Familien profitieren davon, wenn Teenager offen und ehrlich mit ihren Eltern kommunizieren. Doch wie können wir sie zu besserer Kommunikation anregen? Eine experimentelle Studie weist die Richtung: Wir müssen Kindern die entscheidenden Botschaften des aktiven, verständnisvollen Zuhörens geben. Dadurch fühlen sich unsere Kinder nicht nur wohler. Es hilft ihnen auch, uns zu vertrauen.
Die Pubertät ist eine schwierige Zeit. Viele Jugendliche haben mit emotionalen Herausforderungen zu kämpfen und manche entwickeln Verhaltensprobleme. Wie können Eltern helfen?
Einfühlungsvermögen und Aufgeschlossenheit sind wichtig (sie schützen dein Kind vor schädlichem Stress). Darüber hinaus ist es wichtig, das wachsende Bedürfnis deines Teenagers nach Selbstständigkeit zu erkennen.
Eine der wichtigsten Komponenten?
Offene und ehrliche Kommunikation
Gespräche. Offene, ehrliche und zielgerichtete Kommunikation.
Eine hochwertige Kommunikation kann die Beziehungen verbessern und Eltern über die Herausforderungen ihrer Kinder auf dem Laufenden halten. Sie kann deinem Kind auch helfen, mit schwierigen Gefühlen umzugehen.
Andererseits sind Defizite in der Kommunikation auch mit unerwünschten Folgen verbunden. Ein Beispiel dafür ist die Art von Problemen, die Psychologen als „externalisierendes Verhalten“ bezeichnen – störendes, aggressives oder dissoziales Verhalten.
Weltweit – in den unterschiedlichsten Ländern wie China, Italien, Kenia, Schweden und den USA – ist die Gefahr höher, dass Kinder externalisierendes Verhalten entwickeln, wenn sie es gewohnt sind, Geheimnisse vor ihren Eltern zu haben.
Die Qualität der Kommunikation verbessern
Wie können wir als Eltern die Qualität der Kommunikation mit unseren Kindern also verbessern?
Eine neue Studie liefert einige Antworten.
Die Wissenschaftler interessierten sich dafür, wie Eltern ihren Kindern zuhören. Wie wirkt sich das Zuhören der Eltern auf Teenager aus?
Die Forscher/innen wollten insbesondere das halbwegs aufmerksame Zuhören mit dem Gegenteil vergleichen: Sichtlich aufmerksamem, empathischem und qualitativ hochwertigem Zuhören.
Deshalb erstellten sie eine Reihe von realistischen, gefilmten Gesprächen zwischen einem Teenager und seiner Mutter, die sich die Kinder anschauten.
Es gab insgesamt vier Videos, die je ein etwas anderes Szenario darstellten:
- Eine Beichte, bei der die Eltern aufmerksam zuhören. Der Teenager teilt seine Reue über das Vaping mit, und die Mutter zeigt ein fürsorgliches, aufmerksames Zuhören.
- Eine Beichte mit nur mäßigem elterlichem Zuhören. Der Teenager teilt die oben genannten Empfindungen mit, doch seine Mutter ist eher unaufmerksam.
- Ein Gespräch über gekränkte Gefühle mit gutem elterlichen Zuhören. Der Teenager erzählt von der Ablehnung durch Gleichaltrige (weil er sich weigert zu vapen) und seinen verletzten Gefühlen. Die Mutter hört ihm die ganze Zeit hervorragend zu.
- Ein Gespräch über gekränkte Gefühle, bei dem die Eltern nur mäßig zuhören. Der Teenager erzählt dasselbe, doch in diesem Fall ist die Mutter eher abgelenkt.
Forschungsergebnisse
Die Videos wurden zusammen mit zwölf Spezialisten, darunter Forscher, Therapeuten und Berater, erstellt. Danach gingen die Forscher zur nächsten Phase über:
Sie rekrutierten mehr als 900 Jugendliche im Vereinigten Königreich – zwischen 13 und 16 Jahren – und zeigten jedem Teenager nach dem Zufallsprinzip nur ein Video.
