Nächtliche Angstzustände bei Kindern – auch bekannt als „Nachtschreck“ – werden manchmal mit Albträumen verwechselt. Beide verursachen Ängste und stören den Schlaf und obwohl Nachtschrecken seltener vorkommen als Albträume, sind sie nicht unüblich – vor allem bei kleinen Kindern.

Was ist der Unterschied zwischen Albträumen und Nachtschrecken und was kann man dagegen tun? Hier findest du einen Überblick über beide Phänomene und einige Tipps zur Bewältigung.

1. Albträume bei Kindern

Albträume sind furchterregende Träume, die während des REM-Schlafes (Rapid Eye Movement) vorkommen. Da die meisten REM-Schlafphasen später in der Nacht stattfinden, treten Albträume eher auf, wenn dein Kind bereits mehrere Stunden geschlafen hat.

Wie erkennt man, ob ein Kind häufig Albträume hat? Das ist nicht immer leicht zu erkennen. Vor allem, wenn dein Kind noch zu jung ist, um seine Ängste in Worte zu fassen, oder wenn es Schwierigkeiten hat, sich an den Inhalt seiner Träume zu erinnern.

Insgesamt sind Albträume aber sehr verbreitet. Die meisten Studien gehen davon aus, dass mindestens 70 % der kleinen Kinder zumindest gelegentlich Albträume haben. Und die Häufigkeit von Albträumen erreicht in der späteren Kindheit im Alter von etwa zehn Jahren ihren Höhepunkt.

Es ist also wahrscheinlich, dass dein Kind irgendwann Albträume haben wird. Wenn Kinder besonders beunruhigende oder häufige Albträume haben, kann das sowohl ihren Schlaf als auch ihre Leistungsfähigkeit am Tag beeinträchtigen.

In einer Studie zählten niederländische Kinder im Alter von sieben bis neun Jahren Albträume zu ihren schlimmsten Ängsten.

In einer anderen Studie hatten chinesische Kinder, die von häufigen Albträumen berichteten, ein höheres Risiko für Schlaflosigkeit. Diese Kinder zeigten auch schlechtere Leistungen bei IQ-Tests, was auf ihre Müdigkeit zurückzuführen sein könnte.

So kannst du gegen Albträume vorgehen

Wir müssen uns über häufige Auslöser wie Stress, Angst, traumatische Ereignisse und Medikamente, die den REM-Schlaf beeinträchtigen, im Klaren sein. Und es gibt zahlreiche konkrete, wissenschaftlich fundierte Maßnahmen, die Eltern ergreifen können, um ihren Kindern zu helfen.

Experimentelle Studien an Erwachsenen legen zum Beispiel nahe, dass Menschen mit chronischen Albträumen ihre nächtliche Angst reduzieren können, indem sie Entspannungstechniken üben und mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin über den Inhalt ihrer Albträume und Ängste sprechen.

Dazu gehört auch, den Albtraum „in ein neues Licht zu rücken“ oder ihn sich mit einem guten, glücklichen Ende vorzustellen. Dieser Ansatz hat die Intensität und Häufigkeit der Albträume verringert. Auch der Kummer, den die Träumenden während der Albträume empfinden, hat sich dadurch verringert.

Die Forschung zu Albträumen ist noch nicht weit fortgeschritten

Wir brauchen mehr Forschung, um herauszufinden, wie wirksam diese Methoden bei Albträumen von Kindern sind. Die vorhandenen Studien sind nur begrenzt aussagekräftig, da die Teilnehmerzahlen sehr gering sind. Doch die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Techniken sowohl für Kinder als auch Erwachsene hilfreich sind.

In einer kleinen Studie lasen Eltern ihren Kindern (im Alter von fünf bis sieben Jahren) aus dem Buch Uncle Lightfoot, Flip that Switch; Overcoming fear of the dark von Mary Coffman.

