In den letzten Monaten hat sich unsere Welt auf tiefgreifende Weise verändert. Die Auswirkungen der weltweiten COVID-19-Pandemie waren weitreichend und treten nun zeitgleich mit dem Streben nach einer rassismusfreien, gerechten Gesellschaft auf. Das Zusammentreffen dieser Ereignisse hat unsere Arbeit als Eltern noch schwieriger gemacht.
Eltern müssen sich jetzt zusätzlich auch mit Fragen zu Rassismus, Gewalt und Ungerechtigkeit auseinandersetzen. Die Eltern, mit denen ich spreche, wollen einfach nur wissen: Was soll ich meinen Kindern über Rassismus und die jüngsten Protesten und sozialen Unruhen sagen?
Diese Gespräche sind selten einfach. Ich habe vier Tipps für Eltern, die mit ihren Kindern das Thema Rassismus auf eine sinnvolle Weise ansprechen wollen.
Tipp Nr. 1: Bringe in Erfahrung, was dein Kind über Rassismus weiß
Als Eltern sehen wir uns oft damit konfrontiert, schwierige Gespräche mit unseren Kindern zu führen, wenn sie noch nicht so alt sind, wie wir es uns vorstellen oder wünschen. Wenn es um Rassismus geht, verarbeiten wir vielleicht gerade unsere eigenen Gedanken und Gefühle und es kann schwierig sein, genau zu wissen, was wir unseren Kindern sagen sollen.
Je nachdem, wie alt dein Kind ist, hat es bereits ein gewisses Bewusstsein für die aktuellen Geschehnisse in der Welt. Kinder sind sehr hellhörig. Wenn die Nachrichten dich beunruhigen, beunruhigen sie wahrscheinlich auch dein Kind. Eröffne also das Gespräch, indem du nachfragst, was sie wissen und wie sie sich fühlen.
Erkenne alle aufkommenden Gefühle an. Emotionen können sich bei jedem Kind anders äußern, je nach Alter, Temperament und Erfahrungen. Dein Kind hat vielleicht Angst vor den Bildern von brennenden Gebäuden in den USA, oder es hat Angst, dass du verletzt wirst oder es selbst verletzt wird. Dein Teenager ist vielleicht verwirrt darüber, warum Rassismus immer noch ein wichtiges Thema ist, oder er äußert den Wunsch, sich in irgendeiner Form an den Protesten zu beteiligen. Höre ihnen zu und bestätige ihre Gefühle und sei ehrlich zu ihnen, wenn es um deine eigenen geht.
Tipp Nr. 2: Sprich direkt und ehrlich über Rassismus
Jetzt ist das richtige Alter, um mit Kindern über Rassismus zu sprechen. Studien wie diese und die in Artikeln wie diesem erwähnten legen nahe, dass sich das Bewusstsein für Unterschiede zwischen Menschen verschiedener Herkünfte bereits im Säuglingsalter entwickelt und dass viele Kinder bereits im Alter von 4 Jahren Menschen ihrer eigenen ethnischen Gruppe positive Eigenschaften zuschreiben und Menschen, die anders aussehen als sie, negative Eigenschaften. Als Eltern sind wir die ersten Lehrkräfte unserer Kinder und wir können schon früh damit beginnen, die Art und Weise zu gestalten, wie unsere Kinder diese Unterschiede aufnehmen, alternativ überlassen wir dies dem Zufall. Sei also proaktiv – sprich positiv über Rassismus und verwende eine entwicklungsgerechte Sprache.
