In der Verfilmung von Louisa May Alcotts autobiografischem Roman Little Women gibt es einen Moment, in dem Jo, die Heldin, von ihrem Deutschprofessor Kritik an ihrem ersten Roman erhält: „Es ist nicht aus deinem Herzen geschrieben, es ist nicht aus deiner Seele geschrieben; wenn du den Mut hast, wahrheitsgemäß zu schreiben, dann wird dein Werk dir wert sein.“

Dieser Moment hat mich angestupst, gedrängt und dazu gebracht, abzuwägen, wie wahrhaftig ich bin, wenn ich schreibe. Früher dachte ich, dass es einfach ist, wahrhaftig zu sein, aber ich glaube, große Schriftsteller/innen wissen, wie schwierig das tatsächlich ist. Ich halte mich immer noch aus vielen Gründen zurück, aber hauptsächlich aus Angst, aus Egoismus und aus Unsicherheit.

Und wenn ich über Elternschaft nachdenke, habe ich das Gefühl, dass ich mich in einer ähnlichen Situation befinde, in der ich entweder verleugnen kann, was wirklich in unserer Familie passiert, oder es als einen Ort zum Wachsen annehmen kann. Was in meiner Familie (und vielleicht auch in deiner) wirklich passiert, ist, dass ich nicht die Eigenschaften sehe, die ich mir erhofft habe.

Ich hatte gehofft, dass Mitgefühl und der Wunsch, andere an die erste Stelle zu setzen, bei meinen Kindern überhand nehmen würden. In Wirklichkeit kämpfen wir in vielen Momenten gegen unsere eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Begierden. Wir arbeiten uns durch immerwährende Zustände des Feststeckens und hoffen, dass wir uns irgendwie wieder befreien können.

Wir haben tolle Kinder.
Sie sind so besonders.
Sie sind freundlich und großzügig.
Sie sind sogar freundlich und großzügig zueinander (manchmal).
Aber manchmal sind sie es nicht.

Ich bin auch eine tolle Mutter.
Alle können lesen, und die Matheaufgaben sind gemacht.
Wir essen Mahlzeiten und schlafen gut.
Aber manchmal bin ich keine gute Mutter.
Dreckige Socken, die in allen Zimmern meines Hauses verteilt sind, versetzen mich manchmal in eine psychotische Elternrolle.
Genauso wie Momente, in denen meine Kinder sich nur um sich selbst zu kümmern scheinen.

Ich fragte meine Kinder, ob sie mir helfen könnten, nach dem Hochwasser Notfallpakete an Bedürftige zu verteilen. Sie jammerten und beschwerten sich. Keines von beiden wollte mit gehen. Es war ein langer Tag gewesen und sie waren sooooo müde und brauchten einfach eine Pause. Ernsthaft Leute?

Ich hatte keine Lust, Mitleid zu erzwingen. Vielleicht war das das Unbarmherzigste, was ich hätte tun können? Aber ich war frustriert. Ich wollte mit gutem Beispiel vorangehen und sie sollten es verpassen.

Also ging ich.
Alleine.
Und ich fragte mich, ob ich es für meine Kinder zur Pflicht hätte machen sollen.
Aber sobald ich anfing die Pakete zu verteilen, sobald ich die Erleichterung sah, die die Kleidung und die persönliche Verbindung zu den Menschen mit sich brachten, erinnerte ich mich…

Helfen, ist nicht etwas, das du tust, damit andere es sehen, sondern etwas, das du tust, um anderen zu helfen.

Vielleicht hatte ich in der Hoffnung, dass meine Kinder mich „sehen“ würden, das Ziel verfehlt. Und wenn ich meine Kinder auf diese Reise mitnehme, verpassen sie vielleicht auch das Ziel. Mir wurde klar, dass ich mit Antworten anfing, anstatt mit besseren Fragen zu beginnen.

Als ich von der Verteilung der Päckchen zurückkam, bat ich meine Kinder, mir zu sagen, wie sie gerne einmal anderen helfen würden.

„Ich möchte jeden Frosch retten.“
„Ich möchte meine Freundin anrufen, weil ich sie vermisse“
„Ich möchte nachsehen, ob jemand Durst hat, denn Durst zu haben ist schwer.“

So wird das Helfen in meiner Familie ablaufen. Es wird nicht organisch, motivierend oder persönlich sein, wenn ich jedem vorschreibe, wo er helfen soll und wie er es tun soll.

Um Kinder zu ermutigen, authentisch und aus ihrem eigenen Mitgefühl heraus zu helfen, sollten Eltern gute Fragen stellen, anstatt ihnen alle Antworten aufzuzwingen.

Anstatt meinen Kindern zu sagen, wann oder wie sie helfen sollen, möchte ich sie fragen, wie sie sich selbst im Helfen sehen. Anstatt über die Hürden nachzudenken, solltest du nach den Möglichkeiten fragen – indem du zuhörst und darüber nachdenkst, wie du dich in das hineinversetzen kannst, was sie tun möchten.

Das ist mein Bekenntnis und mein Aufruf an euch, meine Freundinnen und Freunde: Dass wir daran arbeiten, die individuellen Leidenschaften und Stärken zu entdecken und dadurch zu mehr Mitgefühl und der Fähigkeit, gemeinsam als Familie zu helfen, zu gelangen.

Das ist euer Aufruf: Fangt beim nächsten Familienessen an und fragt euch, in welcher Situation ihr ein Superhelden-Stärkewunder braucht? Das kann in eurem Leben sein, in eurer Gemeinde, auf eurer Straße, in eurer Welt. Schreibt alle Möglichkeiten auf, wie ihr darauf reagieren könntet, egal wie absurd sie klingen. Dann geht gemeinsam den nächsten Schritt, um denjenigen zuzuhören, von ihnen zu empfangen und für sie da zu sein.

Wenn du also das Gefühl hast, in der gleichen Situation festzustecken, fasse Mut.
Du kannst heute eine Frage stellen, die dir helfen wird, von Herzen zu helfen, von der Seele zu helfen und dir den Mut zu geben, als Familie wahrhaftig zu helfen.

Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/a-woman-wearing-volunteer-shirt-displaying-bottled-water-on-table-6646879/

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