Feminismus. Ein Wort dass immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es ist schwer zu definieren, denn es gibt nicht „den einen Feminismus“, sondern viele unterschiedliche Strömungen und Theorien. Das Wort erweckt bei jedem unterschiedliche Assoziationen und spaltet die Menschen deshalb schnell. Wenn sich eine Frau als Feministin bezeichnet, denken manche Menschen schnell, dass sie die Weiblichkeit schätzt und die Männlichkeit verachtet. Sie ist eine erbitterte Konkurrentin für andere Männer und wird die erste sein, die schimpft, wenn ein Mann eine Frau in irgendeinem Bereich übertrifft, sei es beim Sport, im Büro oder bei häuslichen Pflichten.
Diese Vorstellungen vom Feminismus sind nicht richtig und auch nicht fair. Die wahre Natur des Feminismus ist keine dreiste, männerfressende Haltung. Sie ist viel verbreiteter und vielschichtiger.
Vor allem ist Feminismus nicht nur etwas für Mädchen, sondern geht uns alle etwas an. Denn unabhängig von den unterschiedlichen Strömungen des Feminismus, geht es bei dieser Bewegung im Kern darum, sich für die Gleichstellung aller Menschen und gegen Sexismus und Diskriminierung einzusetzen.
Mädchen feministisch erziehen
Die moderne Elternschaft hat fortschrittlichere Ansätze für die Erziehung unserer Kinder hervorgebracht. Unser Umgang mit unseren Kindern wird zwar immer noch oft stark von ihrem Geschlecht beeinflusst. Aber unser Bild der Frau, welches sich – zum Glück – im Laufe der Jahre verändert hat, hilft uns dabei unsere Mädchen feministisch zu erziehen. Wir bringen unseren kleinen Mädchen bei, dass sie genauso stark, fähig und würdig sind wie Jungen. Wir ermutigen sie, ihren Interessen zu folgen und unterschiedliche Dinge auszuprobieren und sich dabei nicht an den Geschlechterstereotypen unserer Gesellschaft zu orientieren. Wir arbeiten weiter hart daran, das Bild von jungen Frauen zu verändern – weg vom Schicksal einer Hausfrau und hin zu einer Zukunft, die von ihren Entscheidungen und ihrem Potenzial abhängt.
Diese Bestrebungen sind hervorragend, aber sie umfassen nur einen Teil der feministischen Mission. Unter dem feministischen Dach ist auch Platz für kleine Jungen.
Jungen feministisch erziehen
Bevor du spottest, solltest du dir die Situation vor Augen führen, in der sich Jungen heute befinden. Auch ihr Potenzial wird kultiviert – das war schon immer so. Allerdings wird dieses Potenzial leider oft noch nur dann allgemein akzeptiert, wenn es irgendwo auf der Skala unserer Kultur für Männlichkeit liegt. Männlich zu sein für viele gleichbedeutend mit einer Ablehnung von allem, was auch nur den geringsten Anschein von Weiblichkeit hat, was zu dem beliebten „Sei stark“ – und „Große Jungs weinen nicht“ – Ansatz führt, der bei der Erziehung von Jungen verfolgt wird. Dies ist kein Angriff auf die Männlichkeit in Deutschland. Es ist jedoch eine Kritik an unserer Tendenz, Jungen dazu zu bringen, passives, geduldiges und sogar häusliches Verhalten mit etwas Negativem und Schändlichem gleichzusetzen. Der Feminismus fordert Chancengleichheit für beide Geschlechter, und er feiert auch die Akzeptanz von Frauen und weiblichen Eigenschaften, die keine Gegensätze zur Männlichkeit sind, sondern diese ergänzen. Von diesem Konzept profitieren Mädchen und Jungen gleichermaßen.
Wenn wir darüber nachdenken, wie wir unsere Kinder am besten dazu erziehen, alles zu sein, was sie sein können, sollten wir vielleicht versuchen, alles einzubeziehen, was sie wirklich sein können. Unsere Söhne können jagen und Sport treiben. Sie können auch Gefühle empfinden und sich von Kämpfen oder Mobbing abwenden. Unsere Töchter können Anwältinnen und Ärztinnen werden, oder sie können Hausfrauen und Mütter sein, wenn sie das wollen. Unabhängig davon, wofür sie sich entscheiden, sind sie nicht schwach oder instabil. Sie sind menschlich. Das ist das wahre Wesen des Feminismus, und er ist nicht nur etwas für Frauen, sondern geht uns alle etwas an.
Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/portrait-photo-of-woman-in-red-top-wearing-black-framed-eyeglasses-holding-out-her-hand-in-stop-gesture-3762802/