Wie wirkt sich Fernsehen auf den Schlaf aus? Bei Erwachsenen zögert es das Schlafengehen hinaus und stört den Schlafrhythmus. Bei kleinen Kindern hat es sogar noch größere Auswirkungen. Nachfolgend erfährst du, worauf du achten solltest und welche bewährten Strategien du anwenden kannst, um die Schlafqualität deiner ganzen Familie zu verbessern.

Forscher/innen haben herausgefunden, dass Fernsehen den Schlafrhythmus auf verschiedene Art und Weise stören oder verändern kann:

  • Das blaue Licht von Bildschirmen kann die nächtliche Produktion von Melatonin im Gehirn stören und dadurch das Einschlafen erschweren.
  • Aufregende oder beunruhigende Inhalte können dein Gehirn auf Hochtouren bringen, so dass es schwieriger wird, zur Ruhe zu kommen und tief zu schlafen.
  • Der Zeitpunkt des Fernsehens kann das Schlafengehen hinauszögern und zu Schlafstörungen beitragen – einschließlich schlafbezogener Ängste und Einschlafschwierigkeiten.
  • Ein Fernseher im Schlafzimmer kann deine Fähigkeit, gut zu schlafen, beeinträchtigen.
  • Langes Fernsehen kann zu Schlafverlust, schlechter Schlafqualität und Müdigkeit am Tag führen.

Aber wie stark sind diese Auswirkungen wirklich? Sind alle Menschen gleichermaßen davon betroffen?

Untersuchungen legen das Gegenteil nahe. Die Auswirkungen des Fernsehens hängen von deinem Alter ab und davon, wie du es nutzt.

Betrachte zum Beispiel die im Folgenden dargestellte Ergebnisse aus Untersuchungen an Erwachsenen.

Wie Fernsehen den Schlaf von Erwachsenen beeinflusst

Spannende oder beunruhigende Sendungen können zu Schlafproblemen führen.

Binge-Viewing (das Anschauen mehrerer Folgen einer Serie hintereinander) wird mit schlechter Schlafqualität und Schlaflosigkeit in Verbindung gebracht. Möglicherweise weil die Zuschauer/innen vor dem Schlafengehen übermäßig angeregt werden. Ihr Geist ist dann zu aktiv um einzuschlafen.

Es gibt auch Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Fernsehinhalten und Träumen. Menschen, die gewalttätige oder beunruhigende Inhalte (aus fiktiven Fernsehsendungen oder den Nachrichten) sehen, haben eher gewalttätige und verstörende Träume.

Das Ansehen von Fernsehinhalten im Bett – auf einem Bildschirm – wurde mit Symptomen von Schlaflosigkeit in Verbindung gebracht.

Dieselben Forscher/innen fanden jedoch keinen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und dem Betrachten von Inhalten auf einem Fernsehbildschirm.

Warum dieser Unterschied? Es könnte an den Unterschieden in der Belastung durch blaues Licht liegen. Forscher/innen haben bestätigt, dass die Distanz der Lichtquelle eine Rolle spielt. Ein herkömmlicher Fernsehbildschirm am anderen Ende des Raumes stört die Melatoninproduktion weniger als ein kleiner Bildschirm in der Nähe des Gesichts.

Fernsehen ist als Einschlafhilfe?

Einige Erwachsene geben an, dass sie fernsehen, um einzuschlafen. Funktioniert das? Das ist unklar. Doch Menschen, die auf diese Weise fernsehen, berichten häufiger von schlechter Schlafqualität und Müdigkeit tagsüber.

Den Fernseher während des Einschlafens laufen zu lassen, kann dabei helfen, nächtliche Ängste zu überwinden und sich von aufdringlichen Gedanken abzulenken. Diesen Vorteilen stehen jedoch auch Nachteile gegenüber. Zum Beispiel kann der ständige Hintergrundlärm Schlafstörungen verursachen, die verhindern, dass Menschen einen anhaltenden, festen Schlaf und REM-Schlaf erleben.

Das Fernsehen wird mit einem späteren Schlafengehen an Wochenenden in Verbindung gebracht, aber nicht mit einem genrellen Schlafverlust.

Erwachsene, die am nächsten Morgen nicht arbeiten müssen, entscheiden sich möglicherweise dafür, länger aufzubleiben und fernzusehen. Studien zeigen jedoch, dass sie dafür später aufstehen, um die Differenz zu kompensieren. Sie erleiden also keinen Schlafverlust.

