Die Vorteile einer sensiblen Erziehung für die Gesundheit von Kindern

by Lara
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Was ist eine einfühlsame, sensible Erziehung? Das ist eigentlich ziemlich einfach. Zunächst einmal stellst du dich auf die Gefühle, Sorgen und Bedürfnisse deines Kindes ein. Das ist der sensible Teil. Danach gibst du deinem Kind das richtige Maß an Zuwendung und Beruhigung. Das ist der reaktive Teil. Einfach, aber kraftvoll.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen seit Jahren fest, dass eine einfühlsame, sensible Erziehung mit besseren Lernfähigkeiten der Kinder verbunden ist. Kinder lernen zum Beispiel schneller das Sprechen, wenn ihre Bezugspersonen schnell und angemessen auf das reagieren, was ihre Babys tun. Vorschulkinder entwickeln bessere Fähigkeiten zur Problemlösung, Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft, wenn die Eltern einfühlsam und ansprechbar sind.

Doch auch für die Gesundheit gibt es wichtige Vorteile. Studien legen nahe, dass eine einfühlsame und sensible Erziehung Kinder vor chronischen Krankheiten und schädlichem Stress schützen kann.

Sensible Erziehung und Gesundheit

Um zu verstehen, was ich meine, denke an Kinder, die in von Armut und Kriminalität gekennzeichneten Stadtvierteln leben.

Bei diesen Kindern kommt es zu außergewöhnlichen Schwankungen des Stresshormons Cortisol, wodurch sie ein erhöhtes Risiko für eine Vielzahl von Stoffwechselerkrankungen haben, darunter Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.

Es gibt auch Beweise dafür, dass Stress und finanzielle Not mit chronischen Entzündungen in Verbindung stehen – ein Zustand, der Arterienverkalkung, Autoimmunkrankheiten und Krebs auslösen kann.

Als die Psychologen Gregory Miller und Edith Chen von der University of British Columbia Jugendliche auf ihre Entzündungswerte untersuchten, stellten sie fest, dass Kinder mit einem geringen finanziellen Hintergrund eher einen „entzündungsfördernden Zustand“ entwickeln.

Können Eltern Kinder vor den Auswirkungen von schädlichem Stress und Entzündungen schützen?

Sensible Erziehung und Stress

Dieser Gedanke deckt sich mit unseren tagtäglichen Wahrnehmungen. Einfühlsame, aufmerksame Eltern vermitteln Kindern ein Gefühl der Sicherheit. Sie sorgen dafür, dass ihre Kinder anderen Menschen gegenüber weniger misstrauisch und daher entspannter sind. Selbstsichere, gelassene Kinder haben seltener hohe Cortisolwerte und erholen sich schneller von Stress.

Außerdem unterstützen Eltern ihre Kinder dabei, wirksame Mechanismen zur Selbstregulierung zu entwickeln, indem sie ihnen beibringen, wie sie ihre eigenen Gefühle kontrollieren. Kinder lernen, wie sie mit Stress umgehen können, auch wenn ihre Bezugspersonen nicht da sind.

Diese Faktoren zusammengenommen sollten Kinder vor dem körperlichen Verschleiß schützen, der durch dauerhaften Stress verursacht wird.

Chen und Miller untersuchten daher die frühen Lebenserfahrungen von Menschen, die in Armut aufgewachsen sind, um diese These zu überprüfen.

In einer Studie befragten sie 53 gesunde junge Erwachsene zu ihren Familienverhältnissen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie, die über mehr Warmherzigkeit ihrer Mutter gegenüber berichteten, zeigten weniger Anzeichen von systemischen Entzündungen.

In einer anderen Studie wurde untersucht, wie sich die Herzlichkeit und Sensibilität der Eltern auf die Entwicklung des metabolischen Syndroms auswirkt, einer Gruppe von Krankheiten, zu denen zentrale Adipositas, Bluthochdruck und Insulinresistenz gehören.

Die Forscher/innen stellten mehr als 1200 Amerikaner/innen mittleren Alters Fragen über ihre Eltern. Fragen wie: „Wie häufig haben deine Eltern deine Probleme und Sorgen verstanden?“ und „Wie viel Zeit und Aufmerksamkeit widmeten sie dir, als du sie brauchtest?“

Anschließend untersuchten die Forscherinnen und Forscher die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Symptome des metabolischen Syndroms, einer Gruppe von Gesundheitsproblemen, zu denen Bluthochdruck, eine schlechte Regulierung des Blutzuckerspiegels und die Ansammlung von Bauchfett gehören.

Wie erwartet wiesen Menschen, die in Haushalten mit geringem finanziellen Einkommen aufgewachsen waren, diese Symptome häufiger auf. Aber etwa 45% der Menschen, die in einem Haushalt in finanzieller Notlage aufgewachsen sind, waren symptomfrei. Bei den Gesunden war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie eine fürsorgliche Mutter hatten.

Bei den Kindern mit den fürsorglichsten Müttern gab es tatsächlich keinen Zusammenhang zwischen dem Lebensstandard und dem schlechten Gesundheitszustand.

