforschendes Lernen
Jungen lernen wahrscheinlich eher aus Erfahrung, als daraus, dass ihnen etwas gesagt wird. Das kann die Erziehung von Jungen zu einer Herausforderung machen, vor allem, wenn du selbst nicht risikofreudig bist. Die wahrscheinlich größte Herausforderung ist es, für ihre Sicherheit zu sorgen, deshalb sollten einige Risiken nicht erlaubt sein. Als Elternteil kann es auch schwierig sein, die Person zu sein, die die Jungen darin unterstützt, wenn die Lektionen, die sie lernen, ihnen Kummer und Tränen bringen.
2. Das männliche Gehirn
Das Gehirn eines Mädchens ist in den ersten fünf Lebensjahren damit beschäftigt, feinmotorische, sprachliche und soziale Fähigkeiten zu entwickeln, die von Eltern und Lehrern sehr geschätzt werden. Das Gehirn eines Jungen hingegen ist mit der Entwicklung von Grobmotorik, räumlichem Vorstellungsvermögen und visuellen Fähigkeiten beschäftigt. Das sind alles praktische Jagdfähigkeiten. Deshalb fangen Jungen in der Schule oft mit einem deutlichen Nachteil an, wenn es darum geht, zu lernen und sich einzufügen.
3. Der Reifeunterschied zu Mädchen
Der Reifeunterschied zwischen Jungen und Mädchen, der in der Regel zwischen 12 Monaten und zwei Jahren liegt, scheint sich bis ins Erwachsenenalter fortzusetzen. Das sollten Eltern berücksichtigen, wenn sie das Einschulungsalter für ihre Söhne festlegen. Dieser Unterschied zeigt sich auch, wenn die Kinder die Schule abschließen und ins Studium oder ins Berufsleben wechseln. Oft sind Mädchen besser in der Lage, erfolgreich zu sein, und viele Jungen fallen zurück, sobald sie die Schule verlassen.
4. Treuebedürfnis
Wenn du verstehst, dass die Treue eines Jungen zu seinen Freunden und seiner Familie ein wichtiger Faktor ist, wirst du die männliche Psyche besser verstehen. Jungen werden unglaublich stark von Gleichaltrigen beeinflusst, was viele von ihnen zurückhält. Nur ein mutiger Junge kann der Gruppe einen Schritt voraus sein, daher halten sie sich oft gegenseitig zurück, wenn es darum geht, etwas zu erreichen.
Treue gegenüber anderen kann Jungen in Schwierigkeiten bringen. Wenn du die Schwester eines Jungen beleidigst, musst du mit einer Schlägerei rechnen. Beleidige seine Freunde und du wirst großen Ärger bekommen.
5. Lernmotivation
Jungen brauchen in der Regel einen Grund zum Lernen. Wenn du Schwierigkeiten hast, deinen Sohn zu motivieren, dann versuche, das Lernen mit seinen Interessen zu verknüpfen. Vielleicht spielt er ein Musikinstrument, wenn er weiß, dass er in einer Band spielen kann, oder er übt das Kicken, wenn er sieht, dass er dadurch mehr Tore schießen kann.
Wenn dein Sohn gerne Skateboard fährt, ist es wahrscheinlich, dass er mehr darüber wissen will. Wenn er Probleme mit dem Lesen hat, kannst du das als Motivationshilfe nutzen.
6. Neigung zum Kämpfen
Leonard Sax, Autor des Buches Why Gender Matters, berichtet von einer einjährigen Studie mit Grundschüler/innen auf dem Spielplatz, bei der sich Jungen 20 Mal häufiger prügeln als Mädchen. Diese Prügeleien waren nicht immer zerstörerisch, denn die Forschenden fanden heraus, dass die Jungen nach dem Streit in der Regel bessere Freunde wurden. Sax stellt fest, dass männliche Menschenaffen die gleiche Neigung zum Kämpfen haben, und stellt die Vermutung auf, dass Aggression ein Teil des Sozialisierungsprozesses von Männern ist. Er behauptet, dass männliche Menschenaffen, die sich in jungen Jahren nicht mit anderen Männchen prügeln, als Erwachsene gewalttätiger werden. Auch wenn sich manche Jungen prügeln, ist es ein wichtiger Teil des Sozialisierungsprozesses, ihnen zu vermitteln, wie man Konflikte mit Worten und nicht mit Handtgreiflichkeiten löst.
7. Ruhezeiten
Jungs haben nicht die gleiche angeborene Neigung zum Nachdenken wie Mädchen. Verstehe mich nicht falsch, Männer jeden Alters haben die Fähigkeit, über ihr Verhalten, ihre Werte und ihr Leben (wenn sie älter sind) nachzudenken, aber sie brauchen das richtige Umfeld, damit sie das tun können.
Ruhezeiten und kurze Denkpausen geben Jungen die Möglichkeit, ihre Gedanken schweifen zu lassen. Es hilft ihnen auch, sich selbst kennen und sogar mögen zu lernen. Jungen können oft am besten alleine denken und ziehen sich deshalb in ihre Höhlen (Schlafzimmer) zurück, wenn in der Schule oder in ihren Beziehungen etwas schief läuft. Sie müssen in sich gehen, um ihre Antworten zu finden.
8. Gruppenorientierung
Jungen sind von Natur aus gruppenorientiert. Sie wollen dazugehören. Sie neigen dazu, Spiele in einer Gruppe zu spielen und schließen sich in strukturierten Freundschaftsgruppen zusammen. Jungen wollen in der Regel nicht aus der Gruppe herausragen.
Lass sie nicht vor ihren Freunden schlecht dastehen und verstehe, dass sie lieber schlechte Freundschaften schließen, als allein zu sein. Sie bevorzugen eher die „falschen Freunde“ als gar keine Freunde.
9. Anerkennung
Anerkennung ist das Herzstück einer erfolgreichen Erziehung von Jungen. Sie würden über zerbrochenes Glas oder glühende Kohlen gehen, wenn sie merken, dass du sie magst. Diese Vorstellung hält viele von ihnen in gewisser Weise zurück, denn die meisten Jungen arbeiten nur dann für eine Lehrkraft, wenn sie sie mögen und verweigern sich dem Lernen, wenn sie merken, dass die Lehrkraft sie nicht mag.
Nimm dir die Zeit, um eine Beziehung zu deinen Söhnen oder den Jungen, mit dem du zu tun hast aufzubauen. Einige Jungen reden gerne, andere mögen es, gemeinsam etwas zu unternehmen. Manche mögen es, wenn du als Erwachsener etwas für sie tust, andere sind sehr bewegungsfreudig und lieben es, berührt, geknuddelt und umarmt zu werden, und wieder andere lieben einfach Geschenke und Erinnerungsstücke. Finde die Vorlieben der Männer in deinem Leben heraus und sorge dafür, dass du sie berücksichtigst.
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