Die Familien führten auch die Aktivitäten aus dem Buch durch. Diese sollten den Kindern helfen, ihre Ängste zu konfrontieren und aufzulösen und beängstigende Aspekte ihrer Träume zu verarbeiten. Nach einem Monat zeigten acht von neun Kindern eine „klinisch bedeutsame Verringerung des Ausmaßes ihrer Ängste“.

Eines solltest du aber vermeiden: Achte darauf, dass du die Ängste deines Kindes nicht widerspiegelst oder auf andere Weise beunruhigt wirkst. Kinder nehmen diese Gefühle auf. Um dein Kind zu beruhigen, musst du ruhig und entspannt bleiben.

2. Nachtschrecken bei Kindern

Wie Albträume sind auch Nachtschrecken des Kindes beunruhigend und störend. Doch unterscheiden sich Nachtschrecken und Albträume in wesentlichen Aspekten:

  • Nachtschreck tritt in der Regel früher in der Nacht ein, wenn Kinder mehr Zeit im Tiefschlaf verbringen. Der Nachtschrecken steht nicht mit dem REM-Schlaf in Verbindung. Stattdessen tritt er auf, wenn ein Kind zum Teil aus dem Tiefschlaf erwacht – in der Regel ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen.
  • Die Kinder können sehr verängstigt wirken und scheinen wach zu sein. Der Kummer ist real, aber der Anschein des Aufwachens ist eine Illusion. Während eines Nachtschrecks – der fünf bis zehn Minuten dauern kann – ist dein Kind nicht ganz wach. Aber es wirkt verängstigt und kann weinen, schreien oder murmeln. Vielleicht schwitzt dein Kind oder sein Herz rast. Es kann sich auch bewegen oder schlafwandeln. Da dein Kind nicht wirklich wach ist, bemerkt es weder deine Anwesenheit noch deine Versuche, es zu beruhigen.
  • Selten erinnern sich Kinder an Nachtschrecken. Wenn sich Kinder dennoch erinnern, berichten sie davon, dass sie gegen furchteinflößende Monster oder anderen Bedrohungen kämpfen oder vor ihnen fliehen mussten.
  • Kinder können sich dabei selbst verletzen. Nachtschrecken bei Kindern kann körperlich gefährlich sein, wenn sie schlafwandeln oder sich anderweitig bewegen.

Nachtschreck kommt bei Kindern häufig vor

All das mag ziemlich befremdlich klingen, wenn du noch nie mit Nachtschreck zu tun hattest. Doch dieser Zustand ist erstaunlich verbreitet, insbesondere bei sehr kleinen Kindern.

In Studien, die große Gruppen von Kindern über einen längeren Zeitraum beobachteten, liegt das Alter der größten Häufigkeit bei etwa 18 Monaten. Mehr als ein Drittel (35-37 %) der Kleinkinder in diesem Alter leiden unter Nachtschrecken.

In der Regel wachsen die Kinder aus diesem Zustand heraus. Doch viele Kinder haben auch während der Grundschulzeit noch Nachtschrecken. Studien schätzen, dass zwischen 11-20 % der Kinder im Alter von neun bis zehn Jahren Nachtschrecken erleben.

Was sind die Ursachen für Nachtschrecken?

Wir wissen es nicht genau, aber genau wie das Schlafwandeln hat auch der Nachtschrecken etwas mit dem Tiefschlaf zu tun. Der normale Verlauf des Tiefschlafs scheint aus den Fugen zu geraten.

Nachtschrecken können genetisch bedingt sein. Und Nachtschrecken bei Kindern stehen mit Übermüdung, Ängsten, Stress und Schlafstörungen in Verbindung.

Nachtschrecken und Fernsehen werden bei Kindern ebenfalls in Verbindung gebracht. Kinder, die einen Fernseher in ihrem Zimmer haben, leiden häufiger unter Nachtschrecken und Albträumen.

