Seitdem in den Nachrichten von ehemaligen Footballspielern berichtet wird, die an Demenz erkrankt sind und Selbstmord begangen haben, sind Hirnschäden, die durch jahrelanges Footballspielen entstanden sind, ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Jahrelang hat die amerikanische Football-Liga (NFL) geleugnet, dass die Spieler durch das Spiel Hirnverletzungen erlitten haben. Aber die Autopsien der Gehirne vieler Spieler zeigten eindeutige Anzeichen für eine bestimmte Art von neurodegenerativer Erkrankung, die als chronisch traumatische Enzephalopathie (CTE) bezeichnet wird.
Was ist die chronisch traumatische Enzephalopathie?
Die chronisch traumatische Enzephalopathie (CTE) ist eine Erkrankung des Gehirns, die bei den Betroffenen eine Reihe von auffälligen Veränderungen in Verhalten und Persönlichkeit hervorruft. Gedächtnisverlust, Verwirrung, Probleme mit dem Urteilsvermögen, mangelnde Impulskontrolle, Depression, Aggression und fortschreitende Anzeichen von Demenz sind einige der häufigsten Symptome dieser Erkrankung. Diese Veränderungen zeigen sich vielleicht nicht in jungen Jahren, aber sie können mit zunehmendem Alter des Spielers deutlich werden. Dass CTE bei Boxern auftritt, war bereits in den 1920er Jahren bekannt. Aber erst vor kurzem wurden die gleichen Anzeichen von Hirnschäden bei ehemaligen Footballspielern bekannt.
Wer bekommt CTE?
Jede Sportart, bei der Spieler/innen wiederholten Schlägen auf das Gehirn ausgesetzt sind, kann anfällig für die Entwicklung von CTE sein. Diese Schläge auf den Kopf müssen zum Zeitpunkt ihres Auftretens keine Symptome hervorrufen. Aber sie können dennoch Verletzungen in der Gehirnhöhle verursachen, die später im Leben zum Verlust von Gehirnzellen führen können. Schuld daran sind offenbar verhedderte Klumpen eines Proteins namens „Tau“, die verhindern, dass die Gehirnzellen effektiv miteinander kommunizieren. Diese Tau-Proteine sind die Ursache für die fortschreitende Degeneration, die bei einigen Spielern beobachtet wird.
Mediziner/innen empfehlen jedoch, dass jede/r Spieler/in, der/die einen Schlag auf den Kopf bekommt, unabhängig davon, ob Symptome auftreten, aus dem Spiel genommen und von einem Arzt/einer Ärztin auf eine mögliche Hirnverletzung untersucht werden sollte. Zu den Symptomen einer Gehirnerschütterung gehören Übelkeit, Erbrechen, Verwirrung, Müdigkeit, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme oder Gedächtnisstörungen. Jeder, der das Bewusstsein verliert, sollte sofort unter ärztliche Aufsicht gestellt werden. Derzeit gibt es keine Heilung für die chronisch traumatische Enzephalopathie. Eine schnelle medizinische Versorgung kann jedoch dazu beitragen, die Schäden am Gehirn zu minimieren, wenn diese Verletzungen auftreten.
Die Kontroverse um CTE
Die amerikanische Football-Liga NFL zahlte Millionen von Dollar an ausgeschiedene Spieler für die kognitiven Beeinträchtigungen, die sie als Folge des Spiels erlitten. Dass CTE, Alzheimer und andere kognitive Probleme auf chronische Kopfverletzungen zurückzuführen sind, ist jedoch bis heute nicht abschließend durch wissenschaftliche Studien bewiesen worden. Einige Studien scheinen darauf hinzuweisen, dass das Ausmaß der Symptome ähnlich ist wie bei neurodegenerativen Erkrankungen, die in der Allgemeinbevölkerung auftreten. Die Häufigkeit, mit der diese Probleme bei ehemaligen NFL-Spielern auftreten, scheint jedoch höher zu sein, so dass sich Forscher fragen, ob die Kopfverletzungen dazu führen, dass sich das Gehirn im Laufe der Zeit weniger gut von den Verletzungen erholen kann.
Sollten Eltern um ihre Kinder besorgt sein?
In einer Frontline-Sendung zum Thema CTE erklärte ein Vertreter der NFL, dass, wenn 10 Prozent der Mütter beschließen würden, ihre Kinder wegen der Sorge um CTE nicht mehr Football spielen zu lassen, das Spiel schnell aussterben würde. In der Tat machen sich viele Eltern Sorgen über die Auswirkungen chronischer Kopfverletzungen auf die kognitive Zukunft ihrer Kinder.
Mehrere Gruppen in Deutschland und anderen Ländern setzen ihre Gesetzgeber unter Druck, um Maßnahmen zu verabschieden, die Schultrainer/innen verpflichten, an Kursen zum Thema Kopftrauma und Verletzungen teilzunehmen, um sie über die Gefahren chronischer Hirnverletzungen bei jugendlichen Spieler/innen aufzuklären. Eltern können die Richtlinien für die Behandlung von Spielern besprechen, die während des Spiels eine Schädelprellung erlitten haben, und dafür sorgen, dass die Spieler aus dem Spiel genommen werden, wenn diese Verletzungen auftreten.
Außerdem können sie sicherstellen, dass die Spieler/innen eine ärztliche Freigabe einholen müssen, bevor sie wieder am Spiel teilnehmen. Und schließlich können Eltern ihre Kinder auf die Anzeichen einer Gehirnerschütterung aufmerksam machen und darauf hinweisen, wie wichtig es ist, Hirnverletzungen vorzubeugen, damit ihr Gehirn ein Leben lang optimal funktionieren kann.
Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/a-child-playing-football-at-a-park-8813568/