Eine tägliche Routine kann deine Geheimwaffe sein, wenn es darum geht, ein glückliches und kooperatives Kind zu erziehen. Hier erfährst du, warum Kleinkinder Routinen lieben und findest einen Beispiel-Tagesplan für den Anfang.
Viele Kleinkinder haben einen Zeitplan, nach dem du deine Uhr stellen könntest. Wenn es 7 Uhr morgens ist, frühstückt die 22 Monate alte Tochter. Danach spielt sie bis 8:45 Uhr mit ihrem älteren Bruder, bevor sie mit ihrer Mutter in den Park geht. Um 10:30 Uhr ist Snackzeit. Auch der Rest des Vormittags hat seine Ordnung: Spielzeit, gefolgt von Malen, Mittagessen, Büchern und Schlafenszeit. „Für mich wäre es so, als würde ich ein Unternehmen ohne Geschäftsplan führen“, sagt eine Mutter von einem Kleinkind, das eine feste Routine hat.
Die tägliche Routine dieser Familie mag für manche Eltern ein wenig starr sein. Experten und Expertinnen sind sich jedoch einig, dass Kleinkinder von einer verlässlichen Struktur in ihrem Tag profitieren. Und warum? Es hält sie im Gleichgewicht, wenn sich so viele Dinge in ihrer Welt verändern. Ihre sprachlichen, sozialen und motorischen Fähigkeiten entwickeln sich rasant, und sie wachsen auch körperlich. All das ist zwar gut, aber die Veränderungen, die sie durchmachen, können sie leicht überfordern und sie launisch, unruhig und unwillig zur Zusammenarbeit machen.
Dein Kind braucht einen beständigen Tagesablauf, der es ihm erlaubt, die Welt ohne Sorgen zu erkunden.
Warum dein Kleinkind eine tägliche Routine braucht
Es hat viele Vorteile, ein Kleinkind an einen Zeitplan zu gewöhnen – und es ist gar nicht so schwierig, wie du vielleicht denkst. Tatsächlich kann der natürliche Rhythmus deines Kindes dabei helfen, die tägliche Routine zu bestimmen.
Denke an all die Phasen, die dein Kind im Laufe des Tages durchläuft. Wahrscheinlich sind sie eh schon zu bestimmten Zeiten müde, hungrig und verspielt. Achte einfach auf diese Signale und baue einen Zeitplan um sie herum. Du solltest eine beruhigende Übergangszeit für den Mittagsschlaf, eine Routine für die Mahlzeiten und eine regelmäßige Zeit zum Spielen haben.
Lohnt sich der Aufwand? Auf jeden Fall. Schon nach wenigen Wochen wirst du die folgenden fünf Vorteile bemerken.
1.) Regelmäßige Routinen geben deinem Kleinkind Selbstvertrauen
Wenn ein Kind weiß, was als Nächstes auf dem Plan steht, fühlt es sich wohler, selbstbewusster und leistungsfähiger. Wenn es weiß, dass nach dem Mittagsschlaf ein Trinkbecher auf es wartet oder dass es nach dem Zähneputzen „Eisbär, Eisbär, was hörst du?“ lesen darf, hat es das Gefühl, mehr Kontrolle über seine Welt zu haben.
2.) Die Schlafqualität deines Kindes verbessert sich
Kleinkinder, die einen festen Zeitplan für die Nacht haben, schlafen in der Regel leichter ein und schlafen länger als Kinder, die keine regelmäßige Abendroutine haben. Wenn sich dein Kind an eine bestimmte Abfolge von Ereignissen gewöhnt hat, kann es sich schneller beruhigen und einschlummern.
Als Beispiel bekommt ein Kleinkind jeden Abend um 20:30 Uhr eine Tasse Milch. (Die Routine beginnt etwas später als bei den meisten anderen Kindern; die Eltern des Kindes haben sie angepasst, weil es morgens zu früh aufgewacht ist.) Nachdem das Kind seine Milch ausgetrunken hat, spielt es mit seiner Mutter noch eine Weile. Um 21:00 Uhr nimmt sein Vater es mit nach oben, wo es ein Bad nimmt, Bücher liest und betet. Dann bringt der Vater das Kind um 21:30 Uhr ins Bett.