Jeder Jugendliche sah sich also das Video an, das ihm oder ihr zugewiesen wurde. Dann wurden die Jugendlichen gebeten, einer Reihe von Aussagen zuzustimmen oder zu widersprechen, z. B:
- „Wenn ich in dieser Situation der Jugendliche wäre, der mit seiner Mutter spricht, dann würde ich Nähe und Intimität spüren.“
- „Wenn ich in dieser Situation der Jugendliche wäre, der mit seiner Mutter spricht, dann würde ich mich in der Lage fühlen, mich so zu geben, wie ich bin.“
- „Wäre ich der/die Jugendliche in dieser Situation und spräche mit meiner Mutter, hätte ich das Gefühl, ein Versager zu sein.“
Die Jugendlichen wurden außerdem zu ihrer Meinung über zukünftige Offenheit befragt:
„Wie oft, wenn überhaupt, glaubst du, dass der Jugendliche im Video seiner Mutter nach dem Gespräch, das sie führten, künftig ähnliche Dinge erzählen würde?“
Wie antworteten die Kinder?
Die Antworten hingen teilweise davon ab, wie sich die Mutter in dem Video verhielt.
Zeigte die Mutter, dass sie aufmerksam zuhört, fühlten die Kinder mehr Nähe, Selbstständigkeit und Selbstwertgefühl. Und – entscheidend – sie sagten auch viel öfter voraus, dass der Teenager im Video auch in Zukunft seiner Mutter Dinge erzählen würde.
Das galt sowohl für die „Beichte“ als auch für das Gespräch über „verletzte Gefühle“. Der Unterschied, den das aufmerksame Zuhören ausmachte, war erheblich: Es gab gute Einflüsse auf Verbundenheit und Wohlbefinden und deutliche Auswirkungen auf die zukünftige Offenheit.
Die Kommunikation mit Teenagern kann durch aufmerksames Zuhören verbessert werden
Das deutet auf eine vielversprechende Erkenntnis hin. Die Kommunikation mit unseren Teenagern kann verbessert werden, wenn wir aufmerksam zuhören. Doch was bedeutet es, ein aufmerksamer Zuhörer zu sein?
Das Wichtigste: Eine Checkliste mit Zeichen des aufmerksamen Zuhörens, die du in der Kommunikation mit deinem Teenager aussenden solltest.
Wie die Forscher erklärten, bedeutet gutes Zuhören, dass wir anderen das Gefühl geben, geborgen und akzeptiert zu sein. Wir geben ihnen klare Hinweise, dass wir ihnen zuhören. Wir erlauben ihnen, ihre Gefühle auszudrücken, ohne dabei schlecht zu reagieren.
Wie vermitteln wir diese Dinge? Meistens durch nonverbale Kommunikation, auch „back-channeling“ genannt, einschließlich dieser Signale, die in der Studie hervorgehoben wurden:
- Stelle konstanten Augenkontakt mit der Person her, die gerade spricht.
- Nutze eine Körpersprache, die Offenheit und Aufgeschlossenheit ausdrückt. Lehne dich nach vorne, neige deinen Kopf nach vorn.
- Zeige durch Kopfnicken oder durch kleine nonverbale Geräusche wie „mmm-hmm“ oder „ah“, dass du verstanden hast, was dein Gesprächspartner sagt.
- Zeige deine Unterstützung, indem du beispielsweise sagst: „Danke, dass du das mit mir geteilt hast. Ich kann mir gut vorstellen, dass das nicht leicht für dich war.“
Was ist, wenn dein Kind zugibt, etwas Schlimmes getan zu haben?
Gutes Zuhören ist der erste Schritt. Der nächste ist, einen konstruktiven Weg zu finden, um das Fehlverhalten zu korrigieren. Wut, Beschimpfungen, drastische Strafen – es gibt kaum Beweise dafür, dass das funktioniert. Im Gegenteil, sie machen vieles nur noch schlimmer.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/liebe-freude-lacheln-kind-7978890/