Von körperlichen Angriffen bis hin zu verbaler Belästigung: Erkenne die Anzeichen für die vier häufigsten Arten von Mobbing, damit du als Elternteil wissen kannst, wie du helfen kannst.
Mobbing wird als gemeines, verletzendes Verhalten definiert, das wiederholt in einer Beziehung mit einem Ungleichgewicht von Macht oder Stärke auftritt. Es gibt viele Formen von Mobbing, an dieser Stelle sollen aber vor allem vier Gruppen herausgestellt werden – verbales, körperliches, beziehungsbezogenes und Cybermobbing. Obwohl die Schulen mittlerweile mehr gegen Mobbing unternehmen, sind die Eltern immer noch der Schlüssel, um Kinder zu befähigen, Mobbing zu verhindern und zu stoppen.
Hier findest du Tipps, wie du mit den vier häufigsten Formen von Mobbing umgehen kannst.
Mobbing mit Worten – Verbales Mobbing
Was es ist: Verbales Mobbing, oder Mobbing mit (bösen) Worten, beinhaltet ständige Beschimpfungen, Drohungen und respektlose Bemerkungen über die Eigenschaften einer Person (Aussehen, Religion, ethnische Zugehörigkeit, Behinderung, sexuelle Orientierung usw.).
Beispiel: „Du bist wirklich sehr, sehr dick, und deine Mutter auch.“
Woran du die Anzeichen erkennst: Kinder können sich zurückziehen, launisch werden oder ihren Appetit verändern. Sie erzählen dir vielleicht etwas Verletzendes, das jemand über sie gesagt hat, und fragen dich, ob du glaubst, dass es wahr ist.
Was du tun kannst: Bringe deinen Kindern zunächst Respekt bei. Unterstreiche durch dein eigenes Verhalten, dass jeder es verdient, gut behandelt zu werden – bedanke dich bei Lehrkräften, lobe Freund:innnen, sei freundlich zu den Angestellten im Laden. Betone den Respekt vor dir selbst und hilf deinen Kindern, ihre Stärken zu schätzen.
Der beste Schutz, den Eltern bieten können, ist, das Selbstvertrauen und die Selbstständigkeit ihres Kindes zu fördern und bereit zu sein, bei Bedarf einzugreifen. Besprich und übe sichere, konstruktive Wege, wie dein Kind auf einen Tyrannen reagieren kann. Überlege dir Schlüsselsätze, die du in einem festen, aber nicht feindseligen Ton sagen kannst, wie z. B. „Das war nicht nett“, „Lass mich in Ruhe“ oder „Geh weg“.
Mobbing mit körperlichen Taten – Körperliches Mobbing
Was es ist: Körperliches Mobbing oder Mobbing mit aggressiver körperlicher Einschüchterung beinhaltet wiederholtes Schlagen, Treten, Stolpern, Blockieren, Schubsen und Berühren auf unerwünschte und unangemessene Weise.
Beispiel: Einem Kind wird in der Mittagspause auf dem Spielplatz die Hose heruntergezogen.
Wie du die Anzeichen erkennst: Viele Kinder erzählen ihren Eltern nicht, wenn sie körperlichem Mobbing ausgesetzt sind, also achte auf mögliche Warnzeichen wie unerklärliche Schnitte, Kratzer oder blaue Flecken, fehlende oder beschädigte Kleidung oder häufige Klagen über Kopf- und Bauchschmerzen.
Was zu tun ist: Wenn du den Verdacht hast, dass dein Kind körperlich gemobbt wird, fange ein zwangloses Gespräch an – frage, was in der Schule, beim Mittagessen, in der Pause oder auf dem Nachhauseweg los ist. Anhand der Antworten fragst du, ob jemand gemein zu ihm/ihr gewesen ist. Versuche, deine Gefühle im Zaum zu halten. Betone, wie wichtig eine offene, kontinuierliche Kommunikation mit dir und mit den Lehrkräften oder Schulsozialarbeiter:innen ist.
Achte darauf, dass du Datum und Uhrzeit der Mobbingvorfälle, die Reaktionen der Beteiligten und die getroffenen Maßnahmen dokumentierst. Nimm keinen Kontakt zu den Eltern des Mobbers (oder der Mobber) auf, um die Angelegenheit auf eigene Faust zu klären. Wenn dein Kind weiterhin körperlich verletzt wird und du über die Schule hinaus weitere Hilfe benötigst, wende dich an die örtlichen Strafverfolgungsbehörden.
