Neulich fragte mich eine Bekannte: „Ich habe mein 3-jähriges Kind mehr als einmal beim Lügen ertappt, indem es sein Spielzeug für Dinge verantwortlich machte, die es getan hat, oder Lügengeschichten erzählte. Wie soll ich damit umgehen?“
Da ich denke, dass sich viele Eltern diese Frage stellen, möchte ich meine Antwort mit euch teilen:
„Was du beschreibst, ist bei 3-Jährigen ganz normal. Kinder in diesem Alter verstehen den Unterschied zwischen Realität und Fantasie noch nicht ganz und eine wichtige Art und Weise, wie kleine Kinder der Welt einen Sinn geben, ist ihre Fantasie. Der erste Schritt besteht darin, zu verstehen, was diese Fantasie für es bedeutet, indem du neugierig bist und es nicht beurteilst. Ein negativer, anklagender Ton in eurem Gespräch könnte dazu führen, dass es sich verschließt und seine Gedanken und Gefühle nicht mitteilt. Wenn dein Kind erzählt, dass es wegen einer bösen Lehrerin von der Schule weggelaufen ist, könntest du sagen: „Wow! Du bist von der Schule weggelaufen, weil du das Gefühl hattest, dass deine Lehrerin gemein war. Was hat sie denn gemacht, dass sie so gemein war?“ Wenn es antwortet, bestätige die Gefühle, die es teilt. Zum Beispiel: „Das hat dich wirklich wütend gemacht. Wolltest du von der Person wegkommen, die dich so wütend gemacht hat?“ Wenn du verstehst, was deinen Sohn dazu bewegt hat, diese Geschichte zu erfinden, kannst du angemessen darauf reagieren. Vergiss nicht, dass das Besprechen seiner Geschichte nicht bedeutet, dass du sein Verhalten gutheißt. Wenn Kinder ihre Fantasie nutzen, um verschiedene Verhaltensweisen zu erforschen, ist es sogar weniger wahrscheinlich, dass sie diese auch im echten Leben ausleben. Je mehr du deinem Sohn also hilfst, sich in seiner Fantasie auszudrücken, desto besser. Frag ihn, was er tun könnte, wenn er wütend ist. Sammelt gemeinsam Ideen, wie er seine Gefühle ausdrücken kann, z. B. indem er der Lehrerin oder dem Lehrer erzählt, was ihn bedrückt. Wenn sich herausstellt, dass dein Kind weiterhin Geschichten erzählt, die ein ähnliches Thema haben, ist es wichtig, dem nachzugehen. In diesem Fall könntest du die Lehrkraft anrufen und fragen, wie es in der Klasse läuft. Erzähle ihr von den Gefühlen, die dein Sohn ausdrückt, und du bekommst vielleicht wichtige Informationen. Vielleicht interpretiert dein Sohn zum Beispiel die Art und Weise, wie die Lehrerin Regeln durchsetzt, oder die Art, wie sie in einem ernsten Ton spricht, als „gemein“. Sie muss wissen, wie sich dein Sohn fühlt, damit ihr gemeinsam an einer Lösung des Problems arbeiten könnt.“
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