Selbstbeherrschung lehren? Studien belegen, dass das möglich ist. Kinder können davon profitieren, wenn wir Versuchungen und Ablenkungen beseitigen und ein Umfeld schaffen, das Selbstbeherrschung belohnt. Kinder brauchen außerdem frühzeitige Ermahnungen, um auf Kurs zu bleiben. Ebenso helfen konkrete, praktische Ratschläge ihnen motiviert zu bleiben, Schwierigkeiten zu überwinden und an einem Vorhaben festzuhalten.

Was ist Selbstbeherrschung?

Selbstbeherrschung wird auf viele Arten definiert – als Willenskraft, Selbstdisziplin oder Gewissenhaftigkeit. Doch egal wie du es definierst, Selbstbeherrschung bedeutet, dass du in der Lage bist, dich selbst zu kontrollieren.

Kann ein Kind Ablenkungen widerstehen? Impulse unterdrücken? Sich von schwierigen Gefühlen erholen? Belohnungen hinauszögern und vorausplanen?

Vieles hängt natürlich vom Alter des Kindes ab. Kleinkindern fehlt die Selbstbeherrschung älterer Kinder. Selbstbeherrschung entwickelt sich erst im Laufe der Jahre, wobei die größten Fortschritte im Alter von 3 bis 7 Jahren gemacht werden.

Allerdings gibt es auch eine Menge individueller Unterschiede. Manche Kinder haben größere Schwierigkeiten, sich selbst zu beherrschen und leiden darunter.

Kleine Kinder mit schlechter Selbstbeherrschung lernen in der Regel langsamer in der Schule. Während der Schulzeit leiden sie eher unter Angstzuständen, Depressionen und aggressivem Verhalten.

Auf lange Sicht haben Kinder mit schlechter Selbstkontrolle ein höheres Risiko für schlechte Gesundheit, beispielsweise durch Fettleibigkeit und Drogenabhängigkeit. Es ist wahrscheinlicher, dass sie Straftaten begehen und seltener wohlhabend werden.

Wie können wir die Selbstbeherrschung von Kindern fördern?

Einige werden sagen, dass wir das nicht können – dass es „nur an den Genen liegt“. Aber die Wissenschaft stützt diese Behauptung nicht.

Studien deuten darauf hin, dass die Gene eine Rolle bei der Entwicklung der Selbstdisziplin spielen. Doch Eltern und Lehrer beeinflussen sie auch.

Tatsächlich haben wir einen großen Einfluss darauf, wie sich unsere Kinder verhalten. Anschließend findest du 12 Tipps, um deinen Kindern Selbstbeherrschung zu lehren.

1. Versuchungen vermeiden

Es ist bekannt, dass Erwachsene beim Anblick ihres Lieblingsessens ihre Willenskraft verlieren. Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Selbstbeherrschung ist es daher, die Rahmenbedingungen zu ändern. Sorge dafür, dass die Versuchungen verborgen bleiben!

Für kleine Kinder bedeutet das zum Beispiel, dass die Eltern ein Spielzeug verstecken, das beim Spielen mit jemand anderem zu Konflikten führen könnte. Oder dass man den Süßwarenbereich im Supermarkt meidet, wenn man gemeinsam einkauft.

Bei älteren Kindern kann es bedeuten, dass du Elektronikgeräte von den Bereichen fernhältst, in denen die Kinder ihre Hausaufgaben machen. Aber bei noch älteren Kindern kannst du auch noch weiter gehen: Bringe ihnen bei, wie sie Versuchungen selbst erkennen und Maßnahmen ergreifen können, um sie zu beseitigen.

Kinder, die keine Schwierigkeiten machen – und mehr erreichen – haben nicht unbedingt einen besseren Charakter. Sie sind einfach besser darin, Situationen zu erkennen und solche zu vermeiden, in denen sie impulsiv handeln.

2. Ein Umfeld für Selbstbeherrschung schaffen

Vielleicht hast du schon von dem berühmten „Marshmallow-Test“ gehört.

Vorschulkinder wurden vor die Wahl gestellt, ob sie jetzt eine Leckerei oder später zwei Leckereien essen wollten. Die Kinder, die am längsten warten konnten, habn in den Folgejahren bessere Ergebnisse erzielten.

