Menschen, die mit der Natur verbunden sind, sind glücklicher. Und Kinder, die naturverbunden sind, verhalten sich sozialer und gesitteter. Wie helfen wir unseren Familien, ein Gefühl der Verbundenheit zu entwickeln?
Sicherlich weißt du bereits, dass Kinder davon profitieren, wenn sie draußen spielen. Sie profitieren aber auch davon, wenn sie viel Zeit in der Natur verbringen. Das tun wir alle. Studien haben ergeben, dass es nicht nur darum geht, Zeit miteinander zu verbringen, sondern auch darum, vor Ort zu sein.
- Kinder, die eine emotionale und psychologische Verbundenheit mit der Natur empfinden, haben weniger Verhaltensprobleme.
- Sie sind sozialer – sie zeigen mehr Mitgefühl für andere und sind eher bereit, anderen zu helfen.
- Und genau wie Erwachsene sind Kinder, die mit der Natur verbunden sind, fröhlicher und fühlen sich wohler.
Doch konzentrieren wir uns lieber auf konkrete Aspekte. Was können wir tun, damit unsere Familien eine stärkere Verbundenheit mit der Natur empfinden?
11 Tipps, wie du dich mit der Natur verbindest
1. Hast du ein kleines Kind? Dann fang jetzt an.
Die Beweislage ist ziemlich eindeutig. Erwachsene, die sich eng mit der Natur verbunden fühlen, haben als Kinder meist viel Kontakt mit der Natur gehabt. Und Studien legen nahe, dass es Kindern leichter fällt, eine Verbindung zur Natur aufzubauen, wenn sie jünger sind – also bevor sie 10 oder 11 Jahre alt sind.
2. Warte nicht auf den perfekten Ausflug in die Natur. Finde Gelegenheiten für alltägliche Kontakte mit der Natur, egal wie einfach sie sind.
Falls du in der Stadt lebst – oder keinen Zugang zu einem Garten hast – denkst du vielleicht, dass ein „Besuch in der Natur“ eine Fahrt zu einem besonderen Ort bedeutet. Doch solltest du warten, bis du die Gelegenheit hast, solche Ausflüge zu machen?
Vielmehr ist ein häufiger Kontakt mit der Natur wichtig und Studien belegen, dass Kinder auch dann eine starke Verbindung zur Natur aufbauen können, selbst wenn sie in Hochhäusern wohnen.
Es macht also keinen Sinn, zu warten, bis du den perfekten Ausflug zu einem besonders schönen Ort planen kannst. Lass die Perfektion nicht zum Feind des Guten werden!
Ein Besuch im Park in deiner Nähe ist hilfreich, auch wenn es sich nur um eine Wiese oder ein paar Bäume handelt. Und wenn ihr es nicht schafft, in den Park zu gehen? Dein Kind kann von der Arbeit in eurem eigenen Topfgarten profitieren.
3. Gib deiner Familie interaktive, zielorientierte Aktivitäten in der Natur – z. B. Vögel füttern, Vögel beobachten, ein Tagebuch über Wildtiere führen oder auf eine „Käfersafari“ gehen.
Um wirklich mit der Natur in Verbindung zu treten, müssen wir unserer Umwelt Aufmerksamkeit schenken. Doch was, wenn Kinder sich nur langsam darauf einlassen oder kein Interesse daran haben? Wecke ihre Aufmerksamkeit mit Aktivitäten, die genaues Beobachten erfordern – und ein Ziel verfolgen.
Forscher fanden zum Beispiel heraus, dass Menschen sich mehr mit der Natur verbunden fühlen, wenn sie Vögel füttern.
Kinder engagieren sich mehr, wenn sie täglich Vögel beobachten und die verschiedenen Arten, die sie sehen, aufzeichnen.
Auf dieselbe Weise könnte dein Kind von einer „Käfersafari“ (einer Suche nach verschiedenen Insektenarten) oder einer Jagd nach interessanten Steinen, Samen oder Tannenzapfen profitieren.
4. Bringe deinen Kindern bei, wie sie respektvoll und umsichtig mit der Natur umgehen.
Draußen zu sein ist eine tolle Gelegenheit für Kinder, herumzutoben und das ist gut so: Kinder entwickeln sich gut, wenn wir ihnen Freiräume zum Toben und Erkunden bieten.
Doch Kinder müssen auch grundlegende Regeln für Rücksicht, Verständnis und Respekt lernen. Forscher halten Verständnis für die Natur und Respekt vor der Natur für unerlässlich, um ein starkes Gefühl der Verbundenheit mit der Natur zu entwickeln.
Deshalb sollten wir den Kindern beibringen, wie man Gebiete mit anderen Besuchern und Wildtieren teilt. Wir sollten Kinder über die Schäden aufklären, die durch Müll und Verschmutzung entstehen.
- Bringe ihnen bei, dass Bäume leben. Wenn sie beschädigt werden, sind sie anfälliger für Schädlinge und Krankheiten.
- Erkläre den Kindern, warum es wichtig ist, auf gekennzeichneten Wegen zu bleiben – und sich von umweltgefährdeten Bereichen fernzuhalten.
- Erinnere die Kinder daran, dass man Tiere mit Respekt behandelt; erlaube den Kindern nicht, sie zu belästigen.
- Zeige den Kindern, wann und wie sie ihre „ruhige Stimme“ benutzen können.
5. Kommuniziere Naturerlebnisse – durch Schreiben, Zeichnen, Malen, Gestalten oder Fotografieren.
Studien zeigen, dass wir uns der Natur stärker verbunden fühlen, wenn wir unsere Naturerlebnisse anderen mitteilen. Und Kinder können besonders davon profitieren, wenn sie ihre Ideen kreativ ausdrücken.
