Erwachsene Bezugspersonen für Kinder – Warum die Eltern nicht ausreichen

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Ich habe ungefähr 1.300 Kontakte in meinem Telefon. Zweifellos ist 1.300 eine verrückte Zahl. Du hast vielleicht doppelt so viele oder halb so viele. Das ist einfach die Welt, in der wir leben.

Aber selbst wenn du nur 100 Kontakte hättest, würdest du nicht jeden von ihnen wirklich gut kennen. Nicht tief. Nicht persönlich. Du könntest es nicht. Unsere Beziehungsspanne ist einfach nicht so groß.

Aber es gibt auch eine „Favoritenliste“ auf meinem Handy, so wie es wahrscheinlich auch auf deinem eine gibt. Auf dieser Liste stehen die Menschen, die nur eine Berührung des Bildschirms von einem Anruf oder einer Nachricht entfernt sind. Meine Favoritenliste ist viel kürzer. Es sind sogar weniger als zwanzig Personen auf dieser Liste. Wenn ich es noch genauer wissen will, gibt es nur etwa fünf Personen, die ich ständig anrufe oder anschreibe. Das sind die wenigen Menschen, die mir am nächsten stehen.

Diese fünf kennen mich in- und auswendig – meine guten und weniger guten Seiten. Meine Träume und meine Kämpfe. Was ich am liebsten und am wenigsten mag. Sie sind nicht nur gute Freunde, sondern auch gute Berater.

Ich bin sicher, du hast diese Menschen auch.

Aber haben das deine Kinder auch?

Wenn deine Kinder reden müssen, mit wem reden sie dann? Ich meine, abgesehen von ihren Freunden und von dir als Elternteil? Freunde sind nur eine begrenzte Hilfe; manchmal ist das Letzte, was ein 16-Jähriger braucht, ein Rat von einem anderen 16-Jährigen. Und manchmal ist die letzte Person, mit der sie reden wollen, ein Elternteil. Ich bin sicher, dass es Eltern gibt, die sagen: „Mein Kind wird mit mir reden“. Aber lass mich dich etwas fragen: Hast du deinen Eltern alles erzählt? Ganz genau!

An wen können sie sich also wenden?

Ich träume von einer Kultur, in der jedes Kind außer seinen Eltern noch fünf weitere Erwachsene hat, mit denen es über die wichtigen Dinge reden kann. Zum Beispiel über die Schule. Über Partnerschaften. Über Eltern. Über die Zukunft. Über ihre Probleme…

Wenn du das Glück hattest, als du aufgewachsen bist, hattest du vielleicht jemanden, mit dem du über die großen und kleinen Dinge reden konntest, außer deiner Mutter oder deinem Vater. Vielleicht war es ein:e Trainer:in, der/die sich für dich interessierte, eine Lehrkraft, ein:e Nachbar:in, ein Großelternteil oder ein Onkel oder eine Tante, der/die immer Zeit für dich zu haben schien. Wenn du so jemanden hattest, weißt du, was für einen Unterschied diese Beziehungen machen können.

Deshalb wollte ich, dass meine Kinder mindestens…

  • fünf andere Erwachsene in ihrem Leben haben, die sie anleiten und ihnen Ratschläge geben.
  • fünf Menschen, die ihre Hoffnungen und Träume kennen,
  • fünf Menschen, die ihre Macken und Vorzüge kennen.
  • fünf Menschen, mit denen sie ehrlich darüber reden können, was in ihrem Leben wirklich vor sich geht.
  • fünf Menschen, die ihnen Weisheit geben können, wenn das Leben verwirrend wird.
  • fünf Menschen, die sich um sie kümmern.

Meine Frage ist einfach: Wer sind die fünf Personen deiner Kinder? Wem schreiben sie eine Nachrricht und wen rufen sie an, wenn sie nicht wissen, was sie tun sollen?

Wenn du nicht weißt, wer diese fünf sind, bist du nicht allein. Aber du kannst das ändern. Schon bald.

Ich möchte dich ermutigen, in den nächsten Monaten einige Zeit damit zu verbringen, Menschen zu finden, zu denen deine Kinder eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen können.

Ich schätze, dass du unter den Kleingruppenleitern, Nachbar:innen, Freund:innen der Familie, Onkeln, Tanten, Großeltern, Trainer:innen und Lehrkräften einige finden wirst, die bereit sind, regelmäßig ein wenig Zeit mit deinem Kind zu verbringen.

Frag sie, ob sie sich Zeit nehmen, um dein Kind oder deinen Teenager kennenzulernen. Und dann beobachte, was passiert.

Wenn jedes Kind und jeder Teenager am Ende fünf Erwachsene auf der Favoritenliste seines Handys hat, ziehen wir vielleicht tatsächlich eine breitere, sicherere, geerdete und fröhlichere Generation auf, als wir es seit langem gesehen haben.

Und wenn du immer noch nicht überzeugt bist, habe ich eine einfache Frage. Hättest du dir nicht gewünscht, dass es in deinem Leben fünf andere Erwachsene gegeben hätte, zu denen du eine gute Beziehung hattest, denen du vertrauen und mit denen du reden konntest?

Ich schon. Deshalb habe ich mich vor Jahren mit meinen Söhnen zusammengesetzt und mit ihnen genau darüber gesprochen.

Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/group-of-men-in-blue-shirts-9072209/


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