Wenn du und deine Kinder unterschiedliche politische Überzeugungen habt?

Sind deine Kinder mit deinen politischen Entscheidungen einverstanden? Erwartest du das von ihnen?

Sind Eltern verrückt oder haben sie Recht, wenn sie glauben, dass sie das sollten?

Wenn nicht, wie löst ihr dann politische Konflikte in der Familie?

Natürlich wollen wir alle, dass unsere Kinder unsere Werte teilen. Schließlich haben wir diese Kinder geschaffen. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir unseren Kindern unsere Überzeugungen in Bezug auf Religion, Ethik, Moral, Gerechtigkeit, Steuerverantwortung, das Einhalten des Tempolimits und natürlich auch im Bereich Politik vermitteln. Besonders jetzt, in Zeiten in denen man immer mehr von der politischen Spaltung des Landes hört. Aber zu einer guten Erziehung gehört meiner Meinung nach auch, dass wir unseren Kindern die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Denn am Ende des Tages können wir diese Entscheidung ohnehin nicht für sie treffen.

Das hält einige von uns Eltern allerdings nicht davon ab, unseren Kindern unsere politischen Ansichten beizubringen. Historische Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Kinder von der politischen Einstellung ihrer Eltern lernen und diese nachahmen. Das ist doch logisch, oder?

Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass eine Überindoktrination auch nach hinten losgehen kann. Eltern mit radikalen politischen Ansichten gelingt es oft, junge Kinder zu indoktrinieren. Die Daten zeigen aber, dass Kinder im späten Jugendalter oft rebellieren. (Teenager sind ziemlich gut darin, zu rebellieren.) Zumindest kommt uns das so vor. Das ist enttäuschend. Fühlt sich vielleicht sogar wie ein Verrat an. So wie damals, als meine Tochter im Teenageralter, die seit einem Dutzend Jahren meine feministischen Sprüche gehört hatte, verkündete, dass sie nicht studieren werde, weil sie nur einen reichen Mann finden wolle.

Es ist wichtig anzuerkennen, dass es keine Rebellion ist, wenn man andere politische Ansichten hat als die Eltern. Es ist eine Behauptung der moralischen und intellektuellen Unabhängigkeit. Die abweichenden politischen Ansichten unserer Kinder können uns enttäuschen oder sogar wütend machen. Aber denken wir daran: Ein unabhängiger Geist ist eine gute Sache für ein erwachsenes oder heranwachsendes Kind und ein Zeichen dafür, dass wir es gut erzogen haben, selbständig zu denken.

Die ermutigendste Nachricht ist aus meiner Sicht, dass es nicht darum geht, wie oder ob du deine Kinder zu einer bestimmten Überzeugung – ob politisch oder in einem anderen Bereich – bringen kannst. Es geht um Leidenschaft. Die Daten deuten darauf hin, dass Kinder, auch wenn sie deine Ansichten nicht nachahmen, die Bedeutung, die du einem Thema beimisst, durchaus aufnehmen. Kinder mit politisch engagierten Eltern engagieren sich zum Beispiel selbst politisch. Kinder, deren Eltern nicht wählen gehen, werden in der Regel zu Erwachsenen, die nicht wählen gehen. Vielleicht ist es also nicht das Ziel von uns Eltern, unsere Kinder zu roboterhaften Mini-Ichs zu machen, wenn es um Politik oder sonst etwas anderes geht. Vielleicht geht es darum, sie so zu erziehen, dass sie das schätzen, was wir schätzen, und selbst entscheiden können, welchen Kandidaten oder welche Partei sie unterstützen.

Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/a-boy-looking-at-his-smartphone-while-his-mother-is-talking-8550835/


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