Die meisten Eltern wissen, wenn sie Kinder haben, dass sie irgendwann „das Gespräch“ führen werden. Das Gespräch über die Vögel und die Bienen, das Unbehagen auslöst. Oder manche Eltern hinterlassen ein Buch mit verwirrenden anatomischen Zeichnungen (Danke, Mama). Es gibt aber auch Eltern, die einfach hoffen, dass ihre Kinder „es herausfinden“. Aber gibt es Eltern, die mit ihren Kindern auf die gleiche Weise über Selbstmord sprechen? Wie viele Eltern sind bereit, ihre Kinder den Selbstmord „herausfinden“ zu lassen?
Als Therapeutin für psychische Gesundheit, die oft mit Teenagern arbeitet, habe ich den Eindruck, dass die meisten Eltern mit ihren Kindern genauso wenig über Selbstmord sprechen wollen wie über Sex.
Warum mit Kindern über Selbstmord sprechen?
Laut der American Foundation for Suicide Prevention ist Selbstmord die zehnthäufigste Todesursache z.B. in den Vereinigten Staaten. Rund 45.000 Menschen sterben jedes Jahr durch Selbstmord. Zum Vergleich: 2017 gab es in den Vereinigten Staaten rund 17.200 gemeldete Tötungsdelikte. Die Zahl der Selbstmorde ist mehr als 2,5 Mal so hoch wie die Zahl der Tötungsdelikte.
Die CDC berichtet, dass etwa 17% oder einer von 6 Highschool-Schüler/innen im Jahr 2017 ernsthaft einen Selbstmordversuch in Erwägung gezogen haben. Etwa 13% der Highschool-Schüler/innen haben einen Selbstmordplan geschmiedet. Und etwa 7 % der Highschool-Schüler/innen gaben an, einen Selbstmordversuch unternommen zu haben.
Der Grund, warum du mit deinen Kindern über Selbstmord sprechen solltest, ist, dass sie bereits darüber nachgedacht haben.
Wie spricht man über Selbstmord?
Wenn du den Verdacht hast, dass sie suizidgefährdet sind: Sei mitfühlend. Versuche, die Situation zu verstehen. Fühle mit. Frage direkt: „Hast du schon einmal daran gedacht, dich umzubringen?“ Wenn die Antwort „Ja“ lautet, frag sie, ob sie einen Plan haben, wie sie es tun würden oder ob sie bereits von der Idee überzeugt sind. Wenn sie einen Plan haben oder bereits entschlossen sind, rufe den Notruf 911, deine örtliche Notaufnahme oder die Suicide Prevention Lifeline.
Wenn sie über Selbstmord nachgedacht haben, aber keinen direkten Plan haben, solltest du sie so schnell wie möglich zu einem Therapeuten oder einer Therapeutin bringen, um eine Therapie zu beginnen. Lass sie wissen, dass sie mit dir reden können, wenn sie sich selbstmordgefährdet fühlen. Gib ihnen die Suicide Prevention Lifeline. Umarme sie und sage ihnen, dass du sie liebst.
Vermeide es, ihre Probleme zu bagatellisieren: „Du wirst bald darüber hinwegkommen, es ist keine große Sache“.
Vergleiche sie nicht mit anderen: „Ich war nie suizidgefährdet und meine Probleme waren noch schlimmer!“
Eine gute Faustregel für Gespräche mit suizidgefährdeten Menschen ist, dass du zuhören solltest und sie reden sollten.
Wenn jemand, den sie kennen, Selbstmord begangen oder versucht hat: Sei mitfühlend. Versuche, die Situation zu verstehen. Hab Mitgefühl. Wenn du den Verdacht hast, frag sie, ob sie auch suizidgefährdet sind. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass diejenigen, die miterleben, wie ein Freund bzw. eine Freundin oder Gleichaltriger Selbstmord begeht, eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen zukünftigen Selbstmordversuch haben.
Entwerte die Beziehung nicht: „Kanntest du ihn überhaupt so gut?“
Verurteile oder beschäme die Person nicht, die sich das Leben genommen hat.
Du fragst dich vielleicht: „Wenn ich mit meinen Kindern über Selbstmord spreche, setze ich ihnen dann nicht nur diese Idee in den Kopf?“
Nein. Dieser Mythos wurde entkräftet. Wenn du vorher über Selbstmord sprichst, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass dein Kind einen Selbstmordversuch unternimmt oder sich umbringt.
Vergiss nicht, dass du in solchen Situationen mehr zuhören und weniger reden solltest.
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