Kindern Mathe nahebringen: Intuitives Zahlenverständnis

von

in

Stanislas Dehaene vertritt die Ansicht, dass Kinder in die falsche Richtung gehen, wenn Lehrer/innen das Rechnen wichtiger nehmen als das Verstehen des Konzepts. Wenn man Kinder sich selbst überlässt, entdecken sie Strategien, die das Rechnen für sie sinnvoller machen. Leider wird den Kindern aber oft vermittelt, dass diese Rechenstrategien falsch sind.

Zumindest ist das in westlichen Ländern wie den Vereinigten Staaten und Frankreich der Fall – Länder, in denen die Schüler/innen viel Zeit damit verbringen, das Rechnen zu lernen. Kinder, die an den Fingern abzählen, werden getadelt, weil das als Betrug angesehen wird. Das Gleiche gilt für Kinder, die Abkürzungen verwenden, um Probleme zu lösen.

Dehaene sagt, dass ein Kind zum Beispiel die Aufgabe 6+7 lösen könnte, indem es sich daran erinnert, dass 6+6 = 12 ist und dass 7 eine Zahl höher als 6 ist. Ergo, 6+7 = 13.

Oder betrachte dieses Beispiel aus einem Experiment von Jeffrey Bisanz:

Bisanz stellte amerikanischen 6- und 9-Jährigen die Aufgabe 5 + 3 – 3.

Die 6-Jährigen neigten dazu, diese Aufgabe zu lösen, ohne irgendwelche Berechnungen anzustellen. Sie stellten einfach fest, dass die positive 3 und die negative 3 sich gegenseitig aufheben.

Die 9-Jährigen (die von ihren Lehrerinnen und Lehrern gelernt hatten, was die “ korrekte“ Herangehensweise ist) wählten dagegen häufiger den längeren Weg zur Antwort:

5 + 3 = 8

8 – 3 = 5

Mit anderen Worten: Die 9-Jährigen hatten gelernt, dass sie zuerst der Methode des Lehrers folgen und dann nachdenken sollten.

Das erinnert mich an meine eigene Kindheit, als ich das Multiplizieren lernte. Wie viel ist 7 x 8 ? Wenn ich es mir nicht merken konnte, habe ich eine Reihe von sieben 8en addiert. Da ich es hasste, die Einmaleins-Reihen auswendig zu lernen, musste ich am Ende viel zusammenrechnen. Das war nicht gerade eine intelligente Abkürzung und zudem sehr anfällig für Fehler, weil ich manchmal den Überblick verlor. Aber zumindest half es mir, die Bedeutung der Multiplikation zu verstehen. Es machte die Dinge sehr konkret und intuitiv.

Laut Dehaene ist einer der häufigsten Fehler, den Kinder bei einer einfachen Multiplikationsaufgabe wie 7 x 8 machen, dass sie die beiden Zahlen zusammenzählen: 7 x 8 = 15

Was ist also schlimmer? Die ungeschickte, aber sinnvolle Strategie, eine Reihe von 8ern zu addieren, nur um sich dann zu verzählen und 7 x 8 = 48 zu erhalten? Oder das Ganze falsch zu verstehen und 7 und 8 zusammenzuzählen?

Dehaene bevorzugt den Sinn. Wenn Kinder mit dem Training darauf gepolt werden, Vorgehensweisen über den Sinn zu stellen, entwickeln sie keinen intuitiven Bezug zu Zahlen. Und das führt zu allen möglichen Problemen: Verwirrung, Langeweile, ein schlecht entwickeltes Zahlenverständnis und (vielleicht) eine lebenslange Abneigung gegen Mathe.

Dehaenes Tipps, um Mathematik intuitiv zu machen

Dehaene argumentiert, dass wir das Gespür unserer Kinder für Mengen fördern können, indem wir mathematisches Wissen in konkreten, vertrauten Situationen verankern. Wenn wir unseren Kindern zum Beispiel die Subtraktion beibringen, können wir ihnen den konkreten Vorgang des Entfernens eines Apfels aus einem Korb zeigen.

Und hier sind weitere Empfehlungen von Dehaene:

  • Kinder mit den Fingern zählen lassen
  • Bringe Kindern das Bruchrechnen bei, indem das Kind sich die Teilung eines Kuchens vorstellt.
  • Lehre Kinder den Umgang mit negativen Zahlen, indem du sie an Temperaturen denken lässt.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/schreiben-kind-kindheit-mathe-8923545/


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung