Die Vermarktung von Produkten zur Steigerung der Intelligenz ist ein großes Geschäft: Bücher, Spielzeug, DVDs, Software, Spiele und Lernprogramme, die dein Kind zu einem intellektuellen Wunderkind machen sollen.
Bei vielen dieser Produkte wird – ausdrücklich oder indirekt – betont, dass ihre Nützlichkeit von der Wissenschaft bewiesen wurde. Stimmt das wirklich?
Manchmal schon. Es gibt zum Beispiel Belege dafür, dass
- das Spielen mit Bauklötzen Kindern helfen kann, eine Reihe von geistigen Fähigkeiten zu entwickeln;
- Lernprogramme, die kritisches Denken fördern, die kognitiven Leistungen verbessern können;
- einige Brettspiele die mathematischen Fähigkeiten im Vorschulalter fördern; und
- bestimmte Videospiele das räumliche Denken verbessern können.
Doch viele dieser Produkte sind wirkungslos. Ein Experiment hat zum Beispiel gezeigt, dass Babys durch medienbasierte Lernprogramme nicht lesen lernen. Und es gibt Hinweise darauf, dass Kleinkinder nicht sprechen lernen, indem sie Lernvideos ansehen. Stattdessen lernen Babys Sprache, indem sie Menschen zuhören und mit ihnen interagieren.
Dann gibt es noch Irrglauben und Volksweisheiten, wie die Vorstellung, dass das Loben der Intelligenz von Kindern ihr Selbstwertgefühl steigert und ihre schulischen Leistungen verbessert. Eine beeindruckende Reihe von Experimenten zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist. Wenn man Kinder dafür lobt, dass sie klug sind, verhalten sie sich eher dümmer.
Noch interessanter – jedenfalls für mich – ist die Entdeckung, dass unsere Überzeugungen über Intelligenz den Lernprozess behindern können. Menschen, die davon überzeugt sind, dass die Intelligenz eine feste, gleichbleibende Eigenschaft ist, lernen seltener aus ihren Fehlern und sind in der Schule weniger erfolgreich.
Außerdem deuten Studien darauf hin, dass das Wissen deines Kindes über soziale Stereotypen in Bezug auf Intelligenz und Leistung (z. B. „Mädchen sind sprachlich begabter“ oder „asiatische Kinder sind in Mathematik Wunderkinder“) seine schulischen Leistungen beeinträchtigen kann.
Daher stelle ich hier meinen Leitfaden für die „guten Dinge“ vor – wissenschaftlich fundierte Informationen darüber, wie Eltern die Intelligenz ihrer Kinder fördern können.
Die Auswirkungen von Bewegung auf Intelligenz
Es ist verblüffend und überraschend zugleich: Bewegung regt das Wachstum des Gehirns an und steigert unsere Fähigkeit zu lernen. Studien deuten auch darauf hin, dass Sport Kindern helfen kann, sich in der Schule besser zu konzentrieren. Doch es gibt einen Haken: Um alle Vorteile zu erhalten, muss die Bewegung freiwillig sein.
Spielen und Intelligenz
Freiwilliges Spielen fördert das Lernen, das Erinnerungsvermögen und das Wachstum der Großhirnrinde. Es fördert auch die Entwicklung der Sprache, der räumlichen Intelligenz, des Schlussfolgerns und der mathematischen Fähigkeiten.
Arbeitsgedächtnis: Der neue IQ?
Neue Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses – der mentale Notizblock, den wir nutzen, um Gedanken zu fassen und Probleme zu lösen – ein besserer Prädiktor für schulische Leistungen ist als der IQ.
Gesten und Intelligenz
Es gibt auch gute Beweise dafür, dass Gesten mit den Händen die Erinnerungs- und Lernfähigkeit verbessern. Die Kognitionspsychologin Susan Goldin-Meadow und ihre Kolleginnen und Kollegen haben in einer Reihe von Experimenten nachgewiesen, dass sich Kinder eher an Wörter, Ereignisse und sogar den Matheunterricht erinnern, wenn sie mit ihren Händen gestikulieren.
Elterliche Sensibilität, Bindungssicherheit und Intelligenz
Forscher/innen haben einen Zusammenhang zwischen den IQ-Werten der Kinder und dem Status der Beziehung festgestellt. So ergab eine Studie mit 36 Müttern aus der Mittelschicht und ihren dreijährigen Kindern, dass Kinder mit sicheren Bindungsbeziehungen im Stanford-Binet-Intelligenztest 12 Punkte besser abschnitten als Kinder mit unsicheren Bindungsbeziehungen.
Was ist für diese Zusammenhänge verantwortlich? Es ist möglich, dass es intelligenteren Kindern leichter fällt, eine sichere Bindung aufzubauen. Zum Beispiel können intelligentere Kinder das Verhalten ihrer Eltern wahrscheinlich besser interpretieren und entsprechend reagieren.
Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass eine einfühlsame Erziehung – die eine sichere Bindung fördert – zu höheren kognitiven Fähigkeiten beiträgt.
In Experimenten mit Familien, die ein hohes Risiko für eine schlechte Entwicklung ihrer Kinder haben, wiesen Forscher/innen einigen Müttern nach dem Zufallsprinzip ein Training mit den Techniken der einfühlsamen Erziehung zu. Die Babys der Mütter mit dem Training wuchsen in ihren kognitiven Fähigkeiten stärker als die Babys der Mütter der Kontrollgruppe.
Die Ergebnisse stimmen mit einer aktuellen Studie überein, die die kognitiven Vorzüge gestillter Babys auf eine einfühlsame und aufmerksame Erziehung zurückführt.
Mentalität bei Misserfolg: Überzeugungen, die dein Kind zurückhalten
Glaubt dein Kind, dass Intelligenz eine festgelegte Eigenschaft ist?
Faszinierende Experimente zeigen, dass das, was wir über Intelligenz annehmen, unsere Fähigkeit zu lernen beeinträchtigen kann. Menschen, die denken, dass Intelligenz eine festgelegte, unveränderbare Eigenschaft ist, gehen Herausforderungen häufiger aus dem Weg. Sie lernen auch seltener aus ihren Fehlern – und der Unterschied zeigt sich in Hirnscans.
Glaubt dein Kind, dass „Menschen wie ich“ in der Schule schlecht abschneiden?
Dann könnte es sein, dass dieser Irrglaube seine Leistungen in der Schule untergräbt. Hört sich das alles nach Propaganda an? Es gibt tatsächlich eine Menge solider Forschungsergebnisse, die die Existenz der „Bedrohung durch Stereotype“ bestätigen.
Wie Lob die Lernfähigkeit deines Kindes beeinträchtigen kann?
Lob kann ein großartiger Ansporn sein. Aber Lob kann auch dazu führen, dass Kinder sich auf falsche Ziele konzentrieren. Studien zeigen, dass die falsche Art des Lobs die Motivation untergräbt und dazu führt, dass sich Kinder hilflos fühlen, wenn sie versagen.
Schlaf und Intelligenz
Es gibt stichhaltige Beweise dafür, dass wir das Gelernte eher verinnerlichen – und zu neuen Erkenntnissen gelangen – wenn wir kurz nach dem Lernen schlafen gehen.
Man muss nicht die ganze Nacht schlafen, um diesen Effekt zu erzielen. Ein Nickerchen von nur 60 Minuten kann genauso effektiv sein, solange es den Tiefschlaf (Non-REM) beinhaltet.
Die Wirkung wurde sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen nachgewiesen. Es scheint also sinnvoll zu sein, dass Kinder ihr Lernen vor dem Mittagsschlaf und vor dem Schlafengehen einplanen. Leider lässt das schulische Lernen keinen Platz für Nickerchen! Es scheint, dass Kinder mit flexiblen Lernplänen einen klaren Vorteil haben.
Es ist auch möglich, dass chronischer Schlafmangel dauerhafte Auswirkungen auf die kognitiven Leistungen hat.
In einer Studie, welche die Entwicklung kanadischer Kinder im Alter von 2,5 bis 6 Jahren verfolgte, fanden Forscher/innen heraus, dass Kinder, die als Kleinkinder schlecht schliefen, im Alter von 6 Jahren schlechtere Leistungen in Tests zur neurologischen Entwicklung zeigten.
Das galt sogar für Kinder, deren Schlaf sich nach dem 3. Lebensjahr verbesserte. Die Forscher/innen vermuten, dass es in der frühen Kindheit eine „kritische Zeitspanne“ gibt, in der die Auswirkungen von Schlafmangel besonders schädlich sind.
Mathematik, Logik und kritisches Denken
Stanislaus Dehaene ist ein Kognitionswissenschaftler und Experte für das mathematische Gehirn. Er vertritt die Ansicht, dass viele Kinder schlechte mathematische Fähigkeiten haben, weil sie davon abgehalten werden, ein intuitives Zahlenverständnis zu entwickeln.
Und was ist mit Logik? Versuchsstudien deuten darauf hin, dass expliziter Unterricht in kritischem Denken – einschließlich Unterricht in grundlegender Logik, Hypothesenprüfung und wissenschaftlichem Denken – den IQ eines Kindes erhöhen kann.
Leider sind solche Lektionen in den meisten Lehrplänen der Oberstufe – geschweige denn der Mittelstufe – noch nicht enthalten. Schlimmer noch: Ich habe den Verdacht, dass die Medien und andere Umstände unsere Kinder dazu trainieren, mit Scheuklappen zu denken.
Räumliche Intelligenz
Räumliche Fähigkeiten sind entscheidend für den Erfolg in vielen Bereichen, von der Physik und dem Ingenieurwesen bis hin zur Architektur und der bildenden Kunst. Die Fähigkeiten deines Kindes bei räumlichen Aufgaben haben eine genetisch bedingte Komponente, doch es ist klar, dass auch die eigenen Erfahrungen einen großen Einfluss haben können.
Freie Wahl
Kinder sind motivierter und leistungsfähiger, wenn sie selbst entscheiden können, was sie tun. Zumindest gilt das für einige amerikanische Kinder. Es hat sich herausgestellt, dass der Effekt kulturabhängig ist. In einer Studie wurden englischstämmige und asiatischstämmige Kinder verglichen. Während die Kinder englischer Abstammung Aufgaben bevorzugten, die sie selbst ausgesucht hatten, zeigten die asiatischen Amerikaner mehr Motivation, wenn sie von Vertrauenspersonen oder Gleichaltrigen ausgewählt wurden.
Die Schlussfolgerung? Es gibt möglicherweise keine „Einheitsgröße“ für das Lernen im Klassenzimmer. Manche Kinder fühlen sich wohl, wenn Lehrer/innen ihnen Wahlmöglichkeiten geben. Andere wiederum könnten diesen Ansatz als beunruhigend empfinden.
Spielzeug und Spiele, die kognitive Fähigkeiten fördern
Obwohl es Beweise dafür gibt, dass Action-Videospiele das räumliche Vorstellungsvermögen verbessern und sogar Legasthenikern beim Erlernen des Lesens helfen können, sind einige der wichtigsten entwicklungsfördernden Spielzeuge und Spiele die altmodischsten.
Die Forschung legt zum Beispiel nahe, dass das Spielen mit Bauklötze die räumlichen, mathematischen und sprachlichen Fähigkeiten Verbessern kann. Zudem verbessert sich die Fähigkeit, Probleme zu lösen.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/anonymer-ethnischer-tutor-der-kleinen-gemischtrassigen-schulern-bei-der-aufgabe-im-klassenzimmer-hilft-5905492/