„Gedanken lesen“ ist unsere Art zu sagen, dass Eltern versuchen sollten, zu verstehen, was sich geistig und körperlich bei ihren Kindern verändert. Kinder und Teenager denken nicht wie Erwachsene. Deshalb ist es die Aufgabe der Eltern, das, was du willst, so zu kommunizieren, dass sie es verstehen können. Wenn du weißt, wie sie denken, werden sie hören, was du sagst und auch wissen, was sie tun sollen.
Das künstlerisches Denen im Vorschulalter
Künstler/innen erleben die Welt durch Aktivitäten, die ihre fünf Sinne anregen. Vorschulkinder verbinden die Realität mit ihrer Fantasie und lernen durch Mitmachen. Das Gehirn eines Babys hat mehr Neuronen als zu jedem anderen Zeitpunkt im Leben und diese Neuronen bilden jede Sekunde zwei Millionen Synapsen. In dieser Phase nehmen sie alles in ihrer Umgebung wahr und nehmen alles in einem unvorstellbaren Tempo auf. Vorschulkinder lernen durch Erfahrungen, durch ihre Sinne und von jemandem, der auf sie eingeht. In ihrer Welt gibt es keine wirkliche Abgrenzung zwischen dem, was real ist, und dem, was sie sich vorstellen können. Wie Künstler/innen lernen sie am besten, wenn sie es mit ihren Händen machen können. Deshalb sind Bewegung, Musik und Kunst für das Lernen in dieser Phase so wichtig.
Das wissenschaftliche Denken im Grundschulalter
Wissenschaftler/innen verstehen die Welt durch konkrete Fakten, die sie immer wieder überprüfen können. Kinder im Grundschulalter entdecken durch Wiederholung und klare Anwendung, wie Dinge funktionieren. Die Gehirnforschung zeigt, dass Kinder im Grundschulalter (4-10 Jahre) Informationen schnell und einfach lernen. Aber nur weil Kinder in dieser Phase wissbegierig sind, heißt das nicht, dass sie wie Erwachsene lernen. Sie sind immer noch eher konkret denkende Menschen. Sie brauchen Wiederholungen und eine klare Anleitung. Wie ein Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin lernen sie am besten, wenn sie etwas in ihrer aktuellen Umgebung beobachten können. Je häufiger ein neues Konzept mit Alltagserfahrungen in Verbindung gebracht werden kann, desto besser.
Das kombinatorische Denken in der Mittelstufe (wie Ingenieure)
Ingenieure lösen Probleme, indem sie Konzepte so verbinden, dass sie zusammen funktionieren. Mittelschüler/innen machen sich abstrakte Konzepte verständlich, indem sie Ideen miteinander verbinden. Wie bei ihrem Körper gibt es auch im Gehirn eines Mittelschülers oder einer Mittelschülerin einen „Wachstumsschub“. Das Gehirn produziert übermäßig viele Neuronen und Synapsen, ähnlich wie das wachsende Gehirn eines Kleinkindes. Diese schnelle Wachstumsphase ist der Grund dafür, dass Mittelschüler/innen abstrakter denken, mehrere Perspektiven verstehen und sich selbst und andere kritisch betrachten können. Das bedeutet auch, dass Anleitungen einfach und klar sein müssen, wenn sie verstanden werden wollen. Wie ein Ingenieur lernen sie am besten, wenn sie eine Idee durch die Kombination von Informationen personalisieren. Deshalb können Rätsel, Muster und Codes beim Lernen in dieser Phase hilfreich sein.
Das philosophische Denken in der Oberstufe
Philosophen versuchen zu verstehen, was nicht zu sehen ist und was nicht gemessen werden kann. Oberstufen-Schüler/innen wollen den Sinn hinter einer Sache entdecken und lernen am besten durch lautes Verarbeiten. Ein/e Oberstufen-Schüler/in verliert jedes Jahr etwa ein Prozent der grauen Substanz seines Gehirns durch einen Prozess, der „Pruning“ genannt wird. Durch das Pruning kann das Gehirn Informationen priorisieren, um flexibel und effizient zu werden. Mit dieser neuen Effizienz steigt auch die Fähigkeit zum analytischen Denken. Das sogenannte limbische System (Risikobereitschaft) entwickelt sich jedoch schneller als der zentrale präfrontale Kortex (Verhaltensregulierung). Risiko und persönliche Erfahrung bestimmen also immer noch das Verhalten. Wie ein Philosoph lernen sie am besten durch offene Debatten, verschiedene Perspektiven und analytische Überlegungen. Deshalb sind Selbstdarstellung und Kommunikation für das Lernen in dieser Phase so wichtig.
Denk daran: Wenn du verstehst, wie sich die Gedanken deines Kindes verändern, hast du viel bessere Chancen, die Signale zu erkennen, die dir helfen, die Denkprozesse deines Kindes zu verstehen und eine Basis für zukünftiges Lernen zu legen.
Bildquelle: https://pixabay.com/photos/child-girl-white-kid-attractive-3041378/