Sie schnitten in den schulischen Leistungen besser ab, schlossen eher das Studium ab und entwickelten seltener Probleme mit Drogen.

Als Celeste Kidd diese Studie erneut untersuchte, fragte sie sich, wie viel tatsächlich von den Erwartungen der Kinder abhängt.

Wenn du die Erfahrung gemacht hast, dass Erwachsene ihre Versprechen nicht einhalten oder dass Institutionen die faire Aufteilung von Belohnungen nicht durchsetzen, warum solltest du dann geduldig auf einen vermeintlichen Preis warten?

Kidd testete ihre Idee in einem bahnbrechenden Experiment, und die Ergebnisse bestätigten sie. Es brauchte nur ein paar Enttäuschungen, um die Bereitschaft der Kinder zum Aufschub von Belohnungen zu untergraben.

Nachfolgende Studien bestätigen, dass unsere Bereitschaft abzuwarten davon abhängt, wie wir Risiken und Nutzen abwägen.

Erwachsene entscheiden sich für eine unmittelbare Belohnung, wenn sie demjenigen misstrauen, der ihnen einen künftigen Preis verspricht.

Und selbst Zweijährige konnten der Versuchung eines Kekses bereits widerstehen – wenn die Belohnung fürs Abwarten hoch genug war.

3. Regelmäßige Ermahnungen unterstützen die Selbstkontrolle

Es ist schwer, sich an die Regeln zu halten, wenn du dich nicht mehr an sie erinnerst, und kleine Kinder haben größere Schwierigkeiten, sich unsere Anweisungen zu merken. Sie sind leicht ablenkbar. Deshalb ist es hilfreich, kleine Kinder an unsere Aufforderungen zu erinnern.

In den jüngsten Experimenten von Jane und Yuko Munakata wurden dreijährige Kinder gebeten, eine einfache Aufgabe zu lösen, die Impulskontrolle erfordert:

Öffne eine Schachtel, um etwas zu gewinnen, aber erst, nachdem du das richtige Signal bekommst. Siehst du ein blaues Quadrat, heißt das: Öffne die Schachtel. Ein rotes Dreieck bedeutet, dass du die Schachtel in Ruhe lassen sollst.

Wie trainiert man Kinder am besten für diese Aufgabe?

Die Forscher/innen testeten zwei verschiedene Ansätze und fanden heraus, dass einer davon eindeutig überlegen war.

Wenn ein Erwachsener die Kinder kurz vor jedem Durchgang an die Regeln erinnerte, kontrollierten die Kinder ihre Impulse eher.

Wenn man den Kindern dagegen einige Sekunden Zeit zum Nachdenken gibt, ohne sie an die Regeln zu erinnern, zeigt dies keine Wirkung.

4. Vorschulkinder können spielerisch Selbstkontrolle lernen

Jedes Mal, wenn wir Kinder bitten, sich an Regeln zu halten, ermutigen wir sie dazu, Selbstbeherrschung zu entwickeln. Manche Spiele sind jedoch schwieriger als andere.

Nehmen wir zum Beispiel das Spiel „Rotes Licht, grünes Licht“. Wenn ein Kind die Worte „Grünes Licht!“ hört, soll es sich vorwärts bewegen. Wenn es „Rotes Licht!“ hört, muss es stehenbleiben.

Bei diesem Spiel geht es darum, Anweisungen zu befolgen. Doch mit einer Abwandlung wird es noch kniffliger:

Nachdem sich die Kinder an die Regeln gewöhnt haben, änderst du sie. Mach „Rotes Licht!“ zum Zeichen fürs Gehen und „Grünes Licht!“ zum Zeichen fürs Anhalten.

Nun testet das Spiel die Fähigkeit des Kindes, gegen seine Gewohnheit zu handeln. Es muss seine Impulse kontrollieren und übt sich in dem, was Psychologen und Psychologinnen „Selbstkontrolle“ nennen.

Helfen solche Spiele? Genau das fragten sich die Forscherinnen Shauna Tominey und Megan McClelland. Sie untersuchten die Fähigkeiten zur Selbstkontrolle von 65 Kindergartenkindern und teilten dann die Hälfte von ihnen nach dem Zufallsprinzip für eine Reihe von Spielen ein.

