Eine neue Studie zeigt, dass ein bestimmter Erziehungsstil den Familien nicht nur Kosten spart, sondern auch spätere finanzielle Vorteile bringt, wenn die Kinder erwachsen werden.
Kinder, die in wirtschaftlich benachteiligten Haushalten aufwachsen, sind mit vielen Herausforderungen konfrontiert – während der gesamten Kindheit und darüber hinaus, einschließlich finanzieller Hürden. Armut in der Kindheit wird mit Depressionen, Angst, Wut, geringerer Selbstbeherrschung und mehr Stress in Verbindung gebracht – aber das bedeutet nicht, dass diese Menschen für eine negative finanzielle Zukunft bestimmt sind.
Umgekehrt könnte man meinen, dass Kinder aus wirtschaftlich begünstigten Familien von Natur aus eine bessere finanzielle Zukunft haben, aber das ist nicht unbedingt der Fall. Finanzielle Mittel können zwar Chancen und Erfahrungen bieten, die Kinder aus einkommensschwächeren Familien nicht machen können, aber Wohlstand in der Kindheit ist noch lange keine Garantie für finanzielle Vorteile im Erwachsenenalter (er kann sich sogar nachteilig auswirken, wie wir später noch genauer erläutern werden). Es stellt sich heraus, dass nicht die finanziellen Verhältnisse der Familie, sondern der Erziehungsstil der Eltern einen enormen Einfluss auf die zukünftigen finanziellen Ergebnisse eines Kindes hat.
Die vier Erziehungsstile
Aber das Wichtigste zuerst: Alle Erziehungsstile sind eine Kombination aus Reaktionsfähigkeit und Anforderungen/Erwartungen und es gibt vier in der Regel anerkannte Erziehungsstile.
Tolerant/nachsichtig
Dieser Erziehungsstil zeichnet sich durch ein Übermaß an Aufmerksamkeit aus gepaart mit geringen Anforderungen.
Vernachlässigend/unbeteiligt
Dieser Erziehungsstil zeichnet sich durch geringe Anforderungen und eine geringe Aufmerksamkeit aus.
Autoritär
Dieser Erziehungsstil ist sehr fordernd und weniger einfühlsam.
Aufmerksam/sensibel
Dieser Erziehungsstil zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis von Forderungen und Aufmerksamkeit aus. In einfachen Worten: Liebe und Grenzen.
Welcher Erziehungsstil ist der beste?
Die sensible Erziehung ist erwiesenermaßen der effektivste Erziehungsstil. Sie beinhaltet positives Engagement, Interaktion und Aufmerksamkeit – und auch Erwartungen. Diese Eltern zeigen Wärme und beständiges Interesse an ihren Kindern. Das hilft den Kindern, eine starke emotionale Regulierung und eine sichere Bindung zu entwickeln, was zu einem stabileren Leben führt, einschließlich finanzieller Stabilität. Eine neue Studie zeigt, dass ein einfühlsamer Erziehungsstil zu Kosteneinsparungen für die Familien führt und auch später, wenn die Kinder erwachsen sind, finanzielle Vorteile bringt.
Einer der Autoren der Studie, erklärte, dass ein sensibler Erziehungsstil dazu führt, dass Kinder weniger in Schwierigkeiten geraten und weniger destruktiv sind. Das wiederum ist ein finanzieller Vorteil für die Familie: Wenn Kinder ständig Probleme in der Schule oder mit dem Gesetz haben, kann das dazu führen, dass die Eltern für Schäden und Bußgelder aufkommen müssen oder sogar ihre Arbeitszeit reduzieren oder ihren Job aufgeben müssen, um mehr Aufsicht zu gewährleisten.
Besteht ein Zusammenhang zwischen Armut und Erziehungsstil?
Interessanterweise kann eine „sensible“ Erziehung eine wichtige Ressource oder ein Schutzfaktor für Kinder sein, die mit den Risiken der Armut konfrontiert sind. Die positiven finanziellen Auswirkungen einer einfühlsamen Erziehung betreffen auch andere Familienmitglieder und sogar ganze Gemeinden.
Wenn Eltern unter finanziellem Stress leben, haben sie möglicherweise weniger Geduld oder Zeit, sich auf einfühlsame Erziehung zu konzentrieren. Natürlich gibt es Eltern, die trotz dieser beträchtlichen Herausforderungen eine einfühlsame Erziehung praktizieren können und dies auch tun. Laut der Studie ist es möglich, dass wirtschaftlich benachteiligte Kinder stärker von einfühlsamer Erziehung profitieren als wohlhabendere Kinder.