Der Einfluss des sozialen Aufstiegs

Um dies zu verdeutlichen, untersuchten die Forscher/innen auch die Wirkung des sozialen Aufstiegs. Wenn jemand verhältnismäßig arm aufgewachsen ist, jedoch als Erwachsener einen höheren Lebensstandard erreicht hat, ging es ihm dann gesundheitlich besser?

Erstaunlicherweise lautete die Antwort: Nein. Nicht, wenn es um die Symptome des metabolischen Syndroms ging. Die Forscher/innen konnten keinen Unterschied zwischen Menschen feststellen, bei denen der Lebensstandard gleich blieb und denen, deren Lebensstandard anstieg.

Natürlich sollte man bedenken, dass in diesen Studien keine unmittelbaren Untersuchungen bezüglich der Erziehung durchgeführt wurden. Alles beruht auf den Gefühlen oder Erinnerungen der erwachsenen Kinder an ihre Eltern. Wie können wir uns sicher sein, dass diese Erinnerungen zutreffend waren? Das können wir nicht.

Ein anderes Forscherteam hat jedoch einen etwas anderen Ansatz gewählt. Statt sich auf die Erinnerungen von Menschen aus ihrer Kindheit zu verlassen, analysierten sie jahrzehntelang aufgezeichnete Daten von mehr als 160 Personen von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter. Belastende Lebensumstände wurden festgehalten, sobald sie passierten. Familien wurden zu vielen Zeitpunkten befragt. Die Eltern wurden in Echtzeit beobachtet, wie sie mit ihren Kindern umgingen. Und was haben die Forscher/innen herausgefunden?

Erneut zeigte sich, dass einfühlsame, aufmerksame Erziehung mit einem besseren Wohlbefinden im Erwachsenenalter verbunden ist. Die Sensibilität der Mütter schützte Kinder, die in einer stressigen Umgebung lebten, davor, als Erwachsene gesundheitliche Probleme zu entwickeln.

Beweist dies, dass einfühlsame, aufmerksame Eltern einen nachhaltigen Beitrag zur Gesundheit leisten?

Dies sind nur Korrelationen und Korrelationen können keine Ursachen nachweisen. Zum Beispiel wurden in keiner dieser Studien die genetischen Faktoren berücksichtigt. Vielleicht tragen einfühlsame Eltern eher Gene, die für eine bessere Gesundheit sorgen und geben diese Gene an ihre Kinder weiter.

Und wie sieht es mit Vätern aus? In der Studie mit 1200 Erwachsenen mittleren Alters fanden Miller und seine Kollegen keine Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Vorteilen und fürsorglichen Vätern. Nur Mütter. Könnte das daran liegen, dass die Väter in dieser Studie weniger an der Erziehung beteiligt waren? Es bedarf noch weiterer Studien, um andere Möglichkeiten auszuschließen.

Einfluss von Beziehungen

In der Zwischenzeit gibt es andere Beweise zu berücksichtigen. Zum Beispiel deuten Experimente an Tieren darauf hin, dass familiäre Beziehungen einen tiefgreifenden Einfluss auf die Gesundheit haben.

Bei der Aufzucht von Rattenbabys, die von einer Adoptivmutter aufgezogen wurden, haben Forscherinnen und Forscher deutliche Beweise für die Auswirkungen von liebevoller Zuwendung gefunden. Ratten, die von sehr liebevollen Müttern aufgezogen wurden, reagieren, wenn sie ausgewachsen sind, nicht so stark auf Stress.

Und in Experimenten mit Zebrafinken fanden Forscher/innen heraus, dass die Lebenserwartung eines Vogels vom Verhalten seiner Artgenossen abhängt. Ängstliche, leicht „gestresste“ Finken lebten länger, wenn sie mit ruhigeren, widerstandsfähigeren Artgenossen zusammen gehalten wurden.

Darüber hinaus gibt es faszinierende Beobachtungsstudien, die das Verhalten von Kindern über einen kurzen Zeitraum hinweg verfolgen.

Studien mit Kindern

Eine fMRT-Studie legt zum Beispiel nahe, dass einfühlsame, aufmerksame Eltern Kinder vor den Auswirkungen von schädlichem Stress auf das Gehirn schützen können.

Außerdem haben Untersuchungen an Babys, die vor der Geburt Stress ausgesetzt waren, ergeben, dass 7 Monate alte Babys eine bessere Regulierung ihrer Emotionen zeigten, wenn ihre Mütter ihnen viel körperliche Zuneigung schenkten.

Folgestudien bestätigen, dass dieser Effekt bis ins Kleinkindalter anhält und Forscher/innen haben das Phänomen mit der sogenannten Epigenetik in Verbindung gebracht, d. h. mit langfristigen Veränderungen der DNA.

Frühkindlicher Stress kann die Gene ausschalten, die das individuelle System der Stressreaktion regulieren. Doch zärtliche Zuneigung scheint diesen Prozess umzukehren.

Falls dies zutrifft, könnten die Wissenschaftler/innen einen entscheidenden Mechanismus entdeckt haben, wie sich die Zuwendung der Eltern auf die Gesundheit auswirkt. Aber unabhängig von den Mechanismen sammeln Forscherinnen und Forscher zunehmend beeindruckende Nachweise für die gesundheitlichen Vorteile einer aufmerksamen, sensiblen Erziehung.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-madchen-mehl-zuhause-4784024/

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