In den Spieleinheiten wurde die abgeänderte Version von „Rotes Licht, grünes Licht“ sowie weitere Spiele gespielt, die die Selbstkontrolle der Kinder trainieren sollten:

  • Stopptanz. Die Kinder tanzen, wenn die Musik spielt und bleiben stehen, wenn sie aufhört. Bei schnellen Liedern tanzen sie schnell, bei langsamen Liedern langsam. Und dann drehe die Stichworte um: Schnelle Musik = langsames Tanzen. Langsame Musik = schnelles Tanzen.
  • Die Farbe zuordnen und stehenbleiben. Bei dieser Variante des Stopptanzes hören die Kinder nicht auf zu tanzen, wenn die Musik aufhört. Zuerst suchen sie sich eine farbige Matte und stellen sich darauf. Bevor sie stehen bleiben, führen sie einen bestimmten Tanzschritt aus. Es liegen mehrere Matten mit unterschiedlichen Farben auf dem Boden, und jede Farbe ist mit einem anderen Tanzschritt verbunden.
  • Ein Orchester dirigieren. Die Kinder spielen Musikinstrumente (wie Maracas und Glocken), während der Erwachsene den Taktstock schwingt. Sie erhöhen ihr Tempo, wenn sich der Taktstock schnell bewegt, und verringern ihr Tempo, wenn der Taktstock sich langsamer bewegt. Dann gelten die umgekehrten Regeln (z. B. spielen die Kinder schneller, wenn sich der Taktstock langsam bewegt).
  • Trommeln. Die Lehrkraft sagt den Kindern, dass sie auf verschiedene Trommelschläge mit bestimmten Körperbewegungen reagieren sollen. Die Kinder können zum Beispiel hüpfen, wenn sie einen schnellen Rhythmus hören, und krabbeln, wenn sie einen langsamen Rhythmus hören. Nach einer gewissen Zeit werden die Kinder aufgefordert, die Signale in umgekehrter Art und Weise zu befolgen.

Die Kinder haben diese Spiele zweimal pro Woche für je dreißig Minuten gespielt, und nach acht Wochen haben die Forscher/innen die Fähigkeiten der Kinder zur Selbstkontrolle erneut bewertet.

Kinder, die das Programm mit einer sehr guten Selbstkontrolle begannen, zeigten keine Fortschritte, doch bei Kindern, die Schwierigkeiten damit hatten, sah es anders aus.

Vorschulkinder, die mit niedrigen Bewertungen der Selbstkontrolle begonnen hatten (unterhalb des 50. Perzentils d.h. schlechter als die Hälfte aller Kinder), hatten sich verbessert.

Andere Forscher haben ein spielerisches Programm zum Thema Fantasie an 5-jährigen Vorschulkindern getestet.

Dreimal pro Woche mussten die Kinder so tun, als würden sie einem unglücklichen Koboldpaar helfen, indem sie „magische Aufgaben“ erfüllten.

Bei einem Spiel mussten sich die Kinder eine Geschichte über die Reisen eines Elefanten anhören und dann seine Route darstellen, indem sie Spielzeug in der richtigen räumlichen Reihenfolge aufstellten.

Andere Aktivitäten ähnelten herkömmlichen Spielen wie „Rotes Licht, grünes Licht“ (z. B. mussten die Kinder nach bestimmten Regeln, die sich im Laufe des Spiels änderten, entweder springen oder anhalten). Häufig mussten die Kinder ihr Verhalten koordinieren, z. B. wenn jedes Kind sich eine andere Zutat für einen Zaubertrank merken und finden musste.

Insgesamt sollten die Spiele die Hemmschwelle, das Umschalten zwischen verschiedenen Regeln und das Arbeitsgedächtnis stärken (siehe Punkt 7 unten). Und sie schienen zu funktionieren.

Nach nur vier Wochen übertrafen die Kinder ihre Altersgenossen aus der Kontrollgruppe in einer Reihe von Tests, einschließlich Tests zur Impulskontrolle, zur kognitiven Flexibilität und zum Arbeitsgedächtnis.

5. Gönne Kindern eine Pause

Kinder profitieren von Pausen, in denen sie nicht ständig Anweisungen befolgen und sich anstrengen müssen.

