Entwicklungsförderndes Spielzeug und Lernspiele für Kinder sind relativ neue Erfindungen. Doch funktionieren sie wirklich?

Während der längsten Zeit der Geschichte der Menschheit erhielten Kinder nur wenig oder gar keinen geregelten Unterricht. Stattdessen lernten sie durch Nachahmung und durch das Erlernen neuer Fähigkeiten beim Spielen.

Heute wissen wir, dass Spielen die Entwicklung des Gehirns fördert. Es kann auch die Fähigkeit, Probleme zu lösen, fördern.

Und bestimmte Arten von Rollenspielen können Kindern helfen, ihre „exekutive Funktion“ zu verbessern, wie zum Beispiel die Fähigkeit, sich zu konzentrieren.

Aber was ist mit den Spielzeugen, mit denen Kinder spielen? Den Brettspielen und Videospielen?

Gibt es Spielsachen und Spiele, die Kinder zu besseren Schülern machen? Oder zu besseren Menschen?

Eltern, die in hochtechnisierten Kulturen leben, sind besonders an Spielzeug interessiert, das lehrreich ist. Aber „intelligentes“ Spielzeug ist eine vergleichsweise neue Erfindung. In nicht-industriellen Kulturen, in denen Kinder meist alltägliche Handlungen der Erwachsenen nachahmen, ist Spielzeug, das von Erwachsenen entworfen wurde, eher ungewöhnlich.

Im Gegensatz dazu werden Kinder, die in modernen, entwickelten Gesellschaften leben, oft dazu ermutigt, komplizierte, fantasievolle Spiele zu spielen und das, so der Anthropologe David Lancy, macht Sinn: Ein solches Spiel kann die schulischen Fähigkeiten eines Kindes verbessern und seine langfristigen beruflichen Chancen erhöhen.

Es ist also naheliegend, die Frage zu stellen, ob Spielsachen Kindern sinnvolle Bildungserfahrungen vermitteln können und die Antwort lautet sicherlich ja. Schauen wir uns an, wie Intelligenz in standardisierten Tests gemessen wird.

Der Psychologe Richard Nisbett stellt fest, dass Ravens progressive Matrix – ein Intelligenztest, der oft als „kulturneutral“ angepriesen wird – unter starkem kulturellen Einfluss steht.

Der Testteilnehmer soll sich die ersten beiden Reihen ansehen und das Muster erkennen.

Als nächstes schaut er sich die untere Reihe an. Was soll als Nächstes kommen – das leere Kästchen?

Wenn wir davon ausgehen, dass Menschen besser abschneiden, wenn sie mit einer Aufgabe vertraut sind, dann gibt es eindeutig Erfahrungswerte, die uns helfen können, dieses Problem zu lösen.

Ein Testteilnehmer hat einen Vorteil, wenn er mit folgenden Dingen vertraut ist:

  • gleichmäßigen geometrischen Formen
  • Analoguhren und der Bewegung im Uhrzeigersinn
  • der Vorstellung, dass allmähliche Veränderungen durch eine Abfolge von Bildern dargestellt werden können
  • die Annahme, dass man eine Regel aus nur zwei vorherigen Beispielen verallgemeinern kann

Wahrscheinlich fallen dir noch mehr ein. Der Punkt ist aber folgender: Jedes dieser Elemente muss erlernt werden und manche Menschen – einschließlich nahezu aller unserer Vorfahren – haben sie nicht gelernt.

Das ist ein Grund, warum die IQ-Werte im letzten Jahrhundert so stark angestiegen sind. Es liegt nicht daran, dass die Menschen von Natur aus schlauer geworden sind. Es liegt vielmehr daran, dass ihre Kultur sie besser in den Bereichen trainiert, die zum Erfolg bei IQ-Tests beitragen.

Und wo findet dieses Training statt? In der Schule, ja. Aber auch an anderen Orten. Zu Hause, in Büchern, im Fernsehen, am Computer und durch den Kontakt mit Spielzeug und Lernspielen.

Was auf das Erlernen von Formen zutrifft, gilt zweifelsohne auch für andere Dinge – wie den Erwerb erweiterter Sprachkenntnisse oder die Entwicklung eines „Zahlensinns“.

Die eigentliche Frage ist also: Welches Spielzeug und welche Spiele bieten die besten Lernmöglichkeiten?

Leider gibt es nur sehr wenige Studien, an denen wir uns orientieren können.

Die überwiegende Mehrheit der vermeintlich lehrreichen digitalen Lernspiele wurde zum Beispiel nicht gründlich auf ihre erzieherischen Auswirkungen getestet.

Andererseits gibt es auch erstaunlich wenige Untersuchungen über die Auswirkungen des Schachspiels. Oder sogar über die Effekte des Spielens mit Bauklötzen.

Dennoch haben wir guten Grund zu der Annahme, dass einige Spielzeuge und Lernspiele den Kindern mehr als nur Unterhaltung bieten.

Welche Spielzeuge und Lernspiele werden von der Forschung unterstützt?

Wenn du dich fragst, wofür du dein Geld ausgeben sollst: Bauklötze werden mit einer besseren sprachlichen Entwicklung und besseren Leistungen in Mathematik in Verbindung gebracht. Es gibt auch Grund zu der Annahme, dass Baukästen das räumliche Vorstellungsvermögen schulen und Kinder dazu inspirieren, eine Karriere in den Bereichen Naturwissenschaften, Technik und Ingenieurwesen einzuschlagen.

Außerdem gibt es Hinweise dafür, dass bestimmte Brettspiele die mathematischen Fähigkeiten verbessern. Generell kann man wohl davon ausgehen, dass viele Brettspiele analytische Fähigkeiten fördern – wenn man sie mit gezieltem Training des kritischen Denkens kombiniert.

Suchst du nach weiteren Empfehlungen? Hier findest du sie:

  • Tangram-Puzzles sind vom National Council of Teacher’s Mathematics (NCTM) empfohlen worden.
  • Mancala-Spiele ermutigen Kinder zum Zählen und strategischem Denken. Und du kannst ganz einfach dein eigenes Spiel zu Hause basteln.
  • Kooperative Brettspiele können soziale Kompetenzen und kritisches Denken fördern. Sie sind auch für kleine Kinder eine gute Wahl und eine erfrischende Alternative zu den altmodischen Spielen für Vorschulkinder, die oft sehr mühsam sind.

Was ist mit Videospielen?

Wie bereits erwähnt, gibt es nicht viele gründliche Untersuchungen über die erzieherischen Auswirkungen von Videospielen.

Auf der anderen Seite gibt es Hinweise darauf, dass das Spielen von gewalttätigen Videospielen dazu führt, dass man feindseliger ist und weniger Mitgefühl für die Not der Opfer hat – zumindest vorübergehend.

Es gibt auch Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass einige Kinder an einer Computerspielsucht leiden.

Aber es gibt auch gute Neuigkeiten. Forscherinnen und Forscher entwickeln Videospiele für zu Hause und im Unterricht. Und Versuche deuten darauf hin, dass einige „Action“-Videospiele die räumliche Wahrnehmung verbessern können, insbesondere die Fähigkeit, mehrere Objekte in einer sich schnell bewegenden Landschaft zu verfolgen.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/schliessen-sie-herauf-fotografie-von-gelbgrunen-roten-und-braunen-plastikkegeln-auf-weiss-gefutterter-oberflache-163064/

Write A Comment

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung