Hast du jemals ein hartnäckigeres Wesen getroffen als ein Kind, das versucht, zu bekommen, was es will? Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich habe es nicht. Es gibt niemanden, der entschlossener und engagierter ist als ein Kind, das die Zustimmung seiner Eltern einholen will.
Leider kommt diese Hartnäckigkeit bei den Eltern nicht immer gut an, denn sie werden oft zu unpassenden Zeiten in diese Geiselverhandlungen gezwungen. Beispielsweise bei den Süßigkeiten im Supermarkt, im Spielzeugladen, beim Kochen oder unter der Dusche. Es ist, als ob Kinder sehen können, dass wir verletzlich sind und versuchen, in unseren schwachen Momenten zuzuschlagen.
Es ist zwar wichtig, den Kindern Dankbarkeit beizubringen, um das Flehen in den Geschäften zu bekämpfen, aber genauso wichtig ist es, die Verhandlungen zu stoppen, bevor sie aus dem Ruder laufen. Ob das berühmte „Sind wir schon da?“, das „Kann ich ein Eis zum Frühstück haben?“ oder das „Kann ich ein Eis zum Abendessen haben?“ – Kinder sind berüchtigt dafür, dass sie nur an das Eine denken und fragen und fragen und fragen, nur für den Fall, dass du deine Meinung in letzter Minute noch änderst.
Der Grund fürs Nörgeln
Wie bei jedem Verhalten musst du zuerst die Ursache verstehen, um es richtig angehen zu können.
Nörgeln ist ein erlerntes Verhalten, das sich Kinder jeden Alters aneignen können. Kinder werden es weiterhin anwenden, weil du einmal in einem Moment der Schwäche nachgegeben und sie eine halbe Stunde länger aufbleiben lassen hast, nachdem sie zum achten Mal darum gebeten hatten. Kurz gesagt, das Nörgeln hat funktioniert – es hat das Ziel des Kindes erreicht, eine längere Schlafenszeit zu bekommen.
Was du gegen das Nörgeln tun kannst
Wie jedes erlernte Verhalten kann auch das Nörgeln von Kindern wieder verlernt werden. Die Lösung funktioniert schon bei Kindern im Alter von zwei oder drei Jahren bis hin zu Teenagern.
Es braucht nur drei einfache Worte: „Gefragt und geantwortet“.
Das Konzept ist einfach. Wenn der siebenjährige Daniel darum bittet, ein riesiges Loch im Vorgarten graben zu dürfen, und ein „Nein“ als Antwort bekommt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er in fünf Minuten wiederkommt und erneut fragt. Diesmal mit einem „Bitte“, damit du weißt, dass er das Loch wirklich gerne graben möchte.
Anstatt dich zu wiederholen oder eine Standpauke zu halten, kannst du das Nörgeln deines Kindes vermeiden, indem du ihm in die Augen schaust und wie folgt vorgehst.
- Frage: „Hast du schon mal von ‚Gefragt und geantwortet‘ gehört?“ (Er wird wahrscheinlich nein sagen.)
- Frage: „Hast du mir eine Frage über das Graben eines Lochs gestellt?“ (Er wird ja sagen.)
- Frage: „Habe ich sie beantwortet?“ (Er wird wahrscheinlich sagen: „Ja, aber ich habe wirklich ….“)
- Frage: „Sehe ich aus wie eine Mutter/ein Vater/eine Lehrerin, die ihre/seine Meinung ändert, wenn du mich immer wieder dasselbe fragst?“ (Wahrscheinlich wird Daniel weggehen, vielleicht mit einem frustrierten Grunzen, und sich mit etwas anderem beschäftigen).
- Wenn Daniel erneut fragt, sagst du einfach: „Gefragt und geantwortet.“ (Weitere Worte sind nicht nötig!)
Wenn du diese Technik einmal eingeführt hast, sind das die einzigen Worte, die du sagen musst, wenn eine nervige Frage gestellt wird.
Beständigkeit ist der Schlüssel! Wenn du dich entschlossen hast, „Gefragt und geantwortet“ bei deinem nörgelnden Kind anzuwenden, musst du dich daran halten. Gehen die Fragen weiter, nachdem du mit „Gefragt und geantwortet“ geantwortet hast, geh einfach weg. Wenn dein Kind sieht, dass du dich nicht auf die Diskussion einlässt, wird es sehr schnell lernen, dass Nörgeln kein effektives Mittel ist, um seine Ziele zu erreichen.
Will die 14-jährige Hanna unbedingt ihre Augenbraue piercen lassen, dann bleibe stark. Wenn du ihre Frage noch einmal beantwortest – oder noch schlimmer, deine Antwort änderst -, wird sie lernen, dass Nörgeln funktioniert.
Auch wenn es etwas Geduld braucht, wird dein Kind irgendwann den Zusammenhang erkennen und du wirst Ergebnisse sehen!
Arbeitet zusammen
Mach „Gefragt und geantwortet“ zu einer gemeinsamen Anstrengung mit deinem Partner oder deiner Partnerin und beziehe alle Familienmitglieder oder Freunde und Freundinnen mit ein, die mit dem Nörgeln und Verhandeln deines Kindes zu kämpfen haben. Wenn Daniel und Hanna merken, dass sie auch dann kein „Ja“ bekommen, wenn sie DICH fünfmal, deine/n Erziehungspartner/in dreimal und die Oma zweimal gefragt haben, werden sie den Wink verstehen und diese Taktik aufgeben.
Achte darauf, dass sich alle Betreuer/innen daran halten und konsequent bleiben. Ehe du dich versiehst, werden die 20 Fragen wieder ein lustiges Spiel und keine Verhandlungstaktik mehr sein!
Kinder mit Autismus
Diese Technik funktioniert auch gut bei Kindern mit Kommunikationsschwierigkeiten, besonders bei Kindern mit Autismus. Es hilft ein Notizbuch oder eine Tafel mit Kreide und Radiergummi zu benutzen und eine Frage aufzuschreiben, wenn dein Kind sie mehr als einmal stellt, und dabei das Leseniveau des Kindes zu berücksichtigen. Oder du malst ein Bild.
Wenn dein Kind dann erneut fragt, zeigst du auf die Tafel oder das Notizbuch, um es daran zu erinnern, dass es gefragt hat und du geantwortet hast. Achte darauf, dass du so wenig Worte wie möglich verwendest und in deiner Sprache konsistent bleibst, damit dein Kind den Zusammenhang versteht und lernt, auf deine Antworten zu hören und sie zu respektieren.
Fazit
Wenn du dieses Werkzeug zu deinem Erziehungswerkzeugkasten hinzufügst, ist das ein positiver Schritt, um das Nörgeln und Verhandeln mit dem Kind zu beenden, das selbst die entschlossensten Eltern zermürben kann.
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