Und warum? Studien zeigen, dass Menschen die Selbstkontrolle nicht über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten können. Gibst du ihnen zwei anspruchsvolle Aufgaben – eine direkt nach der anderen -, zeigen sie bei der zweiten Aufgabe in der Regel weniger Selbstbeherrschung.

Dafür gibt es zumindest zwei mögliche Gründe. Eine gängige Erklärung ist, dass die Selbstkontrolle im Laufe des Tages verbraucht wird. Uns fehlt im wahrsten Sinne des Wortes die Kraft, weiterzumachen.

Eine andere Erklärung, die von Michael Inzlicht und seinen Kolleg/innen vorgeschlagen wurde, besagt, dass unser Gehirn darauf ausgerichtet ist, eine Art Gleichgewicht zwischen anstrengender Arbeit und der Suche nach Belohnungen zu finden.

Ein Mensch, der immer in der gleichen Routine arbeitet und sich nie eine Pause gönnt, verpasst wichtige Veränderungen in seiner Umgebung. Indem wir uns Zeit zum Spielen und Erkunden nehmen, erhöhen wir unsere Chancen, neue wertvolle Möglichkeiten zu entdecken.

Unabhängig von der richtigen Erklärung ist das Ergebnis dasselbe: Wenn du von einem Kind verlangst, direkt von einer unangenehmen Aufgabe zur nächsten überzugehen, leidet wahrscheinlich die Selbstbeherrschung.

Kindern eine Pause zu gönnen, kann ihnen helfen, sich wieder zu regenerieren, und es ist auch eine gute Art zu lernen. Studien zeigen, dass Kinder schneller lernen, wenn die Unterrichtszeiten kürzer sind und durch Pausen unterbrochen werden.

6. Sorge für Motivation

Ein Schüler oder eine Schülerin, der/die im Unterricht nicht kooperieren will, mag wie ein Paradebeispiel für schlechte Selbstbeherrschung wirken. Aber gib ihm sein Lieblingsspielzeug oder ein heißgeliebtes Videospiel, und das Kind ist konzentriert, ausdauernd und zielstrebig.

Es fehlt ihm nicht an Selbstbeherrschung. Es geht einfach um die Motivation. Er muss Spaß an den Dingen haben, die er tun soll, und dazu benötigt er unsere Hilfe.

Kompetente Erwachsene wissen, wie sie sich für eine Aufgabe begeistern können – wie sie Wege finden, ihr persönliches Interesse zu wecken oder die Arbeit mit etwas Vergnügen zu verbinden.

Sie wissen außerdem, dass es immer schlecht ist, eine Aufgabe wie eine lästige Pflicht anzugehen, auch wenn es tatsächlich eine lästige Pflicht ist.

Doch Kindern fällt es schwer, das alles zu verstehen, vor allem, wenn die Erwachsenen selbst ihnen diese falsche Einstellung vorleben.

Eine Hausarbeit in ein Spiel zu verwandeln, erfordert Zeit und Energie. Die richtigen Aufhänger zu finden, um das Interesse der Kinder zu wecken, kann eine Menge Geduld, Beobachtung und Flexibilität erfordern. Aber wie viele erfolgreiche Lehrer/innen und Therapeut/innen wissen, ist das eine Investition, die sich lohnt.

Und es kann der wichtigste Faktor sein, um die “ Ermüdung der Selbstkontrolle“ zu überwinden. Es ist viel leichter, sich durch einen Berg von Hausaufgaben zu kämpfen, wenn du erkannt hast, dass dir zumindest ein Teil davon Spaß macht.

7. Die richtige Einstellung für Herausforderungen und Lernen aus Misserfolgen

Viele Menschen denken, dass Intelligenz und Talent vererbt werden und nicht verbessert werden können. Scheitern diese Menschen, fühlen sie sich hilflos und geben auf.

Im Gegensatz dazu sind Menschen, die der Meinung sind, dass Intelligenz und Talent durch Fleiß geformt werden, widerstandsfähiger. Sie sind eher bereit, Herausforderungen anzunehmen und aus ihren Fehlern zu lernen.

Wir können Kindern helfen, diese Art der Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit zu entwickeln, indem wir behutsam Feedback geben.

