Eine der schwierigsten Aufgaben, die du als Elternteil zu übernehmen hast, ist zu lernen, wie du mit deinem Kind kommunizieren kannst. Kommunikation an sich war noch nie einfach, aber wenn dann noch ein Altersunterschied, jugendliche Ängste und ein neues Vokabular hinzukommen, hast du vielleicht das Gefühl, dass du es nie richtig hinbekommst und dass du und dein Kind euch immer wieder missverstehen werdet.
Dieses Gefühl ist völlig verständlich. Die meisten von uns haben entweder nicht gelernt oder nicht wirklich geübt, was echte Kommunikation ist – ein Austausch von Ideen in einer sicheren Umgebung, in der sich jeder gehört und hoffentlich auch verstanden fühlt. Für viele von uns kann sich der Prozess der Kommunikation geradezu unangenehm anfühlen, so dass wir vor unangenehmen Gesprächen fliehen oder auf eine Art und Weise reagieren, auf die wir nicht stolz sind.
Aber hier ist unsere Chance, es richtig zu machen. Mit unseren Kindern haben wir jetzt die Möglichkeit, die nächste Generation zu prägen und ihnen zu zeigen, was wahre Kommunikation ist. Wir haben es in der Hand, Kinder zu erziehen, die nicht nur selbstbewusst genug sind, sich auszudrücken und ihre Bedürfnisse mitzuteilen, sondern auch mitfühlende Zuhörer/innen sind. In jeder Phase wird der Kommunikationsstil deines Kindes anders sein. Hier sind einige Möglichkeiten, wie du am besten mit deinem Kind kommunizieren kannst, egal, in welcher Phase es sich befindet:
Die Vorschulphase
In der Vorschulphase lernt dein Kind, was es tun kann, wem es vertrauen kann und erforscht die Tiefen seiner Gefühle. Es ist wichtig, dass du dich schon früh als sicherer Hafen für dein Kind darstellst, an dem es sich ausdrücken kann. Die Art und Weise, wie du in dieser Phase kommunizierst, sollte vermitteln, dass du keine Angst vor den großen Gefühlen deines Kindes hast und dass du bei ihm bleibst, wenn es sie äußert.
Einfühlungsvermögen ist hier das A und O: Auch wenn dir seine Gefühle völlig unverhältnismäßig erscheinen, war die Blaubeere, die du aus Versehen in den Müll geworfen hast, wichtig für dein Kind und du solltest entsprechend darauf reagieren. Bestätige seine Gefühle in diesem Moment mit Verständnis und sage Sätze wie, „Du wolltest nicht, dass das passiert“, oder, „Das ist nicht so gelaufen, wie du es geplant hast.“ Schenke deinem Kind dann Zuneigung und erinnere es daran, dass du für es da bist und ihm zuhörst, wenn es reden will.
Die Grundschulphase
Wenn dein Kind in die Grundschule kommt, wirst du merken, wie sehr es sich nach deiner Aufmerksamkeit sehnt. Hättest du einen Euro für jedes Mal, wenn dein Kind sagt: „Schau mich an! Sieh dir das an!“, würdest du wahrscheinlich schon auf dem Deck deiner eigenen Yacht sitzen. In dieser Phase, vor allem in der zweiten und dritten Klasse, fängt dein Kind auch an, sich mit anderen zu vergleichen.
Wenn du mit deinem Grundschulkind kommunizierst, ist es wichtig, dass du dich auf seine Augenhöhe begibst und ihm deine volle, ungeteilte Aufmerksamkeit schenkst. Widerstehe dem Drang, in diesem Moment Multitasking zu betreiben – Augenkontakt kann in dieser Phase sehr viel bewirken. Wenn du mit ihm sprichst, achte darauf, dass du das Gespräch mit einem Lob für seine Bemühungen beginnst, indem du es daran erinnerst, was für ein gutes Kind es ist und Sätze wie, „Du kannst so stolz auf dich sein, wenn du . . .“ Achte darauf, dass du ihm Raum gibst, seine Meinung zu äußern, ohne es zu verurteilen, bevor du deine eigene sagst.
Die Mittelstufe
Wenn dein Kind in die Mittelstufe (Sekundarstufe I) kommt, wirst du vielleicht feststellen, dass es an der Kommunikationsfront ein wenig – ähm, viel – Widerstand leistet. Damit bist du nicht allein: In dieser Phase kämpft dein Kind darum, seine eigene Identität zu finden und das geht oft nicht ohne einen Kampf gegen die Autorität, nämlich dich.
Auch wenn es mutig und selbstbewusst wirkt, ist das wahrscheinlich nur eine Fassade. In dieser Phase stellt dein Kind alles in Frage und fragt sich, wo es in der Welt und unter Gleichaltrigen hingehört. Das Beste, was du in dieser Phase tun kannst, ist, deine Fähigkeit zum Zuhören zu verbessern. Deine Kinder werden viele Gefühle haben, die sie mit dir teilen wollen oder auch nicht. Aber wenn sie sich mitteilen, solltest du wissen, dass dieser Moment wirklich wichtig ist. Bestätige sie in dem, was sie sind und erinnere sie an ihre Stärken und Fähigkeiten.
Das ist auch ein guter Zeitpunkt, um Verstärkung zu holen und andere fürsorgliche Erwachsene in das Leben deines Kindes einzuladen. Auch wenn es schwer zu hören ist: Dein Kind fühlt sich vielleicht nicht immer wohl dabei, mit dir über das zu reden, was ihm auf dem Herzen liegt. Sorge einfach dafür, dass jemand, dem ihr beide vertraut, in den Startlöchern steht und mit Weisheit und Verständnis einspringt.
Die Oberstufe
In der Oberstufe (Sekundarstufe II) geht es für dein Kind vor allem darum, einen Platz zu finden, an den es gehört und seine Bestimmung zu leben. Dein Kind klärt seine Vorstellungen, aber das wird oft als Rebellion und Gegenargumente wahrgenommen. So schwierig die Kommunikation in dieser Phase auch sein mag, dein Kind muss von dir hören, dass du ihm vertraust, dass du ihm zuhörst und dass du es liebst, egal was passiert.
Diese Phase ist für dein Kind auch mit einem großen Wandel verbunden: Es wird bald von zu Hause weggehen. Zweifellos empfindet dein Kind so viele Dinge auf einmal und wahrscheinlich ist Angst das vorherrschende Gefühl. Wenn du mit deinem Kind kommunizierst, solltest du ihm vermitteln, wie sehr du es liebst und dass du ihm bei allem, was auf es zukommt, zur Seite stehst. Auch wenn deinem Kind viele Dinge unsicher vorkommen, wird sein Platz zu Hause immer etwas sein, auf das es zählen kann.
Zu lernen, gut zu kommunizieren, ist harte, aber wichtige Arbeit. Auch wenn du es nicht immer richtig machst, solltest du wissen, dass dein Bemühen und dein Wunsch, dein Kind zu verstehen und von ihm verstanden zu werden, dich zu einem großartigen Elternteil macht.
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