Jede/r von uns hat schon einmal einen Ratschlag bekommen, der uns dazu gebracht hat, Kompliziertes oder Schwieriges zu tun, ohne dass wir einen konkreten Nutzen sehen. Wenn du um 5.00 Uhr morgens aufstehst und 10 Kilometer läufst, wirst du fit. Faste zwei Tage pro Woche, und du nimmst ab. Mach mit deinen Kindern einen zweiwöchigen Urlaub und baue so eine bessere Beziehung auf. So viel Aufwand für die Realisierung.
Das japanische Konzept des Kaizen besagt, dass kleine Gewohnheiten einfach zu verwirklichen sind, da sie nicht viel Willenskraft erfordern. Mit der Zeit werden sie zu einem normalen Bestandteil deines Handelns und du wirst dich verbessern – in diesem Fall als Elternteil und das schon bevor du es überhaupt merkst.
Hier sind fünf kleine Verhaltensweisen, die sich positiv auf deine Beziehung zu deinem Kind auswirken werden. Du kannst gerne deine eigenen kleinen Verhaltensweisen entwickeln, aber diese Auswahl bietet dir einen guten Einstieg.
Positive Begegnungen
„Mache einen guten ersten Eindruck, denn der erste Eindruck zählt.“ In diesem Sprichwort steckt unglaublich viel Weisheit, denn deine erste Begegnung mit jemandem gibt den Ton für alle folgenden Begegnungen an. Mach deine erste Begegnung mit deinem Kind jeden Tag zu einer fröhlichen und positiven Begegnung, indem du es mit einem Lächeln begrüßt. Wenn du deine Augen strahlen lässt, bringst du nicht nur dich selbst in gute Laune, sondern schaffst auch eine Atmosphäre der Herzlichkeit für dein Kind am Anfang des Tages.
Deine Fußstellung
Wenn du das nächste Mal mit jemandem auf einer Party oder einem gesellschaftlichen Ereignis stehst, schau mal nach unten, um zu sehen, wohin die Füße der Person zeigen. Wenn sie in deine Richtung zeigen, dann hast du die volle Aufmerksamkeit. Wenn sie in eine andere Richtung zeigen, solltest du schnell reden, denn die Person wird sich bald in die Richtung bewegen, in die ihre Füße zeigen.
Dieses Prinzip gilt im Familienleben in doppeltem Maße. Wenn du weißt, dass dein Kind etwas zu sagen hat, zeige mit deinen Füßen in seine Richtung. So wird es wissen, dass du ihm deine volle Aufmerksamkeit schenkst. Wenn du sitzt und deine Zehen nicht drehen kannst, zeige mit deiner Nase in die Richtung deines Kindes, um das gleiche Ergebnis zu erzielen.
Gefühle zuerst
Wenn dein Kind verärgert, wütend oder sichtlich aufgebracht ist, achte zuerst auf seine Gefühle und danach auf sein Verhalten. Oft legen wir Eltern großen Wert auf das richtige Verhalten („Hör auf zu schreien!“ „Setz dich hin, bevor du jemanden verletzt.“ „Du machst zu viel Lärm.“), denn wir sind darauf bedacht, eine Situation zu kontrollieren oder zu ordnen. Dieser Schwerpunkt ist oft ineffektiv, da er unsere eigenen Bedürfnisse befriedigt statt der unmittelbaren Bedürfnisse des Kindes.
Wenn wir uns zuerst auf die Gefühle achten, wird sich das Verhalten oft verbessern, weil wir die Bedürfnisse des Kindes erfüllen, oder es sich endlich verstanden fühlt. “Ich sehe, du bist im Moment wütend.“ „Du scheinst sehr begeistert zu sein.“ „Ich kann erkennen, wie verärgert du bist.“
Verhalten ist eine Entscheidung
Die Befürworter von respektvollen Partnerschaften sagen zu Recht, dass alle menschlichen Handlungen eine Wahl sind und nicht von anderen, der Umgebung oder von Drogenmissbrauch bestimmt werden. (Eine Einschränkung gibt es hier für Menschen mit schweren psychischen Störungen, bei denen eine freie Entscheidung oft nicht möglich ist). Eltern können den Gedanken der Entscheidungsfreiheit verstärken, indem sie das positive oder negative Verhalten eines Kindes immer wieder als Entscheidung bezeichnen. „Es ist eine gute Entscheidung, dein Spielzeug mit deinem Bruder zu teilen.“ „Du könntest eine bessere Entscheidung treffen und pünktlich nach Hause kommen, wenn du einen Freund besuchst.“
Ruhig bleiben
Jeder von uns hat das schon erlebt. Man ist mit den Nerven am Ende und bittet sein Kind, aufzuräumen, mitzuhelfen oder seine Geschwister nicht mehr zu ärgern, aber es weigert sich einfach. Ehe du dich versiehst, hast du mit deinem Kind geschimpft, obwohl dies aus keinem Erziehungsbuch stammt, und ein paar Minuten später bereust du es. Du hast dich gerade selbst wie ein Kind verhalten.
Wenn du kurz davor bist, dich über dein Kind aufzuregen, nimm dir Raum, schau zur Seite (lenke deine Sinne von der Ursache des Ärgers ab) und atme drei bis vier Mal tief durch die Nase ein, ehe du sprichst. Durch diese kleinen Maßnahmen entspannst du dich sofort und denkst mit deinem Präfrontalkortex (dem denkenden Teil des Gehirns) und nicht mit dem reaktionsfreudigen Echsenhirn, das für die Kampf-Flucht-Reaktion verantwortlich ist. Das Wichtigste ist, dass du diese kleinen Angewohnheiten in Situationen mit wenig oder gar keinem Stress übst, damit sie in Stresssituationen ganz automatisch ablaufen.
Fazit
Verhalten werden zu Gewohnheiten und damit zu Verhaltensmustern. Wenn du ein Verhalten einmal geübt hast, ist es genau das – ein Verhalten. Wenn du es wiederholt übst, wird es zu einer Gewohnheit, die leicht durchbrochen werden kann. Wenn du die Gewohnheit lange genug beibehältst, wird daraus ein Muster, das zu einem festen Bestandteil deines Erziehungsverhaltens wird.
Bildquelle: https://pixabay.com/photos/family-holding-hands-parents-child-1866868/