„Mamiii! Mir ist es langweilig!“
Ich hatte mich schon seit Monaten auf diesen Satz vorbereitet, als die Schlafenszeit meines fast 4-Jährigen langsam in die „stille“ Zeit überging.
Ich fühlte einen tiefen Stich der Schuld. Sein kleiner Bruder schlief tief und fest und die Mittagsschlafzeit war für meine Arbeit unantastbar. Wir mussten das Problem lösen.
„Das ist eine lange Zeit für ein Vorschulkind“, meinte mein Mann. „Vielleicht müssen wir den Babysitter während der Mittagszeit behalten.“
Aber wir wussten beide instinktiv, dass wir unserem Vorschulkind keinen Gefallen tun würden, wenn wir jemanden für den Nachmittag engagieren würden. Als introvertierte Kinder hatten wir beide unsere Fantasie an langen, ungeplanten Nachmittagen mit selbst erfundenen Büchern und Figuren entwickelt. Wir hatten unzählige Stunden damit verbracht, im Garten herumzuwandern und auf Bäume zu klettern.
„Langeweile“ kann definiert werden als „die frustrierende Erfahrung, eine befriedigende Tätigkeit ausüben zu wollen, aber nicht zu können“. Das klingt zwar unangenehm und kann sich auch so anfühlen, aber zahlreiche Studien haben gezeigt, dass es gut für Kinder ist, sich zu langweilen. Langeweile bei Kindern kann viele positive Auswirkungen haben:
- Sie lernen, sich selbst zu motivieren und unabhängig zu handeln.
- Sie übernehmen Verantwortung für ihr eigenes Wohlbefinden.
- Sie suchen nach kreativen Herausforderungen.
Kinder, die mit unstrukturierter Zeit ohne geplante Unterhaltung konfrontiert sind, lernen, sich selbst zu beschäftigen. Langeweile kann deinem Kind sogar dabei helfen, seine von Gott gegebenen Leidenschaften zu entdecken und zu entwickeln.
In früheren Generationen war Langeweile einfach. Sie kam einfach auf. Zwischen Bildschirmen, Hausaufgaben und endlosen Aktivitäten ist Langeweile jedoch zu einem bedrohten Element geworden. Das bedeutet, dass wir bewusst unstrukturierte Zeit für unsere Kinder schaffen müssen, indem wir ihnen gesunde Grenzen setzen.
1. Wähle nicht zu viele Hobbys für dein Kind
Als Eltern willst du deinem Kind alle Möglichkeiten bieten, um erfolgreich zu sein. Es ist verlockend, schon Vorschulkinder für Sport, Musikunterricht und weitere Kurse anzumelden, um ihnen einen Vorsprung in der Schule zu verschaffen. Das sind zwar alles positive Dinge, aber ein enger Zeitplan kann schnell zu Stress, Kurzatmigkeit und Erschöpfung führen. Kreativität braucht Freiraum, um sich zu entfalten.
2. Kontrolliere seine Bildschirmzeit
Erstelle eine Strategie für die Bildschirmzeit, die Routineaufgaben und kreativen Aktivitäten Vorrang einräumt. Ich kenne eine Familie, die unbegrenzte Bildschirmzeit zulässt, nachdem ein Kind eine Checkliste abgearbeitet hat. Die Checkliste beinhaltet unter anderem die Erledigung einer Hausarbeit, das Lesen eines Buchkapitels und den Beginn eines kreativen Projektes. Oft sind die Kinder dabei die Liste abzuarbeiten und schaffen es gar nicht bis zur Bildschirmzeit.
3. Plane freie Zeit ein
Stelle deinen Kindern Kunstmaterial zur Verfügung oder stelle ihnen Aufgaben, die sie zur Verlangsamung und Konzentration zwingen, wie zum Beispiel:
Baue einen Legoturm, der so hoch ist wie du selbst.
Baue eine Maschine aus deinen Spielsachen.
Bastle ein Arrangement aus all den zufälligen Dingen, die du im Garten findest, in einem Glas.
Erfinde dein eigenes Rezept.
Bringe dem Hund einen neuen Trick bei.
In den letzten Monaten hat unser 4-Jähriger einen Rhythmus für seine Ruhezeit entwickelt. An manchen Tagen macht er ein Nickerchen. Manchmal werde ich gejagt, um zu wissen, „wie viele Minuten noch?“. Aber an den meisten Nachmittagen gehe ich nach oben und entdecke, dass unser kleiner Ingenieur ein Spinnennetz mit Seilen um sein ganzes Zimmer gewoben hat. Oder einen Wasserpark im Waschbecken des Badezimmers angelegt hat. Oder das Obergeschoss mit Post-it-Zetteln als Straßenschilder beklebt hat.
Und jeden Tag werde ich darin bestärkt, dass ein bisschen Langeweile genau das ist, was er braucht, um sich zu entwickeln.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/sitzung-spielen-boden-kinder-8763058/