Als Jugendpastor ist es einer meiner Lieblingsmomente des Jahres, wenn ich die Eltern der Kinder beobachte, die gerade neu in die fünfte Klasse kommen. Oft sehen sie erschrocken aus. Und damit meine ich nicht die Kinder. Klar, die Kinder der fünften Klasse sind auch nervös. Aber kein Elternteil möchte sein Kind in einer Situation allein lassen, die zu groß für es sein könnte. Doch irgendwie stehen wir alle viel früher, als wir es uns vorgestellt haben, vor einem neuen Kapitel in der Geschichte unseres Kindes. Und dieses Kapitel heißt Mittelschule.

Wenn du also zu den Eltern gehörst, die ich dabei beobachtet habe, wie sie ihr Kind an der Tür abgesetzt haben, um zu sehen, ob es jemanden findet, mit dem es reden kann, dann hoffe ich, dass du Folgendes weißt: Es wird alles gut werden.

Die fünfte Klasse ist ähnlich wie die Vorschule

Ganz ehrlich. Du hast bereits bewiesen, dass du als Elternteil die fünfte Klasse gut überstehen kannst. Hast du schon mal den Satz gehört: „Geschichte wiederholt sich“? In gewisser Weise trifft das auch auf die Elternschaft zu. Erinnerst du dich an die Emotionen, mit denen du in der Vorschulzeit zu kämpfen hattest? Dann mach dich bereit. Denn in gewisser Weise fängst du jetzt wieder von vorne an, und einige dieser Vorschulprobleme werden mit etwas mehr Intensität wieder auftauchen.

Vielleicht fühlst du dich in dieser Phase genauso unerfahren und unsicher in deiner Erziehung wie damals, als du mit einem Neugeborenen in dein Haus kamst. Aber verliere nicht die Hoffnung, denn du kannst eine Menge erreichen, wenn du einfach da bist.

Auch Kinder der fünften Klasse brauchen dich noch

Vielleicht hast du manchmal versucht, dich in einem verschlossenen Badezimmer oder Schrank zu verstecken. Aber denk daran: Auch wenn dein Kind sich jetzt selbst füttern und baden kann, ist deine Anwesenheit wichtig. Dein Sohn oder deine Tochter in der fünften Klasse brauchen dich in dieser Phase genauso sehr wie damals, als sie noch Kleinkinder waren.

Damals, als sie darauf bestanden haben, dass sie etwas alleine machen können. Als sie ohne ersichtlichen Grund emotional geworden sind. Oder den seltsamen Geruch, der aus ihrem Zimmer kam, nicht bemerkt haben.
Sie brauchen dich genauso wie in der Phase als sie über Dinge lachten, die für dich nicht lustig waren.

Das ist der Grund, warum ich diese Phase liebe. Es passiert so viel, wenn sie in eine neue Welt voller unberechenbarer Emotionen, rasender Hormone und abstraktem Denken eintreten. Es steht viel auf dem Spiel, und deine Anwesenheit in ihrer Welt ist wie ein Kompass. Nicht weil du alle Antworten kennst, sondern weil sie wissen müssen, dass sich manche Dinge (wie deine Liebe zu ihnen) nie ändern werden.

So wie du ihnen geholfen hast, einen Löffel zum Mund zu führen, als sie zwei Jahre alt waren. So wirst du ihnen jetzt helfen, sich in einer Vielzahl von komplexeren Problemen zurechtzufinden. Aber erwarte nicht, dass sie dir besser sagen können, was sie brauchen, als sie es getan haben, als sie noch durch dein Haus gekrabbelt sind. Du musst daran arbeiten, etwas über sie zu verstehen, was sie selbst noch nicht verstehen. Sie entdecken wieder eine neue Welt und du bist immer noch ihr Wegweiser.

Nimm es nicht persönlich, wenn ihre Gefühle mit deinen kollidieren. Und denke daran, dass du der sicherste Ort für sie sein kannst, an dem sie Fehler machen können. Du wirst der Ort sein, zu dem sie zurückkehren, wenn ihre Emotionen weiter ausschlagen als ein Sattelschlepper. Du wirst die stabilste Kraft in ihrem Leben sein – auch wenn du dich vielleicht nicht so fühlst.

Keine Sorge, die Achterbahn, die du gerade betrittst wird irgendwann einige Loopings und Stürze verlieren. Es ist eine wilde Fahrt, aber fasse dir ein Herz, denn dein Sohn oder deine Tochter ist dabei, ein noch viel wunderbarerer Mensch zu werden.

Und dir wird es wirklich gut gehen.

Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/photo-of-child-sitting-on-couch-while-holding-tablet-4145154/

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