Verursachen Kindertagesstätten Stress bei unseren Kindern?

by Lara
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Zahlreiche Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen Kindertagesstätten und Stress hin. Je mehr Zeit Kleinkinder in Kitas verbringen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie ein abnormales Profil von Stresshormonen entwickeln.

Was ist normal? Normalerweise produziert der Körper in den frühen Morgenstunden hohe Konzentrationen des Stresshormons Cortisol. Im Verlauf des Tages sinkt dieser.

Bei Kindern, die in Kitas betreut werden, ist das jedoch anders. Ihr Cortisolspiegel steigt im Laufe des Tages tendenziell an. Statt am frühen Morgen einen Spitzenwert zu erreichen, ist der Cortisolspiegel bei diesen Kindern am Nachmittag erhöht.

Dieses Verhalten ist mit Problemen verbunden. Kinder, bei denen der Cortisolspiegel morgens bis nachmittags steigt, werden von ihren Betreuer:innen als kontaktscheuer eingestuft. Schlafforscher:innen haben zudem herausgefunden, dass Kinder die nachmittags höhere Cortisolwerte haben, nachts schlechter schlafen.

Möglicherweise haben diese ersten Erfahrungen in der Kita auch bleibende Folgen.

Der Zusammenhang des Cortisolspiegels von Jugendlichen mit dem Besuch der Kita in der Kindheit

In einer aktuellen Studie sammelten Forschende um Glenn Roisman von der University of Illinois Cortisolproben am Morgen von 15-jährigen Jugendlichen. Die Jugendlichen wurden seit ihrer frühen Kindheit vom NICHD (National Institute of Child Health and Human Development) begleitet. Daher verfügten die Forschenden über ausführliche Informationen über die Qualität und den Umfang der Kinderbetreuung, die jeder Jugendliche vor seinem dritten Lebensjahr erfahren hatte.

Bei der Analyse der Cortisolwerte fanden die Forschenden einen Zusammenhang zwischen den morgendlichen Cortisolwerten der Teenager und ihren Erfahrungen in der frühkindlichen Betreuung. Jugendliche, die vor ihrem dritten Lebensjahr mehr Zeit in Kitas verbracht hatten, wiesen morgens niedrigere Cortisolwerte auf.

Was sind die Gründe für diesen Zusammenhang?

Roisman und seine Kolleg:innen weisen darauf hin, dass der Einfluss klein war und dass in der Studie nicht festgestellt werden konnte, ob die Jugendlichen mit einem niedrigeren morgendlichen Cortisolspiegel ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme hatten.

Dennoch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass frühe Erfahrungen in der Kita das System der Stressbewältigung eines Kindes verändern können.

Warum ist die Kita stressig? Das ist noch unklar. In Roismans Studie wurden die Auswirkungen der elterlichen Sensibilität sowie soziale und finanzielle Faktoren wie das Bildungsniveau der Mutter und das Verhältnis zwischen Einkommen und Ausgaben der Familie berücksichtigt. Es geht hier auch nicht darum, wie lange das Kind von seiner Mutter getrennt war. Der Cortisolspiegel wurde nicht davon beeinflusst, wie lange die Kinder außerhalb der mütterlichen Fürsorge betreut wurden – auch nicht, wenn es sich um ein Kindermädchen oder einen Babysitter handelte.

Zudem ist dies nicht nur ein Problem für schlechte Kinderbetreuung. Hochwertige Einrichtungen, die intellektuelle Anreize und einfühlsame Erzieherinnen und Erzieher bieten, wurden ebenfalls mit untypischen Cortisolspiegeln in Verbindung gebracht.

Möglicherweise kommt der Stress durch die Begegnung mit anderen Kindern. Roisman und Kolleg:innen nehmen an, dass Kinder, die in einer Kita betreut werden, möglicherweise schlechtere Erfahrungen mit Gleichaltrigen machen. Möglicherweise sind sie auch einem größeren Chaos ausgesetzt.

Doch möglicherweise liegt die Antwort auch in der Bindungstheorie. Richard Bowlby vertritt die Ansicht, dass kleine Kinder in der Kita Stress vermeiden können, wenn sie eine dauerhafte, zusätzliche Bindung zu einer der Erzieher/innen in der Tagesstätte aufbauen.

Was können wir tun?

Die Auswirkungen von Stress in Kitas scheinen von der Menge abhängig zu sein. Je länger die Betreuungsdauer desto gravierender sind die Auswirkungen.

Es kann also einen großen Unterschied machen, die Anzahl der Stunden in der Kita zu reduzieren.

Berufstätige Eltern können dies auf verschiedene Weise tun, indem sie auf Babysitter aus der Familie zurückgreifen, von zu Hause arbeiten oder Helfer:innen für die Kinderbetreuung einstellen. Familien mit zwei Elternteilen können auch versuchen, ihre Arbeitszeiten so zu planen, dass ein Elternteil zu Hause ist, wenn der andere außer Haus ist.

Zudem können Eltern helfen, indem sie auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen.

In der Studie über den Cortisolspiegel von Jugendlichen stellte das Team von Roisman fest, dass die mütterliche Feinfühligkeit ein eigenständiger Faktor für ungewöhnliche Cortisolwerte ist: Bei Jugendlichen mit niedrigen morgendlichen Cortisolwerten war die Wahrscheinlichkeit höher, dass ihre Mütter emotional nicht unterstützend, feindselig oder respektlos gegenüber den Bedürfnissen ihrer Kinder nach Autonomie und unabhängiger Erkundung waren.

Schließlich ist es sinnvoll, nach Kitas zu suchen, mit

  • geringer Teilnehmerzahl
  • niedrigem Kinder-Erzieher:in-Verhältnis und
  • warmherzigen, einfühlsamen und stets verfügbaren Betreuer:innen.

Es ist auch sinnvoll, Erzieher:innen zu finden, die fair sind und die Fähigkeiten und den kulturellen Hintergrund jedes einzelnen Kindes respektieren.

Untersuchungen bestätigen unsere Vermutungen. Kinder in Kitas erhalten mehr Zuneigung, Aufmerksamkeit und Förderung, wenn sie in kleineren Gruppen sind.

Außerdem entwickeln sie eine größere soziale Kompetenz und eine sicherere Bindung zu den Erzieherinnen und Erziehern, wenn das Verhältnis zwischen Kind und Personal niedrig ist.

Des Weiteren hat eine Studie in australischen Kitas ergeben, dass Kinder in Einrichtungen, in denen die Betreuer:innen Gerechtigkeit walten lassen und sensibel mit den individuellen und kulturellen Unterschieden der Kinder umgehen, eher einen gesunden, abnehmenden Cortisolspiegel haben.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-kunst-malerei-zimmer-8613054/

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