Insgesamt scheinen Erwachsene, die mehr fernsehen, kein höheres Risiko für Schlafmangel zu haben.

Abgesehen von den gerade erwähnten Sonderfällen haben Forscher/innen aber keine eindeutigen Beweise dafür gefunden, dass das Fernsehen die Schlafdauer von Erwachsenen beeinflusst.

Was ist mit Kindern und Jugendlichen? Wie wirkt sich das Fernsehen auf den Schlaf von Teenagern und Kindern aus?

Teenager – vor allem ältere Teenager – reagieren möglicherweise ähnlich wie Erwachsene.

Beunruhigende Inhalte können Albträume auslösen. Und Forscher/innen haben herausgefunden, dass Jugendliche wie Erwachsene schlechter schlafen und tagsüber müde sind, wenn sie das Fernsehen als Einschlafhilfe nutzen.

Außerdem kann es bei Jugendlichen zu Schlafproblemen und Schlafdefiziten kommen, wenn sie sich unmittelbar vor dem Schlafengehen blauem Licht oder anregenden Inhalten aussetzen. In einer Studie mit älteren Teenagern hatten Kinder mehr Probleme beim Einschlafen – und schliefen tendenziell weniger – wenn sie in der letzten Stunde vor dem Schlafengehen fernsahen.

Aber auch hier gilt: Abgesehen von diesen bedeutenden Ausnahmen ist unklar, ob Jugendliche nur deshalb unter Schlafproblemen leiden, weil sie fernsehen.

In der bereits erwähnten Studie mit älteren Teenagern wurde zum Beispiel kein erhöhtes Risiko beim allgemeinen Fernsehen festgestellt. Nur das Fernsehen beim Schlafengehen wurde mit Problemen in Verbindung gebracht.

Und die meisten Studien über Teenager unterstützen nicht die Idee, dass die Fernsehzeit mit einem Schlafverlust zusammenhängt.

Bei kleinen Kindern ändert sich das jedoch.

Studien deuten darauf hin, dass Kinder den gleichen Risikofaktoren ausgesetzt sind wie ältere Menschen, und sogar noch weiteren.

Sie reagieren wahrscheinlich empfindlicher auf die Auswirkungen von künstlichem Licht. Studien zeigen, dass die selbe Menge an Zeit vor dem Fernseher einen größeren und negativeren Einfluss auf ihre Fähigkeit zu schlafen hat.

Kinder sind auch empfindlicher für Fernsehinhalte. Sie werden durch Dinge gestört, die Erwachsene nicht beunruhigen.

Außerdem kann der Fernsehkonsum von Kindern beim Schlafengehen zu Parasomnien wie Nachtschrecken und Schlafwandeln führen.

Und die Studien zeigen, dass nicht nur das nächtliche Fernsehen oder verstörende Inhalte uns Anlass zur Sorge geben. Es geht auch darum, wie viel Zeit die Kinder vor dem Fernseher verbringen und ob sie in einem Zimmer mit einem Fernseher schlafen oder nicht.

Kinder mit diesen Risikofaktoren neigen dazu, insgesamt weniger zu schlafen. Es ist wahrscheinlicher, dass ihre Schlafgewohnheiten zeitlich verschoben sind und dass sie unter Schlafproblemen leiden.

Schauen wir uns also die Beweise genauer an. Zunächst gehen wir der Frage nach, wie das Fernsehen den Schlaf von Kindern beeinflusst. Dann schauen wir uns Tipps an, wie man die Auswirkungen des Fernsehens auf den Schlaf verringern kann.

Die Auswirkungen des Fernsehens auf den Schlaf von Kindern

Trends bei den Jüngsten: Die Bildschirmnutzung bei Babys und Kleinkindern wird mit kürzerem Schlaf in Verbindung gebracht, wobei die Nutzung von Tablets besonders problematisch ist.

Zwei aktuelle Studien, an denen jeweils etwa 700 Kinder teilnahmen, liefern hierfür Beweise.

In einer Studie, die in Singapur mit Kindern unter zwei Jahren durchgeführt wurde, fanden Forscher/innen heraus, dass die Bildschirmzeit ein wichtiger Faktor für die Schlafdauer ist.

