Als Psychologin werde ich häufig von Eltern gefragt, wie sie bei ihren Kindern Empathie fördern können. Anstatt nur ihren eigenen Standpunkt zu verstehen, wünschen sich Eltern, dass ihre Kinder lernen zu teilen, die Perspektive anderer einzunehmen und die Meinung anderer genauso zu schätzen wie ihre eigene.
Hier sind fünf Möglichkeiten, wie du deinen Kindern Empathie beibringen kannst, egal ob sie im Kleinkind-, Vorschul- oder Schulalter sind.
1. Bringe ihnen etwas über Gefühle und Emotionen bei
Kinder können sich nicht in die Gefühle anderer einfühlen, wenn sie nicht wissen, wie sie ihre eigenen Emotionen in Worte fassen können. Wenn dein Kind durch den Tag geht, solltest du darauf achten, welche Gefühle du bei ihm siehst und welche du selbst empfindest.
Beispiel: „Ich sehe, dass du enttäuscht bist, weil nur noch ein Keks übrig war.“ „Mama hatte Angst, als das Auto nicht angesprungen ist.“
Kein Kind ist zu jung, um Wörter für Gefühle zu hören und zu lernen, was sie bedeuten.
2. Lesen fördert das Einfühlungsvermögen
Selbst im einfachsten Pappbilderbuch gibt es Figuren, in die sich dein Kind einfühlen kann. Lies nicht nur vor, sondern besprecht auch, was die Figuren fühlen, während die Geschichte weitergeht.
Beispiel: „Elmo sieht traurig aus, als er seine Freunde zuerst nicht gesehen hat. Jetzt, wo sie ihn mit einem Kuchen überrascht haben, frage ich mich, was er denkt!“
3. Sprecht über die Gefühle bei Konfikten
Wenn dein Kind sein Geschwisterkind schlägt, ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über Gefühle zu sprechen. Aber wenn die Kinder getrennt sind und sich beruhigt haben, ist es ein guter Zeitpunkt, um darüber zu sprechen, was jedes Kind gefühlt hat. Jüngere Kinder können angeleitet werden, herauszufinden, was sie in dem Moment gedacht oder gefühlt haben könnten. Dabei können sie herausfinden, wie sie ihre Gefühle auf eine angemessenere Art und Weise ausdrücken können.
Beispiel: Du schienst sehr frustriert zu sein, als dein Bruder dein Auto genommen hat. Ich glaube, deshalb hast du ihn geschlagen. Schlagen ist nicht in Ordnung, aber vielleicht könntest du das nächste Mal sagen: „… ich war dran… du kriegst es als nächstes.“
4. Lass sie beobachten
Fast jeder streitet manchmal vor seinen Kindern, auch wenn du das idealerweise begrenzen solltest. Der Schlüssel dazu, dass Streitereien keine negativen Auswirkungen auf deine Kinder haben, liegt darin, dass du dich auch vor deinen Kindern versöhnst, wenn du dich vor ihnen streitest. Wenn ihr euren Tonfall und eure Worte nicht unter Kontrolle halten könnt, solltet ihr natürlich warten, bis die Kinder nicht mehr in eurer Nähe sind. Aber eine gute Faustregel lautet: Wenn Kinder in einer Beziehung nie sehen, wie Konflikte gelöst werden, werden sie auch später in ihren eigenen Beziehungen kaum in der Lage sein, Konflikte zu lösen. Achte darauf, die Perspektive der anderen Partei einzunehmen, um eine Lösung zu finden.
Wenn du und dein Mann euch also zum Beispiel über die Aufteilung der Aufgaben im Haushalt streitet, sollten die Kinder sehen, wenn ihr euch darüber einigt, wer die Wäsche macht und wer die Kinder zum Fußball fährt. Dann werden sie sehen, dass Streiten in Ordnung ist, dass es zu produktiven Lösungen führen kann und dass man sich lieben kann, auch wenn man sich nicht einig ist.
Beispiel: „Ich weiß, dass du nach der Arbeit müde bist. Möchtest du, dass ich die Kinder fahre, während du die Wäsche in den Wäschetrockner wirfst, dann können wir die Wäsche später gemeinsam zusammenlegen?“
5. Sprich für Menschen/Kreaturen, die nicht sprechen können
Kinder zeigen häufig Einfühlungsvermögen für Babys, die als evolutionäre Anpassung natürlich Empathie hervorrufen, um sicherzustellen, dass sie von älteren Menschen versorgt werden. Um dieses Phänomen optimal zu nutzen, solltest du mit deinem Kind darüber sprechen und laut darüber nachdenken, was Babys (und Haustiere) fühlen könnten.
Beispiel: „Baby sieht traurig aus. Was denkst du, was los ist? Glaubst du, er ist hungrig oder müde?“ oder „Der Hund schnüffelt viel an Oma. Versucht sie, Freundschaft zu schließen?“
Dies sind einige kleine Tipps, mit denen du deinem Kind helfen kannst, sein angeborenes Potenzial für Empathie und Freundlichkeit auszuschöpfen. Es gibt jedoch keinen Ersatz dafür, selbst empathisch zu sein und deinem Kind zu erlauben, dich zu beobachten. Dein Kind lernt am meisten, wenn es dich dabei beobachtet, wie du freundlich und einfühlsam mit anderen umgehst.
Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/hispanic-girl-whispering-secret-on-ear-of-friend-7168996/