Als ich noch ein Kind war, sah die „Hausaufgabenzeit“ so aus: Bücher und Papiere lagen auf dem Küchentisch, der Fernseher war ausgeschaltet und alle anderen Ablenkungen wurden auf ein Minimum reduziert, einschließlich Telefonaten mit Freunden (über das gemeinsame Familientelefon mit dem ewig verhedderten Kabel). Mama hat es so gewollt.
Spulen wir einige Jahrzehnte vor. Kürzlich ging ich nach oben, um nach meinem 17-jährigen Sohn zu sehen, der eigentlich lernen sollte, und fand ihn auf seinem Bett sitzend vor, das Handy in der Hand, die Ohrstöpsel im Ohr, den Laptop aufgeklappt, den Fernseher an, kein Buch in Sicht.
„Was machst du da?! Du sollst doch lernen“, schrie ich ihn an.
Seine Antwort? „Ich lerne doch, Mama“, gefolgt von dem obligatorischen Augenrollen.
Als jemand, der sich mit der Generation Z (zwischen 1995 und 2010 Geborene) beschäftigt, hätte ich eigentlich nicht überrascht sein müssen. Schließlich sind sie für ihre Fähigkeit bekannt, auf fünf Bildschirmen gleichzeitig zu arbeiten (Fernseher, Desktop, Laptop, Smartphone, Tablet). Laut einer aktuellen Studie sind die Mensche der Z-Generation Experten im Multitasking und sehr geschickt darin, multisensorische Inhalte zu verarbeiten, die die Augen, die Ohren und den Tastsinn ansprechen – manchmal sogar alles auf einmal.
Warum sind Smart Phones auch für die Hausaufgabenzeit smart?
Technologie – vor allem über Smartphones – ist das wichtigste Werkzeug, das Kinder der Generation Z nutzen, um mit ihrer Umwelt in Kontakt zu treten, zu lernen und Hausaufgaben zu machen. Laut einem Forschungsunternehmen, das Generationen und kulturelle Relevanz untersucht:
- sind 52% der Generation Z auf YouTube oder in sozialen Medien unterwegs, um typische Rechercheaufgaben zu erledigen
- 33% schauen sich den Unterricht online an
- 32% arbeiten mit Klassenkameraden online zusammen
- 20% lesen Lehrbücher auf Tablets
Als Teenager konnte ich mich bei den Hausaufgaben nicht konzentrieren, wenn ich zu viel Lärm um mich herum hatte. Ich kann nicht einmal Musik im Hintergrund laufen lassen, wenn ich arbeite. Die Teenager von heute sind allerdings anders. Sie sagen, Musik hilft ihnen bei den Hausaufgaben: 87% geben an, bei den Hausaufgaben Musik zu hören. 83% sind der Meinung, dass Musik ihnen beim Lernen und Denken hilft und ihre Leistungen im Unterricht und bei Tests verbessert.
Hast du Angst, dass deine Kinder durch all den Lärm und die Ablenkung keine guten Lerngewohnheiten erlernen? Mach dir nicht zu viele Sorgen. Denn Kinder der Generation Z sind geschickte Forscher. Trotz ihrer Acht-Sekunden-Aufmerksamkeitsspanne sind sie Selbststarter, Selbstlerner und hungrig nach Informationen. Und da sie von Geburt an vernetzt sind, wissen sie, wie sie die Technologie nutzen können, um Informationen mit ein paar Fingertipps zu finden und aufzunehmen.
Natürlich liegt es immer noch in unserer Verantwortung als Eltern, dafür zu sorgen, dass unsere Kinder in der Lage sind, zu erkennen, welche Online-Informationen tatsächlich nützlich und glaubwürdig sind. Wir müssen ihnen klarmachen, dass gute Lerngewohnheiten auch offline Strategien enthält, wie z. B. handschriftliche Notizen machen und gemeinsam mit einem Partner oder einer kleinen Gruppe lernen. (Auch wenn diese Lerngruppe sich vielleicht per Handy-Chat trifft und nicht von Angesicht zu Angesicht.) Das Verbot von Handys bei den Hausaufgaben scheint also nicht mehr zeitgemäß zu sein und könnte sogar kontraproduktiv sein.
Trotzdem sehe ich keinen Grund dafür, dass der Fernseher eingeschaltet sein muss. Da spreche ich ein Machtwort, so wie es meine Mutter vor 30 Jahren getan hat.
Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/calm-small-ginger-girl-sitting-on-table-and-using-smartphone-in-light-living-room-3755620/