Studien legen nahe, dass wir den Lernverlust im Sommer verhindern können, indem wir Kinder in den Sommerferien zum Lesen, zu mathematischen Spielen und zu praktischen MINT-Aktivitäten anregen. Der Nutzen hängt jedoch davon ab, dass die Kinder wirklich stimuliert werden – und Spaß haben!

Hier sind die Einzelheiten und Ratschläge für lohnende, spielerische und lehrreiche Sommerferien.

Was hat es mit dem Lernverlust in den Ferien auf sich?

Manche nennen es „Lernverlust in den Ferien“, andere nennen es „Sommerloch“.

Wie auch immer, der Gedanke ist derselbe: Ohne regelmäßige Übung verkümmern neu erlernte Fähigkeiten und Kenntnisse. So erleben viele Schüler/innen in den ausgedehnten Sommerferien Rückschritte.

Das Phänomen wurde in einer Reihe von Ländern dokumentiert, darunter Österreich, Deutschland, Neuseeland, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten.

Wie viel Wissen geht verloren?

Studien deuten darauf hin, dass Kinder zwischen 25% und 50% ihres Lernfortschritts in Mathematik verlieren können.

Anders ausgedrückt: Ein durchschnittliches Kind kann in den Sommerferien mehr als zwei Monate an mathematischen Kenntnissen verlieren.

Auch bei den sprachlichen Fähigkeiten – Lesen, Schreiben und Rechtschreibung – können Kinder Rückschritte machen.

Doch insgesamt sind die Verluste bei den Fähigkeiten im Lesen weniger dramatisch als die Verluste der mathematischen Fähigkeiten.

Woran liegt das? Wahrscheinlich liegt das an dem Phänomen „use it or lose it“. Während der Sommerferien lesen Kinder mit größerer Wahrscheinlichkeit weiter – zumindest ein bisschen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre mathematischen Fähigkeiten üben, ist geringer.

Was können wir gegen den Lernverlust tun?

Einige Forschende schlagen vor, dass wir unsere Schulen grundlegend verändern sollten. Sie schlagen vor, das Schuljahr zu verlängern oder die langen Sommerferien durch ein paar kürzere, über das Jahr verteilte Ferienzeiten zu ersetzen.

Doch wir müssen nicht auf solche großen Änderungen warten, um unseren Kindern zu helfen. Wir müssen die Sommerferien auch nicht zu einer Zeit gefüllt mit strukturierten, regelmäßigen Lerneinheiten machen.

Hier sind einige Vorschläge, wie wir das Beste aus den Sommerferien machen können – ohne auf den Spaß zu verzichten.

Tipps gegen den Lernverlust in den Ferien

1. Lesen

Beginne mit einem Leseprogramm für die Sommerferien und sorge dafür, dass dein Kind Bücher liest, die sowohl interessant als auch anspruchsvoll sind.

Das Lesen in den Sommerferien ist wichtig, es fördert aber nicht immer die Fähigkeiten.

In einer Studie zeigte ein Ferienleseprogramm zum Beispiel keine Wirkung auf die Lese- und Schreibfähigkeiten der Kinder. Der Grund? Die Kinder, die teilnahmen, durften sich ihre Bücher selbst aussuchen und wählten durchweg Bücher, die zu einfach für sie waren.

Wenn du also Bücher auswählst, ist es wichtig, dass dein Kind von den Inhalten begeistert ist. Doch du möchtest auch Lesestoff, der die Fähigkeiten deines Kindes erweitert und neue Wörter und Ideen einführt.

Brauchst du Hilfe bei der Suche nach den richtigen Büchern? Sprich mit der Kinderbibliothekarin oder dem Kinderbibliothekar in deiner Stadtbücherei.

2. Mathematische Kompetenzen

Nimm dir etwas Zeit, um mathematische Konzepte zu wiederholen.

Es ist unwahrscheinlich, dass die meisten Kinder freiwillig die Fähigkeiten üben, die einen Lernverlust in Mathe verhindern. Aber Übung ist wirklich wichtig. Doch du musst nicht täglich Unterrichtsstunden abhalten oder den Sommer in eine langweilige Reihe von Übungen verwandeln.

