Wenn du in einen Machtkampf mit einem Kind oder Jugendlichen verwickelt bist, wirst du ewig darum kämpfen müssen, es dazu zu bringen, mit dir zusammenzuarbeiten. Außer du nimmst einige Änderungen vor. Mit Druck kannst du sie nicht zur Mitarbeit zwingen, denn sie werden sich weigern oder auf eigene Faust herumtrödeln.
Kommt dir vielleicht eine dieser Situationen bekannt vor?
Du versuchst, ein Kind dazu zu bringen, etwas zu tun, aber es will einfach nicht kooperieren. Deine Bitte um Hilfe wird mit einer Ausrede oder, schlimmer noch, mit einem Streit beantwortet. Wenn du dein Kind an die Schlafenszeit erinnerst, sagt es trotzig „NEIN!“ oder – noch schlimmer – trödelt. „Ich gehe gleich ins Bett“, ist die Antwort einiger Kinder. Das ist frustrierend!
Es gibt in den meisten Familien mindestens ein Kind, das darauf besteht, seinen Willen durchzusetzen und sich nicht gerne etwas vorschreiben lässt. Ich nenne sie „Zwing mich doch“ -Kinder, weil ihr ganzes Verhalten darauf abzielt, dass du sie dazu zwingst, das zu tun, was du verlangst. Diese Kinder legen Wert auf Macht und schrecken vor keinem Kampf zurück.
Warum du Machtkämpfe vermeiden solltest
Machtkämpfe zwischen Eltern und Kindern sind keine Seltenheit. Oft wird das „Weil ich das sage“ wichtiger als der Grund des Streits.
Die Hauptursache für diesen Willenskampf zwischen Eltern und anspruchsvollen Kindern ist im Grunde das Verlangen nach Kontrolle. Wenn du mit einem Kind in einen Machtkampf verwickelt bist, musst du immer mit ihm um Zusammenarbeit kämpfen, es sei denn, du schlägst einen anderen Weg mit ihm ein.
Vergiss die „Mach das und zwar sofort!“-Methode bei diesen Kindern.
In der Vergangenheit hat das vielleicht funktioniert, und bei „braven“ Kindern mag es auch effektiv sein, aber heutzutage reicht es nicht mehr aus. Insbesondere nicht bei Kindern, die der Chef sein wollen.
Solche Kinder weigern sich zu kooperieren, wenn der Tonfall und die Sprache von Zwang geprägt sind. Diese Kinder legen Wert auf Kontrolle und wollen Unabhängigkeit. Deshalb musst du auf eine Art und Weise kommunizieren, die ihr Bedürfnis, die Kontrolle zu behalten, nicht weckt.
Diese Kinder reagieren gut auf die Sprache der Zusammenarbeit, bei der du ihnen die Wahl lässt und sie eher um Hilfe bittest, als dass du sie einforderst. Du musst nicht zu Kreuze kriechen, aber achte darauf, wie du mit ihnen sprichst, und denke daran, dass du dir die Zusammenarbeit erarbeitest, nicht einforderst!
Wie du mit diesen Kindern umgehen solltest
Hier einige Strategien, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Kinder, die gerne der/die „Chef/in“ sind, mitmachen:
- Streite nicht um jedes Thema: Sei dem/der kleinen „Chef/in“ gegenüber nachsichtig und lass ihn/sie einige Entscheidungen treffen. Wenn du in jedem Bereich ihres Lebens ein Mitspracherecht haben willst, wirst du dich bald in Machtkämpfe über eher unbedeutende Dinge wie Kleidung, Sauberkeit im Kinderzimmer und Essen verwickeln lassen. Wenn ein Kind zum Beispiel im Winter keinen Pullover tragen will, dann ist das eben so. Es gibt Wichtigeres, als sich darum zu kümmern! Ich erlebe immer wieder, dass sich Eltern wegen Kleinigkeiten aufreiben und bei großen Problemen einfach aufgeben!
- Sag ihnen, was du tun wirst: Viele von uns sagen ihren Kindern, was sie tun sollen, und sie ignorieren es sofort. Es ist viel besser, ihnen zu sagen, was DU tun wirst. Diese subtile Veränderung der Sprache hat eine große Wirkung, wenn es darum geht, die Kinder zur Mitarbeit zu bewegen. Wenn du deinem Kind das nächste Mal sagen willst, was es zu tun hat, halte dich zurück. Sage ihm stattdessen, was du zu tun gedenkst. Hier ein paar Beispiele: “Ich werde das Eis verteilen, sobald du dich an den Tisch gesetzt hast.“ „Ich werde dir zuhören, wenn du dich beruhigt hast.“ „Ich werde weiterfahren, wenn du ruhig bist.“ Wenn du dir angewöhnst, dich auf das zu konzentrieren, was du tun wirst, statt auf das, was sie tun sollten, wirst du schon bald eine Veränderung bezüglich ihres Verhaltens feststellen.
- Lasse die Konsequenzen ihre Wirkung entfalten: Natürlich musst du aufhören, deine Kinder wegen ihres Verhaltens zu ermahnen und ihnen erlauben, die Konsequenzen ihrer schlechten Entscheidungen zu tragen. Damit entziehst du dich dem Machtkampf und lässt die Erfahrung ihr Lehrmeister sein.
Machthungrige oder rechthaberische Kinder sind eine Herausforderung für Eltern, die autoritär veranlagt sind oder sehr autoritär erzogen wurden. Diese Kinder müssen cleverer angepackt werden, wenn wir sie zur Kooperation bewegen wollen. Sie werden oft als stur, ungehorsam, dickköpfig und streitsüchtig bezeichnet. Andererseits können sie auch willensstarke, durchsetzungsfähige und entschlossene Menschen sein.
Egal wie, sie können uns als Eltern im täglichen Umgang mit ihnen vor Hindernisse stellen, besonders wenn sie uns direkt herausfordern. Aber mit einer kleinen Veränderung des eigenen Erziehungsstils können sie zu wunderbaren Kindern heranwachsen, die selbstbewusst sind und eigenständig Lösungen finden.
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