Wenn du über Rassismus sprichst, verwende einfache Begriffe wie Fairness und Gleichheit. Sei direkt und unmissverständlich. Ein Beispiel: „Manche Menschen behandeln andere schlecht wegen ihrer Hautfarbe, und das ist nicht in Ordnung. Das ist nicht das, woran wir als Familie glauben. Es ist nicht in Ordnung, Menschen aufgrund ihres Aussehens anders zu behandeln.“
Für jüngere Kinder können Bücher ein wichtiges Hilfsmittel sein, um Gespräche über verschiedene Herkünfte zu führen. Bücher, die einen historischen Kontext vermitteln, sind zwar großartig, aber achte darauf, dass dein Kind auch Bücher liest, in denen Charaktere mit verschiedenen Hautfarben vorkommen, die einfach lustige Abenteuer erleben, die dein Kind auch interessant finden könnte. Spielzeug und Filme bieten ebenfalls eine Möglichkeit, verschiedene Charaktere in das Leben deines Kindes einzuführen. Dabei geht es nicht darum, die Herkunft oder Hauptfarbe in den Mittelpunkt zu stellen, sondern Kinder alle Arten von Menschen auf positive und bestätigende Weise hervorzuheben.
Ältere Kinder, die vielleicht noch nicht mit dem Thema Rassengerechtigkeit in Berührung gekommen sind, solltest du zunächst nach ihren Sorgen und Erfahrungen fragen. Sie werden sich auf ihre eigene Weise einen Reim darauf machen und als Eltern ist es wichtig, dass wir sie dabei unterstützen. Höre mehr zu und spiegele die Gefühle, welche sie oder er ausdrückt. Bei Jugendlichen jeden Alters solltest du dir die Tür für zukünftige Gespräche offen halten.
Tipp Nr. 3: Du musst nicht auf alles eine Antwort haben
Für viele Eltern, die keiner Minderheit angehören, sind Gespräche dieser Art neu. Alles, was neu ist, kann Ängste auslösen und möglicherweise etwas chaotisch sein. Bereite dich auf Fragen vor, auf die du vielleicht nicht alle Antworten kennst, aber führe das Gespräch trotzdem. Die Wahrheit ist, dass es keinen „richtigen“ Weg gibt, aber wir wissen, dass Gespräche mit für sie wichtigen Erwachsenen Kindern helfen, die chaotische Welt um sie herum zu verstehen. Du wirst wahrscheinlich nicht alle Antworten kennen, doch der Schlüssel ist, die richtigen Fragen zu stellen und Raum für diese zu bieten. Auf diese Weise bringst du deinem Kind bei, dass „Rasse“ und Rassismus Themen sind, die offen angesprochen und diskutiert werden sollten.
Falls nötig, solltest du dich selbst informieren, um dein eigenes kulturelles Verständnis zu vertiefen. Noch wichtiger als die Suche nach Antworten ist es jedoch zu zeigen, dass du die Geduld und den Wunsch hast, dich einzulassen, zuzuhören und deinem Kind zu helfen, Werte wie Mitgefühl und Menschlichkeit zu entwickeln und zu pflegen.
Tipp Nr.4: Friedliche Demontrationen statt Gewalt
Viele Kinder sind traurig, ängstlich und verwirrt über die tragischen Ereignisse und die sozialen Unruhen, die sie im Fernsehen mitbekommen. Die Bilder im Fernsehen können sehr beängstigend sein. Wenn du über gewalttätiges Verhalten sprichst, solltest du klarstellen, dass Gewalt niemals die Antwort ist, und betonen, dass der effektivste Weg zur Veränderung friedliche Maßnahmen sind. Weise deine Kinder auf die verschiedenen Hautfarben und Hintergründe der friedlichen Demonstranten auf der ganzen Welt hin. Wie viele von euch finde ich es ermutigend, wie multikulturell und generationenübergreifend die friedlichen Proteste sind, und ich bin beeindruckt, dass sie von jungen Menschen angeführt werden! Das ist ein Zeichen von Mut! Vermittel deinem Kind, dass Veränderungen mit friedlichen Mitteln und durch Beziehungen möglich sind.
Und vergiss nicht: Antirassistisches Verhalten beginnt in den Beziehungen. Tauche mit deiner Familie in ein vielfältiges Umfeld ein. Abgesehen von multikulturellen Buchfiguren gibt es nichts Besseres, als echte Beziehungen zu Menschen zu erleben, deren Hautfarbe sich von unserer eigenen unterscheidet.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-schule-suche-glucklich-8617834/