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Kindern beim Lernen helfen durch Selbsterklärungen

by Lara

Willst du Kindern helfen, Mathematik und Naturwissenschaften zu lernen? Experimente zeigen, dass Kinder ein besseres Verständnis für mathematische und naturwissenschaftliche Konzepte entwickeln können, wenn wir sie bitten, ihre Gedanken auszuformulieren. Doch um die besten Ergebnisse zu erzielen, müssen wir die Kinder mit wichtigen Informationen versorgen … und ihnen die richtigen Fragen stellen.

Nachfolgend findest du einen Überblick über Forschungsergebnisse und Tipps, wie du diese Technik in die Praxis umsetzen kannst.

Die Vorteile von Selbsterklärungen

Möglicherweise hast du es selbst schon bemerkt. Es ist einfacher, ein Konzept zu verstehen, wenn wir versuchen, es selber anderen zu erklären.

Zum Beispiel scheinen Schachanfänger ihre Fähigkeiten schneller zu verbessern, wenn sie das Erklären zu einem festen Bestandteil ihres Trainings machen. In einem Experiment wurden Spieler/innen, die die Züge eines Computers beobachten und erklären sollten, besser als diejenigen, die die Züge des Computers nur beobachteten.

Es gibt Hinweise darauf, dass Schüler/innen ihr Verständnis von Mathematik ebenso verbessern können, indem sie etwas erläutern, selbst wenn niemand zuhört.

Als Forscher/innen Neuntklässler/innen aufforderten, für einen Geometrietest zu lernen, indem sie sich den Stoff gegenseitig erklärten, erzielten diese Schüler/innen bessere Ergebnisse. Im Vergleich zu Schüler/innen, die anders lernten, waren die “ Erklärenden“ besser in der Lage, neue Aufgaben zu lösen, die inhaltlich mit dem Gelernten verbunden waren.

Doch die vielleicht aufschlussreichste Studie betrifft jüngere Kinder. In einer Studie mit 5-Jährigen gaben Bethany Rittle-Johnson und ihre Kolleg/innen (2008) den Kindern Aufgaben zur Erkennung von Mustern zu lösen.

Jede Aufgabe bestand aus einer Abfolge von 6 Spielzeuginsekten

Die Kinder wurden gefragt, was als nächstes kommt (z. B. eine rote Spinne).

Nachdem die Kinder antworteten, nannte man ihnen die richtigen Lösungen. Dann sollten sie erklären, warum die vorgegebenen Antworten richtig waren. Die Forscherinnen und Forscher ließen eine andere Gruppe von Kindern dieselbe Prozedur durchlaufen, aber ohne sie um eine Erklärung zu bitten. Welche Gruppe entwickelte eine bessere Fähigkeit, Muster zu erkennen? Als sie neue Rätsel lösen sollten, schnitten die „Erklärer/innen“ besser ab.

Warum hilft es Kindern zu lernen, wenn sie das Thema selbst erklären?

Vielleicht bringt es sie dazu, sich mit den grundlegenden Konzepten auseinanderzusetzen, so dass sie Zusammenhänge entdecken, die sie sonst übersehen würden.

Das ist die Behauptung von Cristine Legare und ihren Kolleg/innen.

Sie glauben, dass Vorschulkinder besonders häufig nach Erklärungen suchen, wenn sie auf neue Daten stoßen, die nicht mit ihren bisherigen Vorstellungen übereinstimmen. Unstimmige Ergebnisse veranlassen Kinder dazu, über mögliche, unbekannte Ursachen und ungesehene Zusammenhänge nachzudenken. Die Erklärungen, die sie dann hervorbringen, inspirieren sie dazu, ihre Vermutungen zu überprüfen.

Studien zum Lernen durch Erklären

Das Team von Legare beobachtete zum Beispiel, dass Zweijährige mehr Zeit damit verbrachten, ein neues Spielzeug zu erkunden, nachdem sie das Spielzeug erklärt hatten. Außerdem gingen die Kleinkinder bei ihren Untersuchungen systematischer vor.