Für jede Stunde am Tag, in der Babys Inhalte auf Fernsehern oder Tablets ansahen, schliefen sie insgesamt etwa 16 Minuten weniger.

Eine andere Studie, die im Vereinigten Königreich durchgeführt wurde, konzentrierte sich auf Kinder im Alter von 6 Monaten bis 3 Jahren. Die Forscher/innen untersuchten die unterschiedlichen Auswirkungen des Fernsehens auf dem TV-Bildschirm und des Fernsehens auf einem Tablet und fanden Hinweise darauf, dass Tablets den Schlaf stärker stören.

Während das Fernsehen mit weniger Schlaf am Tag in Verbindung steht, ist die Nutzung von Tablets mit einer kürzeren Gesamtschlafdauer verbunden. Die Ergebnisse waren besonders deutlich bei der nächtlichen Schlafdauer.

Für jede zusätzliche Stunde, die Babys und Kleinkinder ein Tablet nutzten, schliefen sie im Durchschnitt 26 Minuten weniger pro Nacht.

Gibt es eine angemessene Mindestmenge? Das ist nicht klar. Doch eine britische Studie mit rund 1700 Kindern (14-27 Monate alt) hilft, die Dinge ins rechte Licht zu rücken.

In dieser Altersgruppe von Babys und Kleinkindern hatten Kinder, die abends mehr als eine Stunde fernsahen, ein höheres Risiko, weniger als 11 Stunden pro Nacht zu schlafen – eine ungewöhnlich niedrige und möglicherweise nicht ausreichende Menge.


Kindergartenkinder: Fernsehkonsum steht im Zusammenhang mit kürzerer Schlafdauer, späterem Schlafengehen, schlechterem nächtlichen Schlaf und geringerer Schlafqualität.

Nicht jede Studie kommt zu den gleichen Ergebnissen. Doch die meisten haben zumindest einige dieser Zusammenhänge festgestellt.

In Frankreich, Spanien und den Vereinigten Staaten haben Forscher/innen, die den Schlaf von Kindern im Alter von 3 bis 5 Jahren untersuchten, das gleiche Muster entdeckt: Mehr Fernsehen, weniger Schlaf.

Wie viel weniger? In einer aktuellen Studie verfolgten die Forscher Abigail Helm und Rebecca Spencer 470 Kindergartenkinder und verglichen diejenigen, die täglich weniger als eine Stunde fernsahen, mit Kindern, die mehr als eine Stunde pro Tag sahen.

Die Kinder, die mehr fernsehen, schliefen im Durchschnitt 22 Minuten weniger pro Nacht. Auch wenn sie einen Teil der Differenz ausglichen, indem sie tagsüber mehr schliefen, bekamen sie insgesamt weniger Schlaf. Selbst wenn man das zusätzliche Nickerchen mit einbezieht, war die Gesamtschlafdauer der Kinder um 17 Minuten geringer.

Helm und Spencer fanden außerdem heraus, dass der Fernsehkonsum mit einer schlechteren Schlafqualität zusammenhing – einschließlich mehr Schlafunterbrechungen. Dies deckt sich mit einer Studie, in der fast 1200 französische Kinder ab dem Alter von zwei Jahren beobachtet wurden: Kinder, die im Alter von zwei Jahren mehr fernsahen, wachten mit höherer Wahrscheinlichkeit bis zu ihrem fünften Geburtstag nachts regelmäßig auf.

Und in einer Studie mit 400 amerikanischen Kindergartenkindern fanden die Forscher zwar keine Hinweise auf eine kürzere Schlafdauer, bestätigten aber einen Zusammenhang mit möglicherweise problematischen Schlafergebnissen. Wer viel fernsieht, geht eher später schlafen und bekommt nachts weniger Schlaf.

Bei älteren Schulkindern kann es ebenfalls zu kürzerem Schlaf und zu bestimmten Schlafproblemen kommen.

Auch hier gilt, dass nicht jede Studie eine solche Auswirkung festgestellt hat. Aber insgesamt lässt sich ein Trend erkennen.

In einer Studie mit mehr als 700 britischen Kindern (11- bis 12-Jährige) fanden Forscher/innen zum Beispiel heraus, dass die Zeit, die sie vor dem Fernseher verbrachten, im Gegensatz zur Gesamtschlafdauer stand.

