„Tu es nicht!“
Ich saß im hinteren Teil des Klassenzimmers und sah, wie ein vierzehnjähriger Schüler seine Lehrerin auf eine Art und Weise verspottete, wie es nur junge, heranwachsende Jungen tun können. Die Lehrerin forderte den Schüler auf, wieder an seine Arbeit zu gehen und die anderen nicht mehr zu stören, und erinnerte ihn daran, dass sein Verhalten nicht in Ordnung war. Widerwillig nahm der Schüler seine Arbeit wieder auf. Doch kurz bevor er den Kopf einziehen konnte, sagte er, dass es eine dumme Arbeit sei, die er machen müsse.
Der junge Mann warf der Lehrerin ein „imaginäres Seil“ (das letzte Wort, ein Spott, eine Stichelei, ein Scherz) hin, das sie aufheben sollte.
„Heb es nicht auf! Lass es einfach los!“, dachte ich, als ich im hinteren Teil des Raumes saß. Er machte sich wieder an die Arbeit. Das war die Art des Jungen, sein Gesicht vor seinen Mitschüler/innen zu wahren.
Die Lehrerin hob allerdings das imaginäre Seil auf und begann eine Schimpftirade, die sehr persönlich war.
Ich entdeckte das leiseste Grinsen im Gesicht des Schülers, das sagte: „Erwischt!“ Die Äußerungen der Lehrerin waren wie Wasser auf dem Rücken einer Ente. Er genoss sie und ich sah, wie sein Status in der Gruppe der männlichen Mitschüler noch weiter anstieg.
Worum geht es also?
Der schwierige Teil im Umgang mit Kindern, egal ob du Lehrkraft oder ein Elternteil bist, besteht darin, einige ihrer „letzten Worte“ und ihre verbalen Kommentare zu ignorieren.
Ich will damit nicht sagen, dass wir alle Sticheleien oder unhöflichen Bemerkungen ignorieren sollen, aber es gibt viele Gelegenheiten, bei denen wir das „imaginäre Seil“ einfach liegen lassen sollten. Wenn wir „das Seil aufheben“, werden wir normalerweise wieder selbst zum Kind!
Das „Seil werfen“ ist deshalb so wirkungsvoll, weil hinter den meisten Konflikten zwischen Kindern und Erwachsenen diese tieferen Bedürfnisse stehen:
- Macht („Ich will, dass du das tust“),
- Position („Ich bin der Erwachsene, also solltest du auf mich hören“) und
- Prestige („Ich möchte, dass die anderen denken, dass ich eine gute Erziehungsarbeit leiste“).
Argumente, letzte Worte oder Ausreden, bei denen es oft darum geht, das Gesicht der Kinder zu wahren, bedrohen unsere Position oder unser Ansehen als Eltern oder Lehrerkräfte. „Das kannst du nicht zu mir sagen, ich bin der Erwachsene“, ist die Art von Denken, die uns jedes Mal ins Verderben stürzt.
Vier Alternativen zum Aufheben des Seils wären:
- Aufhören, lächeln, ignorieren und weggehen.
- Wenn das Problem wichtig war, wähle den richtigen Zeitpunkt und Ort, um mit deinem Kind über sein Verhalten zu sprechen.
- Wenn es nicht wichtig ist, lass es bleiben. Manche Kinder schätzen nur den Streit, also kämpfe nicht.
- Nutze Humor, um die Situation zu entschärfen. Selbstironischer Humor funktioniert gut; Sarkasmus funktioniert nicht.
Wenn ein Kind das nächste Mal „die Flinte ins Korn wirft“, indem es das letzte Wort hat oder einen schnellen Spruch loslässt, mach dir klar, was gerade passiert. Sieh dir das imaginäre Seil an, lächle und weigere dich, es aufzuheben. Das ist das, was Erwachsene tun sollten.
Das ist harte Arbeit, aber unerlässlich, wenn wir erfolgreich das Beste aus dem Verhalten der Kinder herausholen wollen.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/gruppe-von-kindern-die-auf-dem-stuhl-sitzen-5212700/