Andere Experimente deuten darauf hin, dass Kinder, die etwas erklären, sich auf die Ursachen konzentrieren. Als Forscher/innen Vorschulkinder baten, zu erklären, wie ein neues Gerät funktioniert, erinnerten sich diese Kinder anschließend eher an die grundlegenden Eigenschaften des Geräts.

Das Erklären kann deshalb nützlich sein, weil es uns das bewusst macht, was wir noch nicht verstanden haben. Wenn das stimmt, könnte man erwarten, dass Erklärungen weniger hilfreich sind, wenn die Kinder die Konzepte bereits gut verstehen. Und genau das scheint auch der Fall zu sein. Als Forscher/innen Kindern im Schulalter einen hochwertigen, systematischen Mathematikunterricht boten, hatten die Kinder keinen zusätzlichen Nutzen von Selbsterklärungen.

Andererseits kann die Selbsterklärung auch scheitern, wenn die Kinder zu wenig wissen. Es ist nicht zu erwarten, dass Kinder die wichtigsten mathematischen Konzepte von alleine erkennen und herausarbeiten. Nicht umsonst hat die Menschheit Jahrtausende lang existiert, ohne dass jemand über diese Ideen gestolpert ist!

Wenn wir den Kindern also nicht genügend Informationen über die grundlegenden Konzepte geben, sollten wir nicht erwarten, dass die Selbsterklärung das Lernen der Konzepte unterstützt.

In einem Experiment stellte Bethany Rittle-Johnson (2006) Grundschüler/innen unvertraute mathematische Aufgaben wie diese:

3 + 4 + 8 = _ + 8

Einige Kinder bekamen ausdrückliche Anweisungen, wie sie vorgehen sollten (z. B. „Addiere 3+4+8 und ziehe dann 8 von der Summe ab…“). Andere forderte man einfach auf, ihr eigenes Vorgehen zu finden. Keine der beiden Gruppen wurde in das zugrunde liegende Konzept der Äquivalenz eingewiesen.

Anschließend sollte die Hälfte der Kinder in jeder Gruppe ihre Lösungen zu erklären. Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass die Selbsterklärung dazu beitrug, dass die Kinder die Verfahren besser beherrschten, und dass sie ihre Verfahren auf neue Probleme anwenden konnten.

Doch die Kinder zeigten kein besseres Verständnis dafür, wie die Methoden funktionierten. Sie verstanden nur selten, dass das Gleichheitszeichen bedeutet, dass die Summen auf beiden Seiten gleich sein müssen.

Was ist mit der Rolle der Zuhörer/innen?

Wir haben festgestellt, dass Kinder davon profitieren, wenn sie versuchen etwas zu erklären. Spielt es eine Rolle, ob sie Zuhörer/innen haben? Höchstwahrscheinlich.

In dem Experiment mit Spielzeuginsekten der 5-Jährigen fanden Rittle-Johnson und Kolleg/innen heraus, dass Selbstgespräche den Kindern beim Lernen helfen. Die Kinder machten allerdings noch größere Fortschritte, wenn sie ihren Müttern die Ideen erklärten.

Ein Experiment mit Studierenden legt außerdem nahe, dass Lernende davon profitieren, wenn sie andere unterrichten. Die Studierenden bekamen einen Text zu lesen und wurden nach dem Zufallsprinzip einer von drei Bedingungen zugeteilt:

  • Einigen Studierenden wurde gesagt, dass sie später über den Stoff getestet werden würden.
  • Manchen Studierenden wurde gesagt, dass sie eine Unterrichtsstunde darüber halten müssten (was sie dann aber nicht taten).
  • Anderen Studierenden wurde gesagt, dass sie den Stoff unterrichten müssten, was sie dann auch taten.

Wer hat das Material am besten verinnerlicht? Bei einem Test zum Leseverständnis erzielten die Studierenden, denen gesagt worden war, dass sie unterrichten würden, höhere Werte als andere Studierende. Am besten schnitten jene Studierenden ab, die tatsächlich eine Unterrichtsstunde abhielten.