Das könnte zum Teil daran liegen, dass Kinder mit Fernsehern im Schlafzimmer weniger Schlaf als andere Kinder bekommen. Bei Kindern, die zu Nachtschrecken neigen, kann ein Schlafmangel der Auslöser sein.

Schließlich haben Forscher/innen die Vermutung aufgestellt, dass einsamer Schlaf im Säuglingsalter das Risiko für Nachtschrecken erhöht. Bisher gibt es keine experimentellen Nachweise für diese Vermutung. Doch die Forscher/innen berichten, dass sie eine Studie begonnen haben, um ihre Ideen zu testen.

Das kannst du gegen Nachtschrecken tun

Wenn du den Verdacht hast, dass dein Kind unter Nachtschrecken leidet, solltest du dich an einen Arzt wenden. Es ist wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen, die die Symptome deines Kindes verursachen könnten – wie nächtliche epileptische Anfälle, Panikattacken oder eine posttraumatische Belastungsstörung.

Außerdem ist es wichtig festzustellen, ob die Nachtschrecken deines Kindes mit Schnarchen oder anderen Formen von schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) zusammenhängen.

SBAS können sehr gefährlich sein, sind aber gut behandelbar. Und wenn du die Atmungsstörung deines Kindes behandelst, kannst du eventuell auch seine Nachtschrecken reduzieren oder beseitigen.

In einer Studie wurden Kinder mit SBAS und Nachtschrecken untersucht. Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass Kinder, die wegen SBAS operiert wurden (Entfernung der Mandeln und Polypen), drei bis vier Monate später keine Symptome von schlafbezogener Atmungsstörung mehr aufwiesen. Sie hatten auch keine Nachtschrecken mehr.

In jüngster Zeit haben Experten nicht-chirurgische Therapien entwickelt, darunter kieferorthopädische Ansätze und eine myofunktionelle Therapie.

Forscher stellten fest, dass „Kinderärzte und Spezialisten für Pädiatrie oft nicht wissen, welche Entwicklungen es gibt und welche Mittel zur Verfügung stehen“. Wenn du deinen Arzt also nach Behandlungsmöglichkeiten für SBAS fragst, könntest du einen Ausdruck der entsprechenden Studie mitbringen.

Tipps zur Bekämpfung von Nachtschrecken

Unabhängig davon, ob dein Kind an SBAS leidet oder nicht, gibt es weitere wichtige Schritte, die du unternehmen kannst, um Nachtschrecken zu bekämpfen:

  • Lass dich von einem Kind, das unter Nachtschrecken leidet, nicht ärgern oder frustrieren. Seine Augen könnten offen sein und das Kind könnte sehr lautstark sein. Doch es schläft und ist nicht in der Lage, auf deine Fragen oder Befehle zu reagieren.
  • Achte auch darauf, dass dein Kind genug Schlaf bekommt. Schlafmangel führt möglicherweise dazu, dass sich die Wahrnehmung des Tiefschlafs im Gehirn deines Kindes verändert.
  • Erkenne und behandle die Ängste deines Kindes.
  • Vermeide abendlichen Sport.
  • Sorge dafür, dass die Umgebung in der dein Kind schläft, so sicher wie möglich ist. Entferne schwere und scharfe Gegenstände aus dem Schlafzimmer.
  • Wenn dein Kind schlafwandelt, bleibe ruhig und führe es sanft zurück ins Bett.
  • Falls die Nachtschrecken deines Kindes jede Nacht nach einem bestimmten Muster ablaufen, solltest du eine Behandlungsmöglichkeit in Betracht ziehen, die als „geplantes Wecken“ bekannt ist. Dabei weckst du dein Kind etwa 30 Minuten vor dem erwarteten Nachtschrecken auf. Lass es auf die Toilette gehen und bringe es dann zurück ins Bett. In kleinen Studien hat diese Behandlung sowohl das Schlafwandeln als auch den Nachtschrecken bei Kindern nachhaltig reduziert.

Bildquelle: https://unsplash.com/photos/Hz1WQbHcXag

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