Mein Sohn war schon immer ein fröhliches, unbeschwertes Kind. Aber mit 4 Monaten war er ein paar Tage lang sehr launisch. Ich rief in der Kinderarztpraxis an und die Krankenschwester sagte, dass es sich nach Zahnen anhört. Das schien mir aber nicht richtig zu sein, also bat ich darum, zu einem Arztbesuch zu kommen. Ich fühlte mich unbeholfen. Schließlich war ich nur für einen Bruchteil der Karriere dieser Krankenschwester Vater. Wer war ich, dass ich jemanden mit so viel Erfahrung in Frage stellen konnte?
Was ich nicht bedachte, war, dass ich mein eigenes Fachwissen entwickelt hatte, wenn es um meinen kleinen Sohn ging. Ich konnte sein Wimmern beim Füttern von seinem Wimmern beim Kuscheln und seinem Schluchzen beim Einschlafen unterscheiden. Es stellte sich heraus, dass er nicht am Zahnen war. Er hatte eine Ohrenentzündung, die wir früh erkennen und behandeln konnten.
Wenn du dein eigenes Baby kennst und deinem elterlichen Instinkt folgst, kann es hilfreich sein, einen Experten zur richtigen medizinischen Diagnose zu führen. Um zu verstehen, wann ein Baby krank ist, muss man wissen, wie es ist, wenn es ihm gut geht – und das wissen Eltern am besten.
Damit du und dein/e Gesundheitsdienstleister/in einen Plan für dein Kind ausarbeiten könnt, wenn es ihm/ihr nicht gut geht, findest du in diesem Leitfaden Informationen über häufige Kinderkrankheiten, wie sie behandelt werden können und wann du einen Arzt aufsuchen solltest.
Fieber
Fieber ist eher ein Anzeichen für ein zugrunde liegendes Problem als für eine eigenständige Krankheit. Der Körper erhöht seine Temperatur, weil die Enzyme, die Infektionen bekämpfen, bei höheren Temperaturen besser funktionieren. Fieber kann mit einer Ohrenentzündung, einer Erkältung oder einer Grippe zusammenhängen oder eine Reaktion auf einen Impfstoff sein. Fiebernde Kinder können sich lethargisch und reizbar zeigen.
Viele Betreuer/innen machen sich Sorgen über Fieber, besonders wenn es das erste Fieber ihres Kindes ist. Aber niedriges Fieber (38°C oder weniger) bei Babys über 3 Monaten ist normalerweise nicht gefährlich.
Damit sich dein Kleines wohler fühlt, kannst du ihm Paracetamol für Säuglinge verabreichen (lass dir die Dosis vorher von einer medizinischen Fachkraft bestätigen), dein Baby ausziehen, es wie gewohnt füttern und es in lauwarmem Wasser baden. Allein das Abwischen kann das Fieber um ein oder zwei Grad senken.
Ruf einen Arzt an, wenn dein Baby ein Neugeborenes (bis 3 Monate) ist und Fieber von 38°C oder mehr hat; wenn dein Kind jünger als 1 Jahr ist und Fieber von 38,5°C oder mehr hat; wenn dein Kind Fieber von 39°C oder mehr hat; oder wenn das Fieber (auch ein niedriggradiges) länger als drei Tage anhält. Auch drastische Verhaltensänderungen – z. B. wenn dein Kind sehr lethargisch wird – sind ein Grund, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.
Erkältung
Es ist die Jahreszeit des Schnupfens. Kleine Kinder erkälten sich sechs bis acht Mal im Jahr, vor allem im Herbst und Winter. Das sind viele Erkältungen, und manchmal ist es schwer zu erkennen, wann eine Krankheit mehr als „nur“ eine Erkältung ist. Eine Möglichkeit, dies zu erkennen, ist der Verlauf der Symptome: Bei einer Erkältung treten die Symptome (eine verstopfte oder laufende Nase, Niesen, Husten und manchmal auch Fieber) normalerweise zwei bis drei Tage lang auf, erreichen ihren Höhepunkt nach drei bis fünf Tagen und klingen dann wieder ab.
Das Wichtigste zuerst, das muss gesagt werden: Es gibt viele Überschneidungen zwischen COVID-19-Symptomen und Erkältungssymptomen, vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern. Deshalb solltest du entweder deinen Kinderarzt oder deine Kinderärztin anrufen, um einen Test zu machen, oder einen Heimtest durchführen, um sicherzugehen.
Um Symptome wie eine verstopfte oder laufende Nase, Husten und Fieber zu behandeln, solltest du Husten- und Erkältungsmedikamente vermeiden. Wenn dein Kinderarzt oder deine Kinderärztin grünes Licht gibt, kannst du Paracetamol für Kleinkinder gegen Fieber verabreichen. Trockene Luft verschlimmert die Verstopfung, daher solltest du einen Luftbefeuchter im Zimmer deines Babys aufstellen, wenn es schläft. Sorge dafür, dass dein Baby ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, indem du es regelmäßig mit Muttermilch oder Muttermilchersatz fütterst. Wenn dein Kind älter als 1 Jahr ist, kann auch ein Elektrolytgetränk helfen.
Wenn dein schniefendes Baby ein Neugeborenes oder unter 3 Monate alt ist, hohes Fieber hat, sich nach ein paar Tagen nicht bessert oder positiv auf COVID-19 getestet wurde, solltest du dich unbedingt an deinen Kinderarzt/deine Kinderärztin wenden. Suche einen Notarzt auf, wenn dein Baby lethargisch wirkt oder Atemprobleme hat.
Grippe
Dieses sehr ansteckende Virus verbreitet sich schnell in Kindertagesstätten und Familien. Ein infiziertes Baby ist quengelig und verliert das Interesse am Spielen oder Essen. Dann kann es Fieber bekommen, gefolgt von einer laufenden oder verstopften Nase und Husten. Ein grippebedingtes Fieber kann drei bis sieben Tage andauern, und die Kinder können sich auch danach noch ein paar Tage lang launisch fühlen.
Kümmere dich um dein Kind, als ob es die Grippe hätte: Gib deinem Kind viel zu trinken und achte auf starken Husten oder Atemprobleme. Um einer zukünftigen Grippe vorzubeugen, solltest du dein Kind gegen Grippe impfen lassen. Expert/innen empfehlen diese Impfung für alle Erwachsenen und Kinder über 6 Monate.
Rufe einen Arzt oder eine Ärztin, wenn dein Baby als Neugeborenes krank ist, wenn es Grippesaison ist und dein Kind Fieber hat oder wenn sich die Symptome nicht innerhalb von fünf Tagen bessern.
Respiratorisches Synzytialvirus (RSV)
RSV ist ein weit verbreitetes Virus, das die Lungen und Atemwege befällt. Es ist sogar so verbreitet, dass fast jedes Kind bis zum Alter von 2 Jahren an RSV erkrankt. Während sich die meisten Kinder ohne Probleme erholen, treten bei einigen Kindern Komplikationen durch RSV auf.
Frühgeborene sind besonders gefährdet, weil ihre Atemwege und ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt sind. RSV beginnt in der Regel wie eine Erkältung, und am dritten Tag setzen ein starker Husten und eine keuchende Atmung ein. Die Symptome klingen nach ein paar Tagen wieder ab, aber der Husten kann bis zu zwei Wochen andauern. Kinder, die einen schweren Anfall haben, haben ein erhöhtes Risiko, Asthma zu entwickeln.
Verwende einen Luftbefeuchter mit kühlem Nebel, damit die Luft nicht zu trocken wird. Wenn dein Arzt oder deine Ärztin es erlaubt, gib deinem Kind die dem Gewicht entsprechende Dosis Paracetamol gegen Fieber und Unwohlsein sowie zusätzliche Flüssigkeit.
Rufe deinen Arzt oder deine Ärztin an, wenn dein Kind als Neugeborenes krank ist, Anzeichen von Dehydrierung zeigt oder sich nicht wie ein normales Kind verhält. Suche sofort einen Arzt auf, wenn die Haut, die Lippen oder die Zunge deines Babys grau, blau oder violett erscheinen oder wenn es stark und ununterbrochen hustet oder Schwierigkeiten beim Atmen hat.