Experimente zeigen, dass Kinder, die für allgemeine Eigenschaften gelobt werden („Du bist so schlau!“), eine falsche Einstellung entwickeln. Das gilt auch für allgemeine Kritik („Ich bin enttäuscht von dir“).

Besser ist es, Kinder für ihre Bemühungen zu loben und sie zu ermutigen, andere Methoden auszuprobieren („Kannst du dir eine andere Lösung vorstellen?“).

8. Hilf Kindern, ihre Aufmerksamkeit und ihr Arbeitsgedächtnis zu entwickeln

Selbst wenn du die richtige Einstellung hast, kann es schwer sein, sie durchzuhalten.

Was ist, wenn du Schwierigkeiten hast, dich zu konzentrieren? Aufmerksam zu sein? Dich daran zu erinnern, was du als nächstes tun sollst?

Viele zerstreute, impulsive Kinder leiden unter einer geringen Kapazität des Arbeitsgedächtnisses. Das ist der mentale Arbeitsbereich oder Notizblock, den wir nutzen, um Informationen „im Kopf“ zu behalten. Wenn du versuchst, eine Matheaufgabe zu lösen oder dich an die Wegbeschreibung zur Post zu erinnern, nutzt du das Arbeitsgedächtnis.

Kleine Kinder schneiden bei Aufgaben bezüglich des Arbeitsgedächtnisses nicht so gut ab wie Erwachsene. Das ist normal. Doch manchen Kindern fällt es schwerer als anderen, und obwohl es kein Allheilmittel für Schwächen des Arbeitsgedächtnisses gibt, können wir viel tun, um ihnen zu helfen.

9. Reagiere angemessen auf Emotionen

Erwachsene reagieren unterschiedlich auf die negativen Emotionen eines Kindes.

Manche sind abweisend („Das ist doch kein Grund, traurig zu sein.“).

Andere sind missbilligend (“ Heul nicht!“).

Diese Ansätze sind nicht hilfreich, weil sie Kindern nicht vermitteln, wie sie sich selbst regulieren können.

Im Gegensatz dazu können Kinder davon profitieren, wenn Eltern mit ihnen über ihre Gefühle sprechen, Einfühlungsvermögen zeigen und konstruktive Wege zur Überwindung diskutieren.

Forscher/innen nennen das „Emotions-Coaching“, und es wird mit einer Verbesserung der Leistungen von Kindern in Verbindung gebracht. In einer kürzlich durchgeführten Studie zeigte sich zum Beispiel, dass Jugendliche, die von ihren Müttern gecoacht wurden, im Laufe der Zeit weniger Probleme mit ihrem Verhalten hatten

10. Ermutige zur Planung

Das Planen ist ein wichtiger Bestandteil der Selbstdisziplin. Menschen sind erfolgreicher, wenn sie über die Hindernisse nachdenken, die sie überwinden müssen, und sich konkrete Schritte überlegen, wann, wo und wie sie das tun werden.

Können wir Kindern das Planen beibringen? Ich habe noch keine Studien gesehen, in denen diese Idee getestet wurde. Aber die alltägliche Erfahrung zeigt, dass die Übung hilfreich ist, und die Forschung liefert wichtige Erkenntnisse.

Allein die Erinnerung daran, vorauszuplanen, kann die Leistung bei bestimmten puzzleartigen Rätseln verbessern.

In Tests mit Kindern und Erwachsenen planten die Teilnehmer/innen nicht immer im Voraus, wenn sie ein Problem lösten. Aber sie änderten ihre Herangehensweise und hatten oft mehr Erfolg, wenn sie ausdrücklich dazu aufgefordert wurden, nachzudenken, bevor sie etwas in Angriff nahmen.

Manche Spiele belohnen die Spieler/innen dafür, dass sie vorausplanen, und diese Spiele können ihnen wertvolle Erkenntnisse vermitteln, die sie auf andere Situationen übertragen können.

In einer Studie baten Forscherinnen und Forscher Menschen, eine standardisierte Planungsaufgabe namens „Tower of London“ zu lösen. Einige Personen waren erfahrene Schachspieler, andere nicht.

Die Schachspieler waren nicht intelligenter als ihre Altersgenossen, aber sie zeigten bessere Fähigkeiten beim Planen und verbrachten mehr Zeit mit der Planung ihrer Züge. Bringt Schach Kindern bei, vorausschauend zu planen? Möglicherweise.