Soziale Ausgrenzung – Beziehungsmobbing
Was es ist: Beim Beziehungsmobbing oder Mobbing mit Ausgrenzungstaktiken wird jemand absichtlich daran gehindert, sich einer Gruppe anzuschließen oder Teil einer Gruppe zu sein, sei es am Mittagstisch, bei einem Spiel, beim Sport oder bei einer sozialen Aktivität.
Beispiel: Eine Gruppe von Mädchen aus dem Tanzkurs redet ständig über eine Wochenendübernachtung und tauscht Fotos aus, wobei sie das eine nicht eingeladene Kind behandeln, als wäre es unsichtbar.
Wie du die Anzeichen erkennst: Achte auf Stimmungsschwankungen, Rückzug aus Gleichaltrigengruppen und eine Tendenz, mehr als sonst allein zu sein. Mädchen sind häufiger als Jungen von sozialer Ausgrenzung, nonverbaler oder emotionaler Einschüchterung betroffen. Der Schmerz kann genauso stark sein wie bei körperlichem Mobbing und sogar noch länger andauern.
Was du tun kannst: Mach es zu einer abendlichen Routine, mit deinen Kindern darüber zu sprechen, wie ihr Tag gelaufen ist. Hilf ihnen, Dinge zu finden, die sie glücklich machen, hebe ihre positiven Eigenschaften hervor und vergewissere dich, dass es Menschen gibt, die sie lieben und sich um sie kümmern. Konzentriere dich auf die Förderung ihrer Talente und Interessen in den Bereichen Musik, Kunst, Sport, Lesen und außerschulische Aktivitäten, damit deine Kinder auch außerhalb der Schule Beziehungen aufbauen können.
Mobbing im Internet – Cybermobbing
Was es ist: Cybermobbing oder Mobbing im Cyberspace bedeutet, jemanden zu schikanieren, indem man gemeine Worte, Lügen und falsche Gerüchte über E-Mails, Textnachrichten und Beiträge in sozialen Medien verbreitet. Sexistische, rassistische und homophobe Nachrichten schaffen eine feindselige Atmosphäre, auch wenn sie sich nicht direkt gegen dein Kind richten.
Beispiel: Wenn jemand tweetet oder postet: „Katrina ist ein totaler Loser. Warum gibt sich jemand mit ihr ab? Sie ist so lesbisch.“
Wie du die Anzeichen erkennst: Achte darauf, ob dein Kind mehr Zeit online verbringt (indem es Social Media Seiten besucht oder SMS schreibt), aber danach traurig und ängstlich wirkt. Auch wenn es auf dem Computer, Tablet oder Smartphone schmerzhafte Dinge liest, kann dies trotzdem ihr einziges soziales Ventil sein. Achte auch darauf, ob dein Kind Probleme mit dem Schlafen hat, darum bittet, von der Schule fernzubleiben, oder sich von Aktivitäten zurückzieht, die normalerweise immer Spaß machten.
Was zu tun ist: Böse Nachrichten können anonym und schnell verbreitet werden, was zu Cybermobbing rund um die Uhr führen kann, also stelle zuerst Regeln für die Sicherheit im Internet auf. Vereinbare altersgemäße Zeitlimits. Kenne die beliebten und potenziell missbräuchlichen Websites, Apps und digitalen Geräte, bevor deine Kinder sie nutzen. Lass deine Kinder wissen, dass du ihre Online-Aktivitäten überwachen wirst. Sage ihnen, dass sie bei Cybermobbing nicht darauf reagieren oder es weiterleiten sollen.
Am besten sollten sie dich informieren, damit du die beleidigenden Nachrichten ausdrucken kannst, einschließlich der Daten und Uhrzeiten, zu denen sie empfangen wurden. Melde Cybermobbing an die Schule und an den Online-Dienstanbieter. Wenn das Cybermobbing eskaliert und Drohungen und sexuell eindeutige Nachrichten enthält, wende dich auch an die örtlichen Strafverfolgungsbehörden.
Wenn dein Kind dich darauf anspricht, dass es gemobbt wird oder dass jemand anderes gemobbt wird, unterstütze es, lobe es für seinen Mut, es dir zu erzählen, und sammle Informationen (ohne wütend oder anklagend zu werden). Betone den Unterschied zwischen einer Plaudertasche, die nur versucht, jemanden in Schwierigkeiten zu bringen, und dem Gespräch mit einem Erwachsenen, der helfen kann.
Ergreife bei Mobbing immer Maßnahmen, vor allem, wenn es schwerwiegend oder hartnäckig wird, indem du dich zuerst an die Lehrkraft oder die Schulleitung deines Kindes wendest, um die Situation zu beobachten, bis sie endlich aufhört.
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