Wenn es ein gemeinsames Thema gibt, das jedes Mal auftaucht, wenn ich mit Eltern von Mittelschülern spreche, dann ist es dieses: Es ist wirklich verwirrend und wirklich schwer. Und warum? Weil diese Lebensphase von Veränderungen geprägt ist, und Veränderungen sind für niemanden einfach.
Ich arbeite seit mehr als 14 Jahren mit Mittelschülern in der Schule, im Sport und in der Gemeinde. Auch wenn jede Situation anders ist, gibt es doch ein paar grundlegende Dinge, die bei den (meisten) Mittelschülern immer gleich bleiben, egal was passiert.
1. Sie brauchen Abstand von ihren Eltern
Das ist normal. Mittelschüler/innen wollen Freiheit. Sie sind keine Kinder mehr, und wenn sie so behandelt werden, rebellieren sie. Sie wehren sich gegen alles, von der Schlafenszeit über Hausarbeiten bis hin zu Ausflügen und sozialen Medien. Sie wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Sie haben es satt, dass man ihnen sagt, was sie zu tun haben und wann sie es tun sollen. Das ist die Spannung des Lebens irgendwo in der Mitte. Deshalb ist es so wichtig, dass du als ein Elternteil eines Mittelschülers oder einer Mittelschülerin andere Erwachsene in seinem oder ihrem Leben hast, denen du vertraust. Diese Erwachsenen können die Kluft zwischen deinem Teenager und dir überbrücken (und ihm helfen, zu erkennen, dass du doch Recht hast).
2. Ihr Verhalten ändert sich
Es kann sein, dass sie sich dir gegenüber auf eine bestimmte Art und Weise verhalten und bei jemand anderem das komplette Gegenteil. Du bekommst einen Anruf von ihrem/ihrer Lehrer/in, Trainer/in oder Kleingruppenleiter/in und hörst, wie hilfsbereit sie im Klassenzimmer sind oder wie ermutigend sie während der Gruppenstunde sind. Und du denkst sofort: “ Echt? Mein Kind? Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wann sie das letzte Mal etwas Ermutigendes zu ihren Geschwistern gesagt haben oder wann sie das letzte Mal im Haushalt geholfen haben, ohne sich zu beschweren.“ Es ist verwirrend, wenn sie sich bei verschiedenen Leuten anders verhalten. Warum tun sie das? Es ist nicht so, dass sie sich verstellen, sie probieren nur verschiedene Teile ihrer Persönlichkeit aus, um zu sehen, was am besten zu ihnen passt.
3. Die Meinung ihrer Freunde ist ihnen am wichtigsten
Das ist schwierig, denn während die Pubertät beginnt, sie von innen heraus zu verändern, versuchen Mittelschüler/innen verzweifelt, sich anzupassen. Der Zuspruch von Gleichaltrigen ist wichtiger als der Rat von Erwachsenen (vor allem von ihren Eltern). Man darf nicht sehen, dass sie diese Hosen tragen, mit diesen Jungs abhängen oder mit ihren Eltern in der Öffentlichkeit herumlaufen. Der Punkt ist, dass sich Teenager in der Mittelstufe mehr darum kümmern, was ihre Gleichaltrigen sagen, als alle anderen. Das gilt nicht nur für dein Kind.
4. Übertreibungen und Lügen
Wenn du dich fragst: „Was ist mit meinem Kind passiert? Früher waren sie nicht so“, dann weißt du, dass du nicht allein bist. Das ist die Mittelschule. Auf dem Abschlussball der 8. Klasse passiert etwas und dein Kind sitzt mit seinen Freundinnen weinend im Kreis auf der Toilette. Wenn es ein Trend ist, reden sie darüber… nonstop. Ein Freundschaftsdrama ist im Grunde eine handfeste Schlägerei (mit Worten oder Gerüchten). Es donnert draußen und sie tun so, als wären sie noch nie in ihrem Leben in ein Gewitter geraten. Sie sehen draußen eine Schlange, die sie ganz sicher fressen will. Ihre Lehrerin ist offensichtlich die ungerechteste Person auf dem ganzen Planeten. Oh, und sie haben die Hausaufgaben nicht abgeschrieben oder beim Test geschummelt; sie haben sich nur am Kopf gekratzt! Du verstehst, was ich meine. Es ist eine Phase voller Übertreibungen.
5. Sie haben Unsicherheiten
Sie haben das Gefühl, dass sie die Einzigen sind, die diese Sache namens Mittelschule durchmachen. Und wenn du das Gefühl hast, dass du der Einzige oder die Einzige bist, der etwas durchmacht, hast du das Gefühl, dass alle Augen auf dich gerichtet sind. Es ist wichtig, das, was mit ihnen und um sie herum passiert, zu normalisieren. Aber sei dir darüber im Klaren, dass sie vielleicht noch unsicherer werden, wenn du sie darauf ansprichst, was mit ihrem Körper passiert. Wenn du versuchst, deinen Mittelschüler oder deine Mittelschülerin dazu zu bringen, vor Gleichaltrigen etwas zu tun, und er oder sie wehrt sich dagegen, gibt es dafür wahrscheinlich eine körperliche Erklärung. Schweißflecken. Auslaufende Periode. Falscher BH. Blähungen. Essen in der Zahnspange. Akne. Obwohl das alles normal ist, fühlt es sich für sie isolierend an. Dränge sie also nicht.
6. Erlaube ihnen Spaß zu haben
Du darfst nicht langweilig sein, sonst werden sie keine Zeit mit dir verbringen wollen. Sie wollen nicht nur, dass du ihnen erlaubst, Spaß zu haben; sie wollen, dass du mit ihnen Spaß hast. Gleichzeitig wollen sie aber auch, dass du ihnen gegenüber ehrlich bist. Sie wollen ernst genommen werden. Sie wollen keine oberflächlichen Antworten. Sie wollen direkte, echte Erklärungen. Wenn sie dir etwas erzählen, das dir albern vorkommt, aber für sie real ist, darfst du nicht lachen. Du darfst es nicht abtun. Du musst es mit dem gleichen Maß an Ernsthaftigkeit angehen, um ihnen zu zeigen, dass du dich um sie sorgst.
7. YouTube ist ihr Ratgeber
Vielen Studien zufolge suchen 80-95% der Generation Z Rat über YouTube-Kanäle und -Videos. Bei den meistgesuchten Videos geht es um echte Geschichten, Videos aus dem Alltag, Videos hinter den Kulissen oder Anleitungsvideos. Sie wollen über Beziehungen und Dating, Teenager-Trends, Ratschläge für neue Fähigkeiten und vieles mehr wissen. Wenn sie nicht wissen, wie, gehen sie zu YouTube. Wenn sie nicht wissen, was es ist, gehen sie zu YouTube. Wenn sie berühmt werden wollen, gehen sie zu YouTube. Im Grunde solltest du also auch auf YouTube sein.
Die Erziehung von Mittelschülern ist keine leichte Aufgabe. Deshalb hilft es dir, zu verstehen, wo sie stehen und was normal ist, damit du als Elternteil bei Verstand bleibst. Vergiss nicht: Es geht nicht nur um dein Kind, es geht nur um die Mittelstufe.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/smartphone-madchen-internet-sitzung-4144288/
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