Kinder können von „Selbstgesprächen“ profitieren.

Hast du schon mal ein Problem gelöst, indem du mit dir selbst sprachst? Die Forschung legt nahe, dass unsere Fähigkeit zu planen zum Teil von unseren verbalen Fähigkeiten abhängt.

In einem Versuch baten die Forscher Kinder, die Aufgabe „Tower of London“ zu lösen, ohne laut zu denken. Das erzwungene Schweigen beeinträchtigte ihre Leistung, wahrscheinlich weil es ihre Fähigkeit beeinträchtigte, einen Plan zu erstellen und zu befolgen.

Eine weitere Studie ergab, dass Vorschulkinder, die Wörter zur Beschreibung der Zeit (wie „bald“ oder „später“) benutzten, besser darin waren, die Belohnung hinauszuzögern. Vielleicht können sie sich die Vorteile des Wartens auf eine bessere Belohnung dadurch verständlicher machen.

11. Der richtige Umgang mit Fehlverhalten

Viele Forscher/innen vermuten, dass der Erziehungsstil einen Einfluss auf die Entwicklung der Selbstkontrolle hat.

So ergab eine Studie mit amerikanischen Kindergartenkindern, dass Kinder eher schlechte Fähigkeiten zur Selbstkontrolle aufweisen, wenn ihre Eltern folgenden Aussagen zustimmen

  • „Ich ignoriere das schlechte Verhalten meines Kindes“ und
  • „Ich gebe nach, wenn mein Kind wegen etwas einen Aufstand macht.“

Andere Untersuchungen legen nahe, dass eine nachgiebige Erziehung in der mittleren Kindheit ein höheres Risiko für soziale Aggression birgt. Das leuchtet ein. Wie sollst du Selbstbeherrschung entwickeln, wenn dich nie jemand dazu auffordert?

Doch es scheint wahrscheinlich, dass Eltern auch in die andere Richtung übertreiben können.

In der Studie mit Vorschulkindern waren Kinder mit Eltern, die einen bedingungslosen Gehorsam forderten, nicht so schlecht im Benehmen wie Kinder mit nachgiebigen Eltern. Aber es mangelte ihnen immer noch an Fähigkeiten zur Selbstkontrolle.

Andere Untersuchungen legen nahe, dass körperliche Züchtigung – wenn sie als gängige Methode der Kontrolle eingesetzt wird – die Entwicklung der Selbstkontrolle beeinträchtigen kann. Sie ermutigt Kinder auch dazu, Lügen zu erzählen.

12. Lehre deinen Kinder Selbstständigkeit

Weltweit empfinden Kinder ähnliche Gefühle bezüglich der Autorität Erwachsener. Sie sind bereit, auf einige unserer Regeln und Forderungen einzugehen. Aber es gibt dennoch Grenzen.

Kinder rebellieren eher, wenn sie den Eindruck haben, dass wir uns in ihre persönlichen Angelegenheiten einmischen (z. B. wenn wir ihnen vorschreiben, was sie anzuziehen haben, oder wenn wir darauf bestehen, dass sie einer bestimmten Freizeitaktivität nachgehen).

Wenn Kinder denken, dass wir uns zu sehr einmischen, schließen sie daraus, dass unsere Autorität unangemessen ist.

Darauf reagieren sie eventuell mit blankem Ungehorsam. Oder sie machen etwas hinter unserem Rücken. Ihre mangelnde Kooperation bedeutet jedoch nicht, dass sie keine Selbstkontrolle haben.

Kinder fällen ein wohl überlegtes Urteil: Sie sind überzeugt, dass sie ein Recht haben, sich zu wehren.

Falls ihr also in einen Machtkampf verwickelt zu sein scheint, ist es hilfreich, das Bedürfnis deines Kindes nach Selbstbestimmung zu berücksichtigen. Wenn du mit deinem Kind sprichst und seine Sichtweise berücksichtigst, kannst du vielleicht Möglichkeiten finden, deine Ansprüche anzupassen und eine bessere Zusammenarbeit zu erreichen.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/madchen-bett-schlafzimmer-zucker-4690701/

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