In einer Studie berichteten Kinder, dass sie sich intensiver mit der Natur verbunden fühlten, nachdem sie ein kreatives Projekt – eine Zeichnung, ein gemaltes Bild, eine Skulptur, eine Geschichte oder einen Fotobericht – fertigstellten, in welchem sie ihre Beobachtungen der natürlichen Welt verarbeiteten.
6. Nutze dein Smartphone nur, um Naturaufnahmen zu machen.
Wer viel mit seinem Handy beschäftigt ist und es als Zuflucht vor negativen Gefühlen nutzt, erlebt seltener ein Gefühl der Verbundenheit mit der Natur. Wenn du mit deinem Kind im Park oder im Wald bist, lass dein Handy in der Tasche und hole es nur heraus, um Aufnahmen von der Natur zu machen.
7. Lerne über die heimische Tierwelt.
Stadtbewohner/innen sind sich der biologischen Vielfalt um sie herum oft gar nicht bewusst und das ist eine Hürde: Menschen fühlen sich eher mit der Natur verbunden, wenn sie mit den Arten, denen sie begegnen, vertraut sind.
In einer Studie mit Menschen aus Großbritannien haben Forscher zum Beispiel festgestellt, dass Menschen positiver auf Vögel reagieren, wenn sie verschiedene Arten identifizieren können und etwas über das Verhalten der Vögel wissen.
Lasse die Kinder also nicht nur in der Natur spielen. Gib ihnen auch die Möglichkeit, etwas über die Tierwelt zu lernen. Suche online nach Leitfäden über die Artenvielfalt in deiner Gegend.
8. Lerne, wie du die örtliche Tierwelt schützt.
Sich für den örtlichen Naturschutz zu engagieren, hilft nicht nur der Umwelt. Es hilft uns außerdem, unsere Gefühle für die Natur zu vertiefen. Doch was können wir alles tun?
- Sammle Müll ein.
- Hilf dabei, heimische Bäume in deiner Region zu pflanzen.
- Falls du das Glück hast, einen eigenen Garten zu haben, lege ihn so an, dass er wild lebende Tiere und Pflanzen beherbergt.
- Beteilige dich an örtlichen Projekten zum Naturschutz – rette Lebewesen, die durch menschliche Infrastrukturen bedroht sind.
Kinder können bei all diesen Aktivitäten mithelfen – sogar bei Projekten zur Tierrettung – und die Erfahrungen, die sie dabei machen, werden ihr Umweltbewusstsein und ihr Verständnis für die Tierwelt stärken.
In einer Grundschule in Schweden zum Beispiel nahmen Fünftklässler an einem 8-wöchigen Projekt zur Rettung von Amphibien vor einer von Menschen verursachten Gefahr teil.
Die Schüler lernten etwas über die Ökologie und das Verhalten einer örtlichen Salamanderart.
Zudem suchten und transportierten sie abwechselnd Salamander, die in einem trockenen, betonierten Becken gefangen waren.
Das Engagement der Kinder half nicht nur der Umwelt, sondern hatte auch einen positiven Effekt auf die Kinder.
Unmittelbar nach Abschluss des Projekts – und in Interviews, die zwei Jahre später durchgeführt wurden – sagten die Kinder, dass sie durch das Projekt mehr Mitgefühl und Sorge für die Salamander empfanden. Sie sagten auch, dass das Projekt ihnen half, die Wichtigkeit der Natur zu verstehen.
9. Ermutige Kinder, den Himmel anzuschauen und etwas über das Wetter zu lernen.
Es ist nicht sonderlich überraschend: Kinder finden es schwieriger, sich mit der Natur zu beschäftigen, wenn das Wetter ihnen Unbehagen bereitet – oder ihre Aktivitäten einschränkt. Oma hat Recht. Kinder sollten bei gutem Wetter wirklich nach draußen gehen.
Gleichzeitig müssen wir aber nicht auf Naturerlebnisse verzichten, nur weil es regnet, windig oder das Wetter sonstwie unangenehm ist. Tatsächlich bietet das Lernen über Wetterbedingungen eine spannende Möglichkeit, sich mit der Natur zu verbinden.
10. Willst du einen neuen Ort besuchen? Gib deinem Kind vorher einen Überblick.
Gehst du an einen neuen Strand? Einen coolen Wasserfall? Einen Bergpfad? Eine malerische Schlucht? Die Zugspitze?
Egal, ob es sich um eine lokale Attraktion oder eine weltweit berühmte Sehenswürdigkeit handelt, gib deinen Kindern die Möglichkeit, sich vor eurem Besuch einen Überblick zu verschaffen und sich vorzubereiten. Hilf den Kindern zu verstehen, was sie erwartet – was an diesem Ort spannend oder interessant ist. Welche Pflanzen und Tiere findet man dort? Welche geologischen Besonderheiten gibt es und wie entstanden sie?
Du kannst Bilder und Informationen in Büchern finden, aber auch im Internet nach Bildern und Videos suchen. Sich im Voraus zu informieren, steigert die Vorfreude. So macht der Ausflug noch mehr Spaß.
11. Was ist, wenn man nicht rausgehen kann? Auch ein Blick aus dem Fenster – oder das Anschauen schöner Natursendungen – hilft.
Um in den Genuss der guten psychischen Auswirkungen der Natur zu kommen, muss man nicht draußen sein. Forscher haben nachgewiesen, dass schon das Betrachten von Naturaufnahmen helfen kann.
Wenn du also drinnen festsitzt, solltest du nicht auf Naturerlebnisse verzichten. Lass dein Kind an spannenden Naturdokumentationen und Fotos teilhaben. Und wenn du das Glück hast, einen Ausblick auf die Natur durch ein Fenster zu haben, nimm dir die Zeit, ihn zu genießen.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-liebe-menschen-spielen-3933414/