Die Studie ergab außerdem, dass Eltern benachteiligter Kinder in Elternkursen einfühlsame Erziehungsmethoden erlernen konnten. Mit der Zeit setzten sie ihre neuen Gewohnheiten in die Praxis um – und ihre verbesserten Interaktionen wirkten sich positiv aus. Eine bessere elterliche Qualität wiederum ist ein starker Prädiktor für berufliche, gesundheitliche und verhaltensbezogene Ergebnisse im späteren Erwachsenenalter eines Kindes – was sich allesamt auf die finanzielle Stabilität auswirkt.
Die Behauptung war im Wesentlichen, dass ein Kind, das im reichen Elternhaus groß geworden ist, aufgrund seines finanziellen Privilegs ohne Grenzen aufgewachsen ist und nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden konnte.
Das Wohlstandssyndrom
Eine nachsichtige/sensitive Erziehung, wie sie in wohlhabenden Familien häufig vorkommt (d.h. Belohnungen und Bestechung in der Hoffnung auf „gutes“ Verhalten der Kinder), kann sich natürlich negativ auf die finanziellen Ergebnisse der Familie auswirken. Wenn Eltern ihre Kinder nicht in die Pflicht nehmen, kann das zu einem Gefühl des Anspruchs führen. Wenn es keine (alters- und entwicklungsgemäßen) Anforderungen oder Erwartungen gibt, kann sich auch kein Verantwortungsgefühl oder Ehrgeiz entwickeln. Wenn du darauf konditioniert wirst, dass immer jemand anderes deine Probleme löst und deine Fehler ausbügelt, entwickelst du nicht die Fähigkeit, selbst mit Problemen umzugehen.
Das kann sich auch negativ auf die finanzielle Stabilität eines Kindes als Erwachsener auswirken, denn diese Menschen können schlechte Bewältigungsfähigkeiten, geringe Selbstkontrolle, Drogenmissbrauch und/oder rechtliche Probleme und einen Mangel an gesunden Beziehungen entwickeln. Ein Kind aus einer wohlhabenden Familie kann materiell alles haben, was es braucht, aber wenn es keine emotional einfühlsame Betreuung erhält, schneidet es in einer Reihe von Bereichen schlechter ab.
Es gibt sogar einen Namen für Kinder aus solchen Verhältnissen: Umgangssprachlich wird es „Wohlstandsgrippe“ genannt. Der Begriff tauchte auf, als ein Teenager vier Menschen tötete und zwei weitere verletzte, als er betrunken Auto fuhr. „Wohlstandssyndrom“ wurde als seine juristische Verteidigung verwendet; die Behauptung war im Wesentlichen, dass er aufgrund seiner finanziellen Privilegien ohne Grenzen aufgewachsen ist und nicht zwischen Recht und Unrecht unterscheiden konnte.
Ist strengere Erziehung demnach besser?
Sicher, aber nur im Gleichgewicht. Autoritäre statt einfühlsame Erziehung kann dazu führen, dass Kinder ein geringes Selbstwertgefühl haben – und Schwierigkeiten, selbstständig zu denken oder eigene Entscheidungen zu treffen. Sie neigen auch dazu, gegen Autoritätspersonen zu rebellieren, wenn sie älter sind. Die potenziell negativen finanziellen Auswirkungen eines autoritären Erziehungsstils sind leicht vorhersehbar: Ein geringes Selbstwertgefühl und die Unfähigkeit, dem eigenen Urteilsvermögen zu vertrauen, können deinen persönlichen finanziellen Erfolg beeinträchtigen, während eine rebellische Persönlichkeit zu Problemen bei der Arbeit oder im Rechtswesen führen kann.
Fazit
Unterm Strich: Einfühlsame Erziehung führt zu vielen Vorteilen (auch finanzieller Art) im späteren Leben eines Kindes.
Wenn Kinder, die einfühlsam erzogen wurden, in das Jugend- und Erwachsenenalter hineinwachsen, verfügen sie über bessere zwischenmenschliche Fähigkeiten, sind vertrauensvoller, haben gesündere Beziehungen und zeigen gute soziale Fähigkeiten, die allesamt zu besseren finanziellen Ergebnissen beitragen.
Warum und wie? Zum einen sind diese Menschen besser in der Lage, einen Arbeitsplatz zu finden und ihn zu behalten. Sie sind widerstandsfähiger, wenn sie einen Job verlieren – oder andere Herausforderungen oder Rückschläge erleben. All diese Faktoren und Persönlichkeitsmerkmale tragen dazu bei, dass ein Kind, das einfühlsam erzogen wurde, später finanziell erfolgreicher ist. Wir wissen ja bereits, dass die Qualität der Erziehung die Gesundheit, das Verhalten und den beruflichen Erfolg eines Kindes im Erwachsenenalter vorhersagt – es ist also keine Überraschung, dass dies auch für seine Finanzen gilt.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-die-kastanienbraunes-samt-tauchhals-langarmkleid-tragt-wahrend-sie-mehrere-papiertuten-fotografie-tragt-972995/