Wer häufig vor dem Schlafengehen fernsieht, hat außerdem eine fast viermal so hohe Wahrscheinlichkeit, des Schlafwandelns und ein noch höheres Risiko, morgens sehr früh aufzuwachen.

In einer anderen Studie mit rund 500 Grundschulkindern in den USA wurde ein ähnlicher Zusammenhang zwischen dem Fernsehkonsum und Schlafstörungen festgestellt, z. B. Widerstand gegen das Schlafengehen, Schwierigkeiten beim Einschlafen, Angst vor dem Schlaf und eine kürzere Schlafdauer.

Und in einer Umfrage unter amerikanischen Eltern von mehr als 400 Kindern im Alter von 8 bis 17 Jahren berichteten die Eltern von mehr Schlafstörungen bei Kindern, die mehr Zeit an Bildschirmen verbrachten – einschließlich Fernsehern, Handys und Tablets.

Wie viele Forschungsergebnisse sprechen dafür, dass das Fernsehen mit dem Schlafverhalten von Schulkindern zusammenhängt? Ungefähr drei Viertel davon.

Im Jahr 2015 haben Lauren Hale und Stanford Guan 42 veröffentlichte Studien zum Thema Fernsehkonsum und Schlaf bei Kindern identifiziert.

In 32 dieser Studien (76 %) wurde festgestellt, dass der Fernsehkonsum mit „ungünstigen Schlafergebnissen“ verbunden ist. Von den 30 Studien, die explizit die Schlafdauer maßen, stellten 21 fest, dass Kinder mit zunehmendem Fernsehkonsum tendenziell weniger schlafen.

Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Fernsehen und verkürztem Schlaf bei Kindern. Aber woher wissen wir, dass diese Kinder, die viel fernsehen, nicht ohnehin wach bleiben würden?

Womöglich spiegelt der Zusammenhang nur die Tatsache wider, dass manche Menschen einfach weniger Schlaf brauchen. Da sie länger wach sind, neigen sie dazu, mehr Zeit mit allen möglichen Aktivitäten zu verbringen – auch mit Fernsehen.

Das ist eine hervorragende These, und ich bezweifle nicht, dass er einen Teil des Effekts erklärt.

Doch wäre dies der einzige Faktor, würden wir nicht unbedingt einen Zusammenhang zwischen hohem Fernsehkonsum und schlechterer Schlafqualität erwarten. Und wie wir bereits gesehen haben, gibt es solche Zusammenhänge.

Man würde auch nicht erwarten, dass Kinder über Schlafprobleme klagen. Studien legen jedoch nahe, dass sie dies tun.

Wenn Kinder mehr Zeit vor dem Fernseher verbringen, geben sie mit größerer Wahrscheinlichkeit an, Schlafprobleme zu haben.

In den Vereinigten Staaten befragten Forscher/innen mehr als 2000 Kinder in der 4. und 7. Klasse. Sie befragten die Kinder zu ihrer Zeit vor dem Bildschirm und ihrem Schlaf und bestätigten den Zusammenhang. Je mehr Zeit die Kinder vor dem Fernseher verbrachten, desto wahrscheinlicher war es, dass sie sagten, sie bekämen nicht genug Schlaf.

In einer kleineren Studie, die in Großbritannien durchgeführt wurde, befragte man mehr als 730 ältere Kinder (11-13 Jahre) über die Nutzung von Technologien vor dem Schlafengehen. Kinder, die sagten, dass sie „normalerweise“ oder „immer“ fernsahen, berichteten, dass sie erstens mehr Probleme hatten, nachts einzuschlafen, und zweitens mehr Schwierigkeiten hatten, ihre Gedanken herunterzufahren, wenn sie versuchten, einzuschlafen.

Eltern berichten öfter über Probleme beim Schlafengehen, wenn ihre Kinder viel fernsehen.

In einer Studie mit mehr als 20.000 chinesischen Grundschulkindern befragten Forscher/innen die Eltern zu den Schlaf- und Fernsehgewohnheiten ihrer Kinder. Die Ergebnisse? Kinder, die 2 Stunden oder mehr fernsehen, leiden häufiger unter Schlafstörungen, Widerstand beim Schlafengehen und Einschlafproblemen.

Wie wirken sich bestimmten Arten von Fernsehen aus?

Das ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt des Problems. Gewalttätige Inhalte werden mit Albträumen und schlechter Schlafqualität in Verbindung gebracht.

In einer Studie mit mehr als 600 Kindergartenkindern in den USA befragten Michelle Garrison und ihre Kolleg/innen die Eltern nach dem regelmäßigen Medienkonsum ihrer Kinder und den Schlafgewohnheiten dieser. Die Auswertung zeigte klare Zusammenhänge:

Wenn Kinder tagsüber gewalttätige Inhalte sahen, hatten sie mit höherer Wahrscheinlichkeit Albträume. Sie hatten auch mehr Probleme, morgens aufzuwachen, und waren häufiger tagsüber müde.

Und das Fernsehen am Abend?

Nächtliches Fernsehen wirkt besonders störend.

Als das Team von Michelle Garrison die Auswirkungen des nächtlichen Fernsehens untersuchte, stellte es einen bestimmten Zusammenhang mit Schlafproblemen fest:

Je mehr Zeit Kinder abends vor dem Fernseher verbrachten, desto schwieriger fiel ihnen das Einschlafen. Sie hatten auch häufiger Albträume und waren tagsüber müde.

Im Gegensatz dazu wurde das Fernsehen tagsüber – mit altersgerechten, gewaltfreien Inhalten – nicht mit diesen Problemen in Verbindung gebracht.

Andere Studien bestätigen die Annahme, dass Fernsehen am Abend besonders störend ist.

So ergab eine Studie mit 200 Babys in Thailand, dass das Fernsehen nach 19 Uhr den nächtlichen Schlaf um 28 Minuten verkürzt.

Und als Forscher/innen in Großbritannien mehr als 6600 Kinder im Alter zwischen 11 und 12 Jahren befragten, stellten sie fest, dass Kinder meist zu wenig Schlaf bekamen, wenn sie in der letzten Stunde vor dem Schlafengehen fernsahen.

Ist das abendliche Fernsehen für Kinder also sogar problematischer als für Erwachsene?

Es gibt gute Gründe, dies anzunehmen.

Erstens haben Kinder mehr Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren. Daher kann es für sie schwieriger sein, sich zu beruhigen, nachdem sie anregende Inhalte sahen.

Zweitens gibt es Hinweise dafür, dass Kinder empfindlicher als Erwachsene auf die schlafstörenden Auswirkungen von künstlichem Licht reagieren, einschließlich des Lichts, das von Fernsehgeräten ausgestrahlt wird.

Ein weiterer Risikofaktor für schlechten Schlaf ist ein Fernseher im Zimmer.

Interessanterweise haben Forscher/innen nicht herausgefunden, dass Fernseher im Zimmer von Erwachsenen ihren Schlaf beeinträchtigen.

Doch bei Kindern ist es etwas anderes.

In Kanada, China, den Niederlanden, Singapur, Schweden und den Vereinigten Staaten schlafen Kinder weniger, wenn sie einen Fernseher im Zimmer haben.

Über wie viel Schlafmangel reden wir?

Als Forscher/innen in den USA die Schlafgewohnheiten von mehr als 1400 Kindern im Alter zwischen 4 und 7 Jahren untersuchten, stellten sie fest, dass ein Fernseher im Zimmer mit durchschnittlich 38 Minuten weniger Schlaf pro Nacht zusammenhängt.

Diese Auswirkung war bei Kindern aus höheren sozioökonomischen Schichten geringer, aber auch nach der Berücksichtigung dieses Faktors blieb der Einfluss des Fernsehers im Zimmer beträchtlich und die Kinder schliefen im Durchschnitt 22 Minuten weniger.

Und in einer Studie mit älteren Kindern – mehr als 2000 Viert- und Siebtklässler – fanden Forscher/innen heraus, dass ein Fernseher im Zimmer mit 18 Minuten weniger Schlaf pro Nacht zusammenhing.

Es gibt auch Belege dafür, dass Fernsehgeräte im Schlafzimmer mit bestimmten Schlafproblemen in Verbindung stehen.

Michelle Garrison und ihre Kolleg/innen fanden zum Beispiel heraus, dass Kindergartenkinder größere Schwierigkeiten haben, einzuschlafen, wenn sie einen Fernseher im Zimmer haben – ein Ergebnis, das auch andere Forscher/innen feststellten.

Auch Studien mit Kleinkindern, