Melina und ich haben drei junge, erwachsene Kinder, die alle an einer Universität studieren, die die meisten als akademische Eliteuniversitäten bezeichnen würden, die großen Wert auf Aufgeschlossenheit legen und die Grenzen unserer gängigen Glaubenssysteme überschreiten. Das führt dazu, dass Larrisa, Andreas und Louise wirklich schwierige und wirklich gute Fragen über ihren Schöpfer und die Welt, in der wir leben, stellen. Und manchmal stoßen diese Fragen an meine und Kelles eigenen Glaubenssätze.
Je mehr wir uns auf dem unbeständigen, tückischen Meer der „Erziehung von Teenagern und jungen Erwachsenen“ bewegt haben, desto mehr neigten wir dazu – wie so viele Eltern -, eine konsistente Geschichte aufrechtzuerhalten, anstatt Raum für schwierige Fragen zu schaffen. Wir neigen dazu, unsere Entscheidungen, Informationen anzunehmen oder abzulehnen, davon abhängig zu machen, ob sie in unser bestehendes Narrativ passen, denn um ganz ehrlich zu sein: Es ist schwer, die Art und Weise, wie wir immer gedacht haben, zu überdenken.
Aber die Wahrheit ist, dass die Wissenschaft keine Angst davor zu haben scheint, schwierige Fragen zu beantworten. Und wir, die wir an Gott glauben, haben die Angewohnheit, ihnen auszuweichen oder so zu tun, als ob Gott nicht in der Lage wäre, schwierige Fragen zu beantworten. Mehr noch, wir denken, dass wir so viel zu sagen haben, dass wir vergessen, zuzuhören. Das Ergebnis ist ein mit dem Finger gezeichnetes Bild von einem schmerzlich schwachen Gott.
Tatsache ist, dass Gott keine Angst vor unseren Fragen hat und sich auch nicht von ihnen bedroht fühlt. Warum? Weil er sich nicht mit der Wissenschaft angelegt hat. Das haben wir in seinem Namen getan. Wir haben zwei Seiten geschaffen, zwischen denen wir wählen können, und ihnen keinen Raum gelassen, um nebeneinander zu existieren.
Aber was wäre, wenn sie es könnten?
Betrachten wir die wissenschaftliche Realität, dass egal wie wir die physische, konkrete Realität zerlegen, wir haben am Ende eine Quantität, die ihre eigene Existenz einfach nicht erklären lässt – wie sie dorthin gekommen ist oder woher sie kommt. Und wenn alle materiellen Quantitäten ihre eigene Existenz nicht erklären können, wäre die einzige Möglichkeit der Erklärung, etwas nicht-materielles. Mit anderen Worten: etwas, das – warte, es kommt gleich – geistig ist. Kurz gesagt, ein Universum, das so intelligent ist, wie das Universum in dem wir leben, muss in Zusammenhand mit Intelligenz stehen, oder besser gesagt, es muss Intelligenz hinter dem Universum geben, dass im Zusammenhang mit unserem Universum lebt.
Wissenschaft und Glaube stehen nicht im Widerspruch zueinander. Sie sind nicht im Krieg. Egal, was die Wissenschaft oder der Glaube uns zu glauben schaffen, sie können nebeneinander existieren und sich gegenseitig ergänzen. Und die Wissenschaft unterstützt tatsächlich unseren Glauben mit Solidarität und Argumenten. Der einflussreiche Philosoph und Theologe Thomas von Aquin war der Meinung, dass die „heiligen Schriften in zwei Bände gebunden sind – in der Schöpfung und der Heiligen Schrift.“
Die Erschaffung des Universums ist ein erster Akt der Selbstdarstellung Gottes und ein wichtiger Teil seiner Selbstoffenbarung an uns. Seiner Meinung nach wies die Wissenschaft auf die Existenz Gottes hin. Schon der alte Psalmist war sich bewusst, dass die gesamte Natur versucht, uns etwas über Gott und seine Liebe zu uns zu sagen (siehe Psalm 19,1-4). Heutzutage können wir dank der Wissenschaft die Geschichte der Schöpfung immer besser „lesen“. Wissenschaftliche Informationen (die noch nicht einmal ein Jahrhundert alt sind) ermöglichen es uns, die gesamte Schöpfung in ihrer Geschichte zu betrachten und dem, was Gott in der Welt tut, eine reichere und konkretere Bedeutung zu geben. Und die sich entfaltende Schöpfungsgeschichte muss in den Glaubensrahmen der nächsten Generation integriert werden.
Eltern, die an Gott glauben, haben keinen Grund, sich vor bestimmten Fragen fürchten zu müssen, die unsere Kinder über die Wissenschaft stellen könnten. Wir können und sollten ein Spiegelbild dessen werden, worauf wir zulaufen, anstatt wovon wir weglaufen. Anstatt uns von dem bedroht zu fühlen, was wir nicht wissen oder was die Wissenschaft zu wissen behauptet, können wir unseren Kindern beibringen und ermutigen, Fragen darüber zu stellen, wie die neuesten Erkenntnisse auf Gottes Beteiligung in einer Weise hindeuten, die wir vielleicht nie erwartet hätten. Wir müssen nicht in der Defensive leben und befürchten, dass unser Glaube wie ein Kartenturm zusammenbricht, wenn wir unsere Meinung ändern oder uns direkt die Frage stellen, wie die Dinge eigentlich entstanden sind. Ebenso, wenn wir eine neue wissenschaftliche Entdeckung machen.
Die nächste Generation braucht Eltern, die die Spannung, die wissenschaftliche Entdeckungen und Gedanken erzeugen, willkommen heißen und sich darauf einlassen und wie Gott genau in dieser Spannung lebt, die wir vielleicht nicht wahrhaben wollen.
Auch wenn das bedeutet, dass wir sagen: „Ich weiß es nicht.“
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