Manchmal scheint es so, als ob Babys ganz klare Ansichten über Lebensmittel hätten. Was geht nur in ihren Köpfen vor? Können sie grüne Bohnen wirklich nicht ausstehen? Oder lieben sie Reisbrei? Mögen Babys lieber fades Essen, oder bevorzugen sie bestimmte Gewürze? Nehmen Babys Geschmäcker auf dieselbe Weise wie Erwachsene wahr? Schmecken sie Dinge , die wir nicht schmecken?
Vorlieben bilden sich im Mutterleib
Spannende Forschungsergebnisse geben Antworten. Zum Beispiel deuten Experimente darauf hin, dass sich die Vorlieben für bestimmte Lebensmittel schon im Mutterleib bilden. Es gibt auch Anzeichen dafür, dass sich Babys an den Geschmack von Lebensmitteln gewöhnen, die sie in der Muttermilch oder dem Fläschchen finden. Wir wissen auch, dass sich Kinder durch das Verhalten von Vorbildern beeinflussen lassen. Wenn sie sehen, wie jemand anderes ein Lebensmittel isst, können sie es eher akzeptieren.
Und nein – Babys bevorzugen nicht zwingend fades Essen. Sie bevorzugen noch nicht einmal fade Muttermilch! In einem Experiment mit drei Monate alten Säuglingen baten Forscher stillende Mütter, Knoblauch zu essen und beobachteten dann, wie die Babys darauf reagierten. Wenn die Konzentration des Knoblauchs in der Muttermilch ihren Höhepunkt erreichte, saugten die Babys länger an der Brust.
Die Forschung kann uns also helfen, die Reaktionen unserer Babys auf verschiedene Lebensmittel besser zu verstehen. Hier sind einige Tipps, wie du die Essgewohnheiten deines Babys besser verstehen kannst.
Neue Lebensmittel ausprobieren
Gib nicht auf, nur weil dein Baby einen komischen Gesichtsausdruck macht! In diesem Fall hatte Oma wohl recht: Babys machen wirklich alle möglichen Grimassen, wenn sie eine neue, feste Nahrung probieren – auch wenn diese Nahrung zu einem Lieblingsessen werden könnte.
In einem Experiment mit Babys, die gerade von Reisbrei auf andere Formen von Babynahrung umsteigen, zeichneten Forscher die Mimik der Babys auf, die zum ersten Mal pürierte grüne Bohnen probierten. Dies waren die häufigsten Reaktionen:
- 95% der Babys blinzelten
- 82% zogen die Augenbrauen zusammen
- 76% hoben die Oberlippe
- 42% rümpften die Nase
Solche Reaktionen wirken wie Ekel oder Abscheu, und tatsächlich standen diese Ausdrücke im Zusammenhang mit der Akzeptanz von neuen Speisen. Je mehr die Kinder blinzelten, desto langsamer aßen sie.
Aber das Wichtigste ist: Die Babys haben ihre anfängliche Abneigung gegen grüne Bohnen überwunden. Es dauerte einfach eine Weile.
Forscherinnen und Forscher baten die Mütter der Babys, die Kinder acht Tage lang jeden Tag mit grünen Bohnen zu füttern. Dabei handelte es sich nicht um eine erzwungene Mahlzeit. Täglich bot die Mutter dem Baby grüne Bohnen an, bis es das Essen entweder dreimal ablehnte (indem es sich wegdrehte oder den Löffel mit der Hand zurückschob) oder seinen Teller leer aß. Nach acht Tagen aßen die Babys die dreifache Menge an pürierten grünen Bohnen im Vergleich zum Anfang der Studie.
Die Mütter konnten das aber interessanterweise nicht feststellen. Die Forscher/innen baten die Mütter einzuschätzen, wie gern ihre Babys grüne Bohnen mochten – sowohl vor als auch nach der Studie. Die Einschätzungen der Mütter änderten sich nicht. Das lag vielleicht daran, dass die Babys weiterhin Grimassen schnitten, während sie aßen.
Eltern sollten sich also von ein paar schrägen Grimassen nicht allzu sehr abschrecken lassen. Wenn du dein Kind täglich damit in Berührung bringst – auch wenn es nur drei kleine Häppchen sind – wird es ein neues Nahrungsmittel möglicherweise leichter annehmen.
Der Verzehr von Obst
Verdirbt man Babys mit süßen Lebensmitteln nicht den Appetit auf andere Arten von Babynahrung? Tatsächlich gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für diese Vermutung. Im Gegenteil, Studien legen nahe, dass Kinder ein neues Gemüse eher mögen, wenn ihre erste Erfahrung mit dem Gemüse mit einem süßen Geschmack verbunden ist.