Studien zeigen, dass die Lernenden den Stoff länger behalten, wenn sie ihn über mehrere Tage hinweg üben. In neueren Experimenten mit Erwachsenen wurde festgestellt, dass Menschen, die sich 35 Tage lang an eine Reihe von Fakten erinnern sollten, am meisten davon profitierten, wenn sie alle 11 Tage eine Wiederholung durchführten.

Das heißt nicht, dass Kinder ihre mathematischen Fähigkeiten nicht häufiger üben sollten. Aber es deutet darauf hin, dass Kinder bestimmte mathematische Fakten über die Sommerferien auch ohne tägliche Übungen gut behalten können.

Wie sieht es mit der Motivation aus? Hier helfen uns die Softwareentwickler. Es gibt eine Reihe von Computerspielen und Apps, mit denen das Üben mehr Spaß macht.

Spiele „unplugged“ Zahlenspiele, damit Kinder ihre mathematischen Fähigkeiten verbessern können.

Studien zeigen, dass kleine Kinder ihr intuitives Verständnis von Zahlen durch das Spielen bestimmter Brettspiele verbessern können. Und diese Intuition ist sehr wichtig: Wenn Kinder nicht genau wissen, „wie viel“ eine Zahl wirklich ist und was dies bedeutet, schneiden sie in der Schule schlechter ab.

Schließlich gibt es auch eine Reihe von Kinderbüchern, die Kindern helfen, mathematische Konzepte zu visualisieren, und einige enthalten Anleitungen für mathematische Aktivitäten und Spiele.

3. Räumliches Vorstellungsvermögen

Entwickle räumliches Vorstellungsvermögen durch räumliche Drehspiele und Konstruktionsspiele

Studien zeigen, dass wir unser räumliches Vorstellungsvermögen durch Übung verbessern können und dass eine bessere räumliche Intelligenz zu besseren Leistungen in Mathe und naturwissenschaftlichen Fächern führt.

Wenn beispielsweise kleine Schulkinder aufgefordert wurden, Aufgaben zum gedanklichen Drehen zu lösen – Aufgaben, bei denen sie vorhersagen mussten, wie zwei geometrische Formen aussehen würden, wenn sie aneinander gesteckt würden -, zeigten diese Kinder anschließend eine Verbesserung ihrer Fähigkeit, grundlegende Algebraaufgaben zu lösen.

4. Außerschulische (und -häusliche) Lernorte

Mache Ausflüge in Museen, Zoos und Naturschutzgebiete. Gehe aber nicht nur hin. Hilf den Kindern, praktische Erfahrungen zu machen, und unterhalte dich mit ihnen.

Kinder lernen mehr von Museumsbesuchen, wenn sie an praktischen Aktivitäten teilnehmen. Sie profitieren auch davon, wenn die Eltern sie auffordern, das Gesehene zu deuten.

In einer Studie haben Kinder, die eine Ausstellung über Anthropologie besuchten, mehr gelernt, wenn ihre Eltern ihnen Fragen zu den Artefakten stellten, die sie sahen.

Was glaubst du, wofür dieses Werkzeug benutzt wurde? Aus welchen Materialien besteht es deiner Meinung nach? Was glaubst du, wie es sich anfühlt, auf dieser Matte zu schlafen?

In einer anderen Studie zum Lernen im Museum konzentrierten sich Vorschulkinder spontan mehr auf Zahlen und Zählen, nachdem ihre Eltern sie in spielerische Gespräche und Zählspiele einbezogen hatten. Wie viele Dinosaurier gibt es hier? Lasst uns zusammen zählen.

Und wenn ihr wieder nach Hause geht? Hilf den Kindern, das Gelernte zu vertiefen, indem du sie fragst, woran sie sich erinnern.

Einer der besten Wege ist es, Kinder zu ermutigen, zu erklären, was sie gelernt haben. Eine aktuelle Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen Eltern-Kind-Gesprächen und dem Erinnerungsvermögen: Je mehr Kinder mit ihren Eltern über eine naturwissenschaftliche Lektion sprachen, desto besser erinnerten sie sich später.