„Es lächelt und winkt und geht nach oben. Das zeigt mir, dass es versteht, dass die Schlafenszeit beginnt“, sagt die Mutter.
3.) Dein Kind wird anpassungsfähiger
Wenn du einen festen Tagesablauf hast, kann sich dein Kind besser an plötzliche Veränderungen anpassen, z. B. wenn du abends weggehst oder es bei der Oma übernachten muss.
Kleinkinder, die einen festen Tagesablauf haben, scheinen sich auch besser an stressige Situationen anzupassen, z. B. an einen Umzug, einen Wechsel der Kindertagesstätte oder die Aufnahme eines Geschwisterchens.
Eine Mutter aus Frankfurt war besorgt, wie ihr 19 Monate alter Sohn den Flug verkraften würde, als die Familie in den Urlaub flog. „Wir wussten, dass wir ihn nach der Hälfte seines Mittagsschlafs wecken mussten, um unseren Flug zu erreichen“, sagt die Mutter aus Berlin. „Aber wie sich herausstellte, ging es ihm gut. Ich glaube, dass es wichtiger war, ihn zu einer bestimmten Zeit schlafen zu lassen, als wie lange er geschlafen hat.
4.) Tägliche Routinen fördern die Geduld
Du weißt, wie schnell ein Kind wütend werden kann, wenn es müde oder hungrig ist? Ein Zeitplan kann ihnen dabei helfen, sich (eine Zeit lang) zu beruhigen. Wenn sich dein Kleinkind zum Beispiel daran gewöhnt hat, dass es gleich nach dem Abholen seines älteren Geschwisters in der Vorschule zu Mittag isst, lernt es, etwas länger zu warten, bevor es ausrastet. Kinder, die eine Routine haben, können besser mit dem momentanen Chaos umgehen.
5.) Dein Tag wird planbarer
Wenn du eine tägliche Routine hast, weißt du auch, was du von deinem Tag erwarten kannst – und wann du dich auf die nächste Betreuungspause freuen kannst. Diese Beständigkeit kann es dir erleichtern, mit schwierigeren Momenten umzugehen, oder mit Zeiten, in denen du dich einfach erschöpft fühlst. „Am Abend bin ich völlig fertig“, sagt eine Mutter eines Kleinkindes, „aber da ich genau weiß, dass mein 17 Monate alter Sohn um 20 Uhr schlafen wird, kann ich die letzten Stunden durchstehen, ohne durchzudrehen.“
Ein typischer Tagesablauf für Kleinkinder
Brauchst du Hilfe bei der Einführung einer Routine für dein Kleinkind? Dann nutze dieses Schema und passe es an die Bedürfnisse deiner Familie an. Wenn dein Kind in eine Kindertagesstätte geht, sprich mit dem Personal über den Tagesablauf, damit du ihn mit dem zu Hause abgleichen kannst.
6:45 Aufwachen, Spielen in der Krippe oder im Bett der Eltern
7:30 Frühstück
8:00 Anziehen und Zähne putzen
8:30 Bücher lesen und spielen
10:30 Vormittagssnack
11:00 Basteln und Werken
11:30 Musik hören
12:00 Mittagessen und Aufräumen
12:30 Mittagsschlaf
14:30 Nachmittagsjause
15:00 Spielen im Freien oder Spaziergang
17:30 Abendessen
18:00 Spielzeit und Aufräumen
19:00 Baden und Zähneputzen
19:30 Schlafanzug, Märchenstunde, Wiegenlieder
20:15 Schlafenszeit
Tägliche Routinen wirken bei kleinen Kindern Wunder, aber du musst dein Leben nicht nach der Uhr leben. Eine gleichmäßige Abfolge von Aktivitäten ist das Wichtigste, also mach dir keinen Stress wegen des genauen Timings. Das Wichtigste ist, dass du einen Zeitplan erstellst, der für deine Familie funktioniert, und ihn bei Bedarf anpasst.
Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/focused-little-businessman-with-laptop-and-other-gadgets-in-modern-workplace-3874389/