Deshalb bekam die Hälfte der Babys in der Studie mit grünen Bohnen nach jeder Einheit Pfirsiche. Dies erwies sich als wichtig, denn
„…nur diejenigen, die nach den grünen Bohnen Pfirsiche bekamen, schienen den Geschmack der grünen Bohnen nach dem Verzehr mehr zu mögen“.
Warum verbessert ein süßer Nachtisch die Vorliebe eines Babys für Gemüse? Ich nehme an, dass es darum geht, das System des Babys zu überlisten, welches ein Rückmeldung über das gegessene gibt. Dies beschreibt, wie wir uns nach dem Verzehr eines Lebensmittels fühlen, und führt zu einem schnellen, selbsttätigen Lernprozess. Verbinden wir ein Lebensmittel mit angenehmen Gefühlen wie Sättigung oder Zufriedenheit, neigen wir dazu, es zu mögen. Hinterlässt ein Lebensmittel bei uns ein Gefühl des Hungers, sind wir weniger begeistert.
Wenn wir uns nach dem Essen krank oder unwohl fühlen, entwickeln wir möglicherweise eine sofortige Abneigung gegen den Geruch und den Geschmack des Lebensmittels. Möglicherweise bemerkten also die Babys, die grüne Bohnen „allein“ aßen (d.h. ohne Pfirsiche als Nachspeise), den relativ geringen Energiegehalt der grünen Bohnen eher. Im Gegensatz dazu waren die Babys, die Pfirsiche als Nachspeise bekamen, wahrscheinlich nach jeder Mahlzeit zufriedener. Deshalb entwickelten sie auch eine größere Vorliebe für grüne Bohnen.
Wie du herausfindest, was dein Baby nicht mag
Solltest du dein Baby zum Essen zwingen? Nein. Es gibt viele Gründe, Babys nicht zu zwingen, zu essen. Bestenfalls ist es eine sinnlose Anstrengung. Wenn man Menschen zwingt, ein Lebensmittel zu essen, mögen sie es weniger. Schlimmstenfalls zwingst du dein Baby dazu, etwas zu essen, gegen das es allergisch oder sensibel ist.
Der Schlüssel herauszufinden, welche Lebensmittel dein Baby nicht mag, liegt meiner Meinung nach darin, wie das Baby reagiert, wenn du versuchst, es zu füttern. Wenn es den Kopf wegdreht, den Löffel wegschiebt oder würgt, mag es das Essen nicht. Jedenfalls bis morgen, wenn es – wie die Babys im Experiment mit den grünen Bohnen – erneut probieren kann.
Die Geschmackswahrnehmung von Babys
Ist es möglich, dass Babys Geschmäcker anders wahrnehmen als wir? Ja, das ist gut möglich.
Unser Geschmacksempfinden wird von zwei Informationsquellen beeinflusst:
- Von unserer Zunge werden die primären Geschmäcker wahrgenommen – Süßes, Saures, Bitteres, Salziges und Umami, ein herzhafter Geschmack, der mit Glutamat verbunden ist und in Fleisch, Milchprodukten und Pilzen vorkommt.
- Mit unserer Nase können wir alle anderen, komplexeren Geschmäcker wie Knoblauch, Kümmel oder Zimt unterscheiden.
Experimente zeigen, dass Babys bei der Geburt einen ausgeprägten Geruchssinn haben. Und Neugeborene können Süßes, Saures, Umami und einige bittere Geschmäcker erkennen. Die Fähigkeit, Salziges zu erkennen, kommt später, mit etwa vier Monaten.
Das heißt aber nicht, dass dein vier Monate altes Kind die gleichen Geschmäcker wahrnimmt wie du. Viele Eltern wissen, dass Babys Lebensmittel, die für Erwachsene völlig akzeptabel erscheinen, oft hartnäckig ablehnen. Dafür gibt es mehrere mögliche Gründe:
- Mit der Zeit hast du gelernt, bittere und saure Geschmäcker zu tolerieren, die ursprünglich unangenehm waren.
- Babys könnten empfindlicher auf bittere Geschmäcker reagieren.
- Babys sind möglicherweise so „gepolt“, dass sie die süßesten Speisen erkennen und bevorzugen, denn Süße ist ein Hinweis auf einen höheren Energiegehalt.
- Selbst nach Berücksichtigung des Alters gibt es Menschen, die genetisch bedingt eine höhere Abneigung gegen Bitteres haben.
Trotz deiner Bemühungen kann es also sein, dass dein Baby manche Lebensmittel ablehnt, egal was du versuchst.
Anregung: Babynahrung selbst herstellen
Wie bereits erwähnt, fehlt es handelsüblichen Babynahrungen oft an Würze. Wenn dein Baby sich nach den Geschmacksrichtungen sehnt, die es während der Schwangerschaft oder durch die Muttermilch kennengelernt hat, dann kannst du jederzeit versuchen, deine eigene Babynahrung zu Hause herzustellen.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/person-essen-niedlich-augen-4669020/