Achte darauf, ob es zusätzliche Muskeln zum Atmen benutzt. Zieh sein Hemd aus. Wenn die Zwischenräume zwischen seinen Rippen bei jedem Atemzug eingezogen werden und seine Nasenlöcher aufblähen, rufe sofort deinen Arzt.
Ohrenentzündung
Die Körpersprache von Babys ist knifflig, denn schlafende Kinder reiben sich oft die Ohren. Aber wenn dein Baby an den Ohren zieht und außerdem eine verstopfte Nase und Fieber hat, könnte eine Ohrenentzündung der Grund dafür sein. Säuglinge sind dafür besonders anfällig.
Manche Infektionen klingen von selbst ab. Wenn die Infektion jedoch besonders schwer ist, kann ein Arzt/eine Ärztin ein Antibiotikum verschreiben.
Wenn du eine Ohrenentzündung vermutest, musst du deinen Kinderarzt/deine Kinderärztin anrufen. Die einzige Möglichkeit, eine Diagnose zu stellen, ist, dass dein Arzt in das Ohr deines Kindes schaut. An einem Tag kann das Ohr normal aussehen, am nächsten kann es entzündet sein. Warte ein paar Tage ab, um zu sehen, ob sich die Symptome bessern. Wenn das nicht der Fall ist, solltest du deinen Arzt erneut aufsuchen.
Eine schwere, unbehandelte Ohrinfektion kann zu einem gerissenen Trommelfell führen, und wiederholte Ohrinfektionen können zu Hörverlust führen. Du solltest deinen Arzt oder deine Ärztin auch anrufen, wenn dein Baby oder Kleinkind wiederkehrende Ohrentzündungen hat.
Durchfall
Das Wechseln von Windeln – vor allem wenn sie flüssig sind – gehört nicht zu den Freuden der Elternschaft. Wässriger und häufiger Stuhlgang wird oft durch einen Virus verursacht, aber auch eine bakterielle Infektion, eine Allergie, eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder ein Medikament können die Ursache sein.
Durchfall hält in der Regel fünf bis 10 Tage an. Dehydrierung ist das Hauptproblem bei Durchfall, also gib deinem Baby viel Flüssigkeit. Erbricht dein Kind auch? Wenn dein Kind alt genug ist, gib ihm ab 30 Minuten nach dem Erbrechen kleine, regelmäßige Dosen eines Elektrolytgetränks. Beginne mit einem Esslöffel und erhöhe die Dosis mit der Zeit langsam.
Wenn dein krankes Baby hohes Fieber hat, Anzeichen von Dehydrierung zeigt (weniger nasse Windeln, Trägheit, nicht so elastische Haut wie sonst) oder wenn Blut oder Eiter im Stuhl zu sehen ist, ruf den Arzt/die Ärztin deines Kindes an.
Bindehautentzündung
Bei einer Bindehautentzündung sehen die Augen deines Kindes rot und geschwollen aus. Es handelt sich um eine Entzündung der Augenschleimhäute, die normalerweise beide Augen gleichzeitig betrifft, manchmal aber auch nur in einem Auge beginnt.
Die Ursache kann eine bakterielle oder virale Infektion sein. Gelber oder grüner Ausfluss deutet auf eine bakterielle Infektion hin, während kein Tränenfluss oder Eiter auf eine virale Infektion hinweist. Eine weitere Möglichkeit zur Unterscheidung: Virale Infektionen gehen meist mit Erkältungssymptomen einher.
Eine virale Infektion heilt in der Regel innerhalb einer Woche von selbst ab. Halte die Augenpartie deines Babys sauber, indem du sie vorsichtig mit warmem Wasser wäschst. Wenn es sich um eine bakterielle Infektion handelt, wird dein medizinischer Betreuer sie mit antibiotischen Augentropfen behandeln. Bei beiden Arten von Infektionen hilft eine warme Kompresse, damit sich dein Baby besser fühlt.
Wende dich an den Arzt oder die Ärztin Ihres Kindes, sobald Symptome auftreten. Es gibt noch andere Augenprobleme, die bei Babys auftreten können, aber du solltest einen Arzt aufsuchen, um festzustellen, ob die Ursache bakteriell ist und Antibiotika benötigt werden.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/baby-das-auf-weisser-baumwolle-schlaft-161709/