5. MINT

Wähle MINT-Sommercamps, in denen der Schwerpunkt auf zwanglosem, praktischem Lernen liegt.

Untersuchungen haben ergeben, dass Sommercamps im MINT-Bereich (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik) das Interesse der Kinder an diesen Bereichen wecken können.

Was macht ein gutes Camp aus? Praktische, aktivitätsbasierte MINT-Aktivitäten – wie Bauen, Programmieren, Robotik oder naturwissenschaftliche Labore -, bei denen die Kinder selbst tüfteln und Probleme lösen können. Dies ist nicht die Zeit für Vorträge und untätiges Zusehen. Kinder lernen, wenn sie etwas tun.

Um ein unverbindliches Lernprogramm für die Sommerferien in deiner Nähe zu finden, schaue im Internet nach und kontaktiere Schulen, Bibliotheken, Museen und Zoos in deiner Nähe. Du kannst es dir nicht leisten zu bezahlen? Geh nicht davon aus, dass du es tun musst. Erkundige dich nach kostenlosen und kostengünstigen Programmen.

6. Eigene Interressen

Lass die Kinder Interessen erforschen, die nicht in den üblichen Lehrplan passen.

Dies ist mein eigener Vorschlag, aber er steht im Einklang mit den Ergebnissen aus Experimenten: Die individuelle Neugier ist ein wichtiger Antrieb für das Lernen.

Wie viele Schüler/innen haben sich in der Schule gelangweilt und dann – eines glorreichen Tages – ein akademisches Fach entdeckt, das sie begeistert hat?

Solche Entdeckungen können das ganze Leben verändern, doch viele Menschen machen diese Erfahrung nie. Als ich ein Kind war, konnte ich in den Sommerferien meine Neugierde auf alle möglichen Dinge ausleben, die nie auf dem normalen Lehrplan standen – Paläontologie, Astronomie, Gesteinssammeln, die Geologie des Mars, die Suche nach außerirdischem Leben, die Antike.

Wie hätte ich mich ohne diese Möglichkeiten entwickelt? Keine Ahnung, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht so gut dran gewesen wäre. Und für manche Kinder führen diese Nachforschungen außerhalb des Lehrplans zu etwas Großartigem. Der Astrophysiker Neil deGrasse Tyson zum Beispiel führt die Anfänge seiner Karriere auf seine Kindheitserfahrungen mit einem Teleskop zurück.

Du suchst nach interessanten Themen? Hier sind einige Vorschläge:

Tierverhalten. David Attenborough hat viele hervorragende Bildungsprogramme über Tiere produziert. Diese können in Kombination mit Lesen und praktischen Aktivitäten deinem Kind helfen, ein lebenslanges Interesse an der Biologie zu entwickeln. Was ist zu tun? Geh mit den Kindern nach draußen und zeige ihnen, wie sie wilde Tiere aufspüren können. Vergiss nicht, dein Kind fotografieren zu lassen, was es sieht. Die Fotografie der Natur hilft Kindern nicht nur, ihre Entdeckungen zu dokumentieren. Es ermutigt sie auch dazu, Behutsamkeit und Geduld zu lernen!

Computerprogrammierung. Forscher/innen am MIT haben eine visuelle Programmierumgebung namens Scratch entwickelt. Damit können Kinder Programmierkonzepte erlernen – und Projekte erstellen – noch bevor sie lesen lernen. Und das Beste ist, dass die Nutzung kostenlos ist. Alles, was du brauchst, ist ein Computer mit Internetanschluss.

Raumfahrt. Neben Büchern zu diesem Thema solltest du dir auch das örtliche Planetarium und Voyage to the Planets and Beyond (2004) ansehen, eine lustige (englischsprachige) BBC-Produktion, die realistische (aber imaginäre) Missionen zum Mars und anderen Zielen vorstellt. Außerdem solltest du dir die interaktive Website der NASA für Kinder ansehen, auf der auch Informationen zum Mars zu finden sind.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/ferien-sommer-madchen-wald-5036723/

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