In den westlichen Ländern empfehlen die meisten Kinderärzte und -ärztinnen heute einen kindgerechten Ansatz für das Töpfchentraining. Kinder bestimmen das Tempo. Eltern zögern das Training hinaus, bis ihr Kind bestimmte Fähigkeiten, Kompetenzen und Interessen zeigt.
Ziel dieses Ansatzes ist es, Kinder nicht unter Druck zu setzen, bevor sie physisch und psychisch bereit sind. Bei „Frühentwicklern“ kann dies zum Töpfchentraining im Kleinkindalter führen. Bei anderen kann es bedeuten, dass sie weit nach dem zweiten Lebensjahr anfangen.
Aber „kindgerecht“ muss nicht „abwarten“ heißen. Falls du darauf wartest, dass dein Kind ein spontanes Interesse am Töpfchentraining zeigt, kann es sein, dass du sehr lange wartest.
Beschleunigung durch aktive Vorbereitung
Wahrscheinlich kann man den Prozess beschleunigen und das Töpfchentraining weniger stressig gestalten, wenn man sein Kleinkind aktiv darauf vorbereitet. Egal, ob du das Töpfchentraining im Kleinkindalter oder später beginnst, du kannst deinem Kind helfen, sich darauf vorzubereiten.
Dieser Gedanke wird von zahlreichen Studien zum Thema kindliche Entwicklung unterstützt.
Kinder sind von Natur aus Nachahmer. Sie ahmen gerne das Verhalten ihrer Eltern nach. Neue Fähigkeiten erlernen sie spielerisch – auch beim Rollenspiel. Wenn Eltern mitspielen, wird das Spiel komplexer und dauert länger.
Wir wissen auch, dass Kinder kooperativer und sozial geschickter werden, wenn ihre Eltern induktiv erziehen, d.h. Eltern erklären, warum sie wollen, dass ihre Kinder sich auf bestimmte Weise verhalten.
Wenn du diese Punkte kombinierst, hast du einen Plan, wie du Kindern Toilettengänge beibringen kannst:
Vormachen
Vom Zähneputzen bis zum Anziehen der Socken machst du deinem Kleinkind viele motorische Fähigkeiten vor. Beim Töpfchentraining sollte das nicht anders sein.
Lass dein Kind sehen, wie andere Familienmitglieder die Toilette als Teil des Alltags nutzen. Zeige ihm den ganzen Vorgang, vom Drang auf die Toilette zu gehen, über das Ausziehen, die Benutzung der Toilette, die Spülung, das Anziehen und das Händewaschen.
Nutze die Gelegenheit, um zu erklären, was du tust – zum Beispiel, was beim Spülen der Toilette passiert und warum es so wichtig ist, sich die Hände zu waschen. Zeigt dein Kind Interesse, kann es auch mitmachen. Manche Pädagogen empfehlen daher, dass du dein Kind einlädst, dir beim Spülen der Toilette zu helfen.
Erklären
Nutze alltägliche Situationen, um zu erklären, wie und warum wir uns erleichtern.
Bemerkst du, dass dein Kleinkind kurz davor ist, sich zu entleeren, mache es auf die Signale des Körpers aufmerksam. Gib diesen Signalen einen Namen (z. B. „Töpfchengefühl“) und erkläre, dass jeder Mensch so etwas erlebt. Erkläre, dass jeder Mensch und jedes Tier Ausscheidungen tätigt. Falls ihr Haustiere habt, besprecht, wie sie „aufs Klo gehen“. Genau wie Menschen befolgen auch die meisten Haustiere gewisse Verhaltensregeln. Welche sind das? Ermutige dein Kind, dir zu sagen, wann es auf die Toilette muss, und erkläre ihm, warum es wichtig ist, seine Windel zu wechseln, sobald sie verschmutzt ist („Wenn du eine volle Windel trägst, juckt dein Po und kann weh tun…“).
Spielerisches Erforschen
Schon Wochen vor dem Töpfchentraining solltest du deinem Kind ein Töpfchen schenken und ihm erklären, wie es benutzt wird. Lass es vollständig bekleidet darauf sitzen und es spielerisch erforschen. Beginne damit, mit Puppen oder anderen Figuren so zu tun, als ob sie das Töpfchen benutzen würden. Du könntest den Ablauf auf der Toilette nachspielen oder das Spiel nutzen, um mögliche Ängste zu überwinden. Die Puppe kann zum Beispiel ein Missgeschick haben und muss getröstet werden („Manchmal ist es schwer, rechtzeitig auf das Töpfchen zu gehen. Das ist in Ordnung. Wir helfen dir beim Saubermachen.“)
Unterwäsche einführen
Vielen Kleinkindern widerstrebt es, Windeln aufzugeben. Deshalb ist es sinnvoll, das Tragen von Unterwäsche als einen besonderen Vorteil darzustellen – etwas, auf das man sich freuen kann. Außerdem ist es eine sinnvolle Übung, den Kindern zu zeigen, wie sie ihre Unterhose hoch- und runterziehen können – bevor sie aufs Töpfchen gehen.
Kinder an das Gefühl gewöhnen, sauber und trocken zu sein
Kinderärzte empfehlen, dein Kind daran zu gewöhnen, nur saubere, trockene Windeln zu tragen. Das kannst du erreichen, indem du deinem Kind beibringst, nach einem Wechsel der Windel zu bitten, wenn diese nass oder schmutzig ist und indem du den Windelwechsel angenehm gestaltest.
Achte auf deine Sprache
Manche Experten sind davon überzeugt, dass Eltern es vermeiden sollten, negative Äußerungen über Fäkalien zu machen. Kinder könnten sich verstecken oder sich weigern, die Toilette zu benutzen, wenn sie den Eindruck haben, dass Stuhlgang schlecht ist. Deshalb sollten Fäkalien nicht als „schmutzig oder eklig“ bezeichnet werden. Es ist jedoch unklar, ob das wirklich hilft.
In einer aktuellen Studie wurde festgestellt, dass Eltern, die diesen Ansatz verfolgten, nicht seltener Kinder hatten, die den Stuhlgang zurückhielten, sich versteckten oder sich weigerten, das Töpfchen zu benutzen. Der einzige ersichtliche Vorteil war, dass Kinder, die sich geweigert hatten, das Töpfchen zu benutzen, diese Phase schneller durchliefen, wenn die Eltern Anspielungen auf Schmutzigkeit vermieden.
Verstopfung vermeiden
Die meisten Kleinkinder bevorzugen eine Ernährung mit viel Stärke und nehmen wenig Ballaststoffe zu sich. Dadurch steigt das Risiko, dass sie Verstopfung entwickeln, was zu längeren, anstrengenden Töpfchengängen und möglicherweise Schmerzen führt. Wenn dein Kind Verstopfung hat, solltest du das Töpfchentraining verschieben. Besprich mit deinem Kinderarzt oder deiner Kinderärztin eine Ernährungsumstellung und achte darauf, dass dein Kind ausreichend trinkt. Ein weicher, gut abführbarer Stuhl erleichtert das Töpfchentraining.
Bildquelle: https://unsplash.com/photos/XatMS2NXIpo