Natürlich können wir nicht davon ausgehen, dass Kinder auf die gleiche Art und Weise profitieren wie Studierende. Aber eine clevere experimentelle Studie von Brown und Kane (1988) liefert verblüffende Hinweise darauf, dass sogar 3-Jährige einen Nutzen daraus ziehen, wenn sie versuchen zu unterrichten.

Die Studie lief folgendermaßen ab. Man forderte die Kinder auf, das Problem einer Figur aus einer Geschichte zu lösen – einem Mann, der nicht an ein hohes Regal kam.

Waren die Kinder ratlos, gaben die Forscher/innen ihnen die Lösung: In der Nähe gab es einige Autoreifen. Staple die Reifen, um einen Hocker zu bauen.

Danach wurde den Kindern eine zweite, vergleichbare Geschichte über einen Bauern vorgelegt, der Heuballen auf einem hohen Traktor stapeln musste.

Konnten die Kinder dieses Problem selbstständig lösen? Das hing davon ab, was als nächstes geschah. Einigen Kindern wurde gesagt, sie sollten die Geschichte einfach nur nacherzählen, bevor sie antworteten. Anderen wurde gesagt, dass sie einer Puppe die Lösung erklären sollten. Und dieser einfache Unterschied hatte eine große Wirkung. Bei den Kindern, die etwas vermitteln sollten, war die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch, dass sie das Problem selbst lösen konnten.

Wie können wir den größten Nutzen daraus ziehen?

Selbsterklärungen als effektive Lerntaktik

Wie bereits erwähnt, sind Selbsterklärungen nicht immer hilfreich. Bethany Riddle-Johnson und ihre Kolleg/innen (2017) haben einige der Fallstricke identifiziert und Vorschläge gemacht, wie man die Selbsterklärung zu einer effektiven Lerntaktik machen kann. Hier sind einige Tipps, die auf ihren Erkenntnissen basieren:

1. Wenn es abstrakte Konzepte zu lernen gilt, erwarte nicht, dass die Kinder diese von selbst entdecken.

Stelle ihnen die nötigen Hintergrundinformationen zur Verfügung.

2. Hilf den Kindern, gute Erklärungen zu entwickeln, indem du ihnen etwas vormachst oder ihnen Teilantworten gibst.

Im Fall der Mustererkennung (siehe oben) könntest du mit deinem Kind zunächst ein Beispiel durchgehen, das du löst und erklärst. Beschreibe die Abfolge, die du siehst, und weise auf das sich wiederholende Muster hin. Dann zeigst du, wie deine Antwort (der Vorschlag für das nächste Insekt in der Reihenfolge) dazu passt.

Als Alternative kannst du den Kindern auch eine Teilerklärung anbieten und sie bitten, die fehlenden Schritte zu ergänzen. In einigen Studien haben Lehrkräfte den Schülern mehrere Erklärungen vorgelegt und sie gebeten, die beste auszuwählen.

3. Bitte die Kinder zu erklären, inwiefern die richtige Information korrekt ist.

Bei den meisten Experimenten zur Selbsterklärung wurden die Schüler/innen gebeten, ein korrekt erarbeitetes Beispiel zu erklären. Wenn ein Kind eine falsche Lösung gefunden hat und sich dessen nicht im Klaren ist, ist es vielleicht nicht sonderlich hilfreich, es zu bitten, die Lösung zu begründen.

4. Weise die Kinder auf Fehler hin, die auf häufigen Irrtümern beruhen und bitte sie zu erklären, warum sie falsch sind.

Das ist etwas anderes, als Kinder zu bitten, eine falsche Antwort zu begründen. Das Kind beginnt mit dem Wissen, dass etwas falsch ist, und versucht zu erklären, worin der Fehler liegt.

Riddle-Johnson und ihre Kolleg/innen weisen darauf hin, dass die Forschung in diesem Bereich noch beschränkt ist. Verschiedene Studien deuten jedoch darauf hin, dass das Erkennen und Erklären fehlerhafter Argumente den Schülern helfen kann, richtige Schlussfolgerungen besser zu verstehen. Vielleicht lernen die Kinder dadurch auch, fehlerhaftes Denken zu vermeiden.

Bildquelle: https://unsplash.com/photos/o3tIY5pIork

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