Sind Schwimmbäder ein Gesundheitsrisiko?

Schwimmen ist eine ausgezeichnete Form der Bewegung. Doch wie viele andere Aktivitäten hat auch das Schwimmen in einem Schwimmbad seine Schattenseiten.

Trotz aller Bemühungen, den Pool zu desinfizieren, lauern unter Umständen immer noch Krankheitserreger im Wasser. Und Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Desinfektionsmittel ihre eigenen Gefahren bergen.

Beim Schwimmen in chlorhaltigen Pools, insbesondere in Hallenbädern, besteht für Kinder ein erhöhtes Risiko, an Atemwegserkrankungen wie Asthma und Heuschnupfen zu erkranken.

Zudem gibt es Hinweise dafür, dass die Abfallprodukte von Desinfektionsmitteln – die entstehen, wenn gechlortes Wasser mit Mikroorganismen, menschlichen Körperflüssigkeiten, Kosmetika und Sonnencreme vermischt wird – die DNA schädigen und das Krebsrisiko erhöhen können.

Das klingt ziemlich alarmierend. Bedeutet das, dass wir Kinder vom Schwimmbad fernhalten sollten?

Nicht zwangsläufig. Es kommt vor allem auch auf die Art des Pools an.

Außerdem sollten wir im Hinterkopf behalten: Bei den meisten Studien geht es um Kinder, die häufig im Schwimmbad sind. Es ist unwahrscheinlich, dass ein paar Besuche im Schwimmbad gesundheitliche Probleme auslösen.

Es gibt also Grund zur Sorge, aber nicht zur Panik, und Eltern sollten sich angesichts der möglichen Risiken nicht hilflos fühlen.

Hier ist eine Übersicht der neuesten Forschungsergebnisse bezüglich Schwimmbädern, Krankheitserregern und Desinfektionsmitteln. Am Ende dieses Beitrags gebe ich Tipps, wie du die Risiken deines Kindes minimierst.

Regelmäßiges Desinfizieren von Schwimmbädern

Ein Pool voller Menschen enthält vermutlich verschiedene Krankheitserreger und der Mensch ist nur ein Teil des Problems.

Wasser kann auch durch andere Dinge verunreinigt sein – zum Beispiel durch verrottendem Laub, Vogelkot, mit Pilzen verseuchtes Regenwasser oder tote Organismen.

Deshalb ist es sinnvoll, das Wasser zu desinfizieren. Es gibt verschiedene Methoden, darunter UV-Strahlung und die Behandlung des Wassers mit einer Lösung aus Kupfer und Silber.

Die beliebteste Methode ist jedoch Chlor. Es ist billig und ziemlich effektiv. Bei ordnungsgemäßer Anwendung schützt sie Schwimmer/innen vor einer Vielzahl von gefährlichen Krankheitserregern, darunter

  • E. coli, Rotaviren, Salmonellen und Shigellen (die alle Magen-Darm-Beschwerden und bei manchen Menschen schwere Erkrankungen hervorrufen)
  • Adenoviren (die mit Gastroenteritis, Atemwegsinfektionen, Augeninfektionen und anderen Krankheiten in Verbindung stehen)
  • Pseudomonas aeruginosa (welches eine Vielzahl von Krankheiten verursachen kann, einschließlich Lungenentzündung und Harnwegsinfektionen)

Bevor es wirksame Impfstoffe gab, war das Chloren auch eine der einzigen Methoden, um Schwimmer/innen vor Krankheiten wie Polio und Hepatitis A zu schützen.

Doch kein Desinfektionsverfahren ist vollkommen wirksam. Einige Krankheitserreger, wie die Protozoenparasiten Giardia und Cryptosporidium, können den Prozess des Chlorens überleben.

Andere Erreger sterben ab, jedoch erst, nachdem sie 20 Minuten oder länger im gechlorten Wasser waren. Hast du also das Pech, dich unmittelbar nach dem Stuhlgang eines infizierten Kindes im Wasser aufzuhalten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du dich ansteckst.

Leider bieten Schwimmwindeln nur einen sehr geringen Schutz. Bei einem Test stellten Forscher/innen fest, dass diese Windeln die meisten parasitengroßen Mikropartikel innerhalb von 5 Minuten nach dem Eintauchen ins Wasser freisetzen.

Das könnte bedeuten, dass es besser wäre, wenn wir alle in Pools mit hohem Chlorgehalt schwimmen würden. Doch Chlor birgt Gesundheitsrisiken, die gegen das Krankheitsrisiko abgewogen werden müssen.

Chlor + Menschen = schädliche Nebenprodukte des Desinfektionsmittels

Chlor ist selbst ein Schadstoff, deshalb müssen Schwimmbadbetreiber/innen die Menge an Chlor, die sie dem Wasser zufügen, begrenzen. Das ist allerdings nicht das einzige Problem von Desinfektionsmitteln.

Chlor und chlorhaltige Substanzen können schädliche Nebenprodukte bilden, wenn man sie mit anderen Stoffen mischt. Leider sind diese Stoffe im Wasser von Schwimmbädern weit verbreitet. Schweiß, Urin, Speichel, Haare, Hautpartikel, Fäkalien und sogar Kosmetika und Sonnencreme tragen zur Bildung von Nebenprodukten von Desinfektionsmitteln (DBPs) bei.

Ein typisches, chlorhaltiges Schwimmbecken enthält also DBPs. Diese können über die Haut aufgenommen oder verschluckt werden. Da die Chemikalien verdampfen, werden sie außerdem auch eingeatmet.

Weshalb ist das schädlich?

Forscher und Forscherinnen versuchen immer noch zu verstehen, wie der Körper auf chlorhaltiges Wasser und DBPs reagiert.

Wie Chlor selbst sind auch einige DBPs als Reizstoffe der Atemwege bekannt. Womöglich führt eine lange Aussetzung an chlorhaltigen Wasserdampf zu Entzündungen in den Atemwegen. Möglicherweise verursacht es einen oxidativen Stress, der die Lunge schädigt.

Es scheint auch, dass DBPs die DNA schädigen können.

In einer aktuellen Studie untersuchten Forscher/innen die Auswirkungen von desinfiziertem Schwimmbadwasser auf die DNA von Säugetieren.

Sie bereiteten verschiedene Lösungen vor – jede eine andere Variante eines Desinfektionsmittels, das mit Wasser gemischt wurde – und wendeten sie auf Zellen lebender Säugetiere an.

Die Ergebnisse stimmten mit anderen Studien überein. Alle Gemische verursachten mehr Schäden an der DNA als normales Leitungswasser.

Schäden an der DNA sind besorgniserregend, da sie das Krebsrisiko erhöhen. Und das wird durch die Forschung bestätigt. In Laborversuchen haben DBPs bei Ratten Krebs verursacht. Und Studien haben gezeigt, dass die Berührung mit diesen DPBs das Krebsrisiko beim Menschen erhöht.

Es gibt also viele theoretische Gründe, bei gechlortem Schwimmbadwasser vorsichtig zu sein.

Wie sieht es in der Praxis aus? Erkranken Schwimmbadbesucher?

Auswirkungen von Chlor in Schwimmbädern

Erhöht das Schwimmen in gechlortem Wasser das Risiko für Allergien und Atemwegserkrankungen?

Auf diese Frage gibt es leider keine eindeutige Antwort.

Mehrere Studien, aus Belgien und den Niederlanden, haben ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen festgestellt. In einer Studie wurde zum Beispiel festgestellt, dass Kinder, die vor ihrem zweiten Lebensjahr in chlorhaltigen Schwimmbädern waren, mit höherer Wahrscheinlichkeit Asthma, Atemwegsallergien und Bronchiolitis, eine Entzündung der unteren Atemwege, entwickelten.

Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass frühkindliche Schwimmbadbesuche mit einer höheren Rate an Hautausschlägen, Entzündungen der Atemwege und einer Empfindlichkeit gegenüber Hausstaubmilben verbunden sind.

Eine Studie mit mehr als 800 belgischen Teenagern ergab, dass Kinder, die längere Zeit in gechlorten Schwimmbecken verbrachten, eher an Asthma, Heuschnupfen und anderen Allergien litten. Bei den Jugendlichen, die in Pools mit einer Desinfektionslösung aus Kupfer und Silber schwammen, gab es kein erhöhtes Risiko für Atemwegsallergien.

Diese Ergebnisse klingen besorgniserregend, doch mehrere größere Studien, die in Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien durchgeführt wurden, konnten keinen Zusammenhang zwischen Schwimmbadbesucher/innen und Atemwegserkrankungen feststellen.

Eine der überzeugendsten Studien ist eine Längsschnittstudie, bei der über 5700 britische Kinder ab dem Alter von 6 Monaten beobachtet wurden. Die Forscherin Laia Font-Ribera und ihre Kolleg/innen suchten nach Hinweisen dafür, dass häufiges Schwimmen das Asthmarisiko erhöht. Sie fanden keine. Im Gegenteil: Kinder, die mehr schwammen, hatten langfristig weniger Atemwegsbeschwerden.

Woher stammen die widersprüchlichen Beweise? Womöglich irren sich die Studien, die über Probleme berichten. Es ist aber auch möglich, dass sich das Risiko je nach Ort unterscheidet.

In keiner dieser Studien wurde die Qualität des Schwimmbadwassers gemessen, und wir wissen, dass der Chlorgehalt stark variieren kann. Verschiedene Länder haben unterschiedliche Standards für die Desinfektion. Ein Schwimmbad in den Vereinigten Staaten hat vielleicht zehnmal so viel Chlor wie ein Schwimmbad in Deutschland.

Heißt das, dass deutsche Pools sicherer sind als amerikanische? Vermutlich. Doch niemand hat bisher versucht, diese Frage zu beantworten.

Ich kenne nämlich keine einzige epidemiologische Studie, die die Konzentration der Desinfektionsmittel im Wasser maß, geschweige denn andere Aspekte wie die Luftqualität in den Schwimmbädern.

Womöglich erklären die Unterschiede zwischen den einzelnen Schwimmbädern, warum verschiedene Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Möglicherweise handelte es sich bei den Studien, die keine Wirkung zeigten, um Schwimmbäder mit einer geringen Konzentration an Desinfektionsmitteln – oder einer besonders guten Luftzirkulation.

So lassen sich Risiken verringern

Wie oben erwähnt, sind die bisher vorhandenen Beweise also nicht eindeutig. Die Forschung zu DNA und Krebs steckt noch in den Anfängen, und wir brauchen mehr Informationen, bevor wir epidemiologische Studien interpretieren können.

Doch in der Zwischenzeit können besorgte Eltern diesen Richtlinien folgen.

  • Kann man das Chlor in der Nähe des Schwimmbeckens riechen ist es zu viel. Das ist die Faustregel, die die Forscher Brent S. Rushall und Larry Weisenthal aufgestellten. Teile deine Bedenken dem/der örtlichen Schwimmbadbetreiber/in mit.
  • Wenn du häufig im Hallenbad schwimmst, solltest du dir eine Schwimmhalle mit guter Belüftung suchen. Das bedeutet, dass du Schwimmbäder meiden solltest, in denen die Luft zirkuliert, statt sie durch frische Luft zu ersetzen. Das bedeutet auch, dass du Pools in Räumen mit niedrigen Decken vermeiden solltest.
  • Meide Schwimmbäder, die nicht auf Sauberkeit achten – einschließlich Duschen vor dem Schwimmen. Wie bereits erwähnt, mischen sich Schweiß und andere Körperflüssigkeiten mit Chlor und erzeugen Nebenprodukte. Indem du dich mit Wasser und Seife wäschst, bevor du das Schwimmbad betrittst, trägst du dazu bei, dass weniger Nebenprodukte entstehen.
  • Sag den Kindern, dass sie nicht in den Pool pinkeln oder spucken sollen. Das ist nicht nur eklig, sondern trägt auch zur Entstehung von DBPs bei.
  • Ermutige den/die örtliche/n Schwimmbadbetreiber/in, forschungsgestützte Alternativen zur traditionellen Chlorung in Betracht zu ziehen. Laut den Forscher/innen, die die DNA-Studie durchführten, ist die sicherste Methode zur Desinfektion eine Kombination aus UV-Bestrahlung mit zusätzlicher Chlorung.
  • Falls du für einen Pool oder Whirlpool verantwortlich bist, solltest du die Desinfektionen nicht auslassen. Wie bereits erwähnt, erfüllt die Desinfektion einen wichtigen Zweck. Die Lösung ist nicht, das Desinfizieren von Schwimmbecken zu unterlassen. Die Lösung ist, Wege zu finden, das Wasser zu desinfizieren und gleichzeitig andere Gesundheitsrisiken zu vermeiden.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/rosa-flamingo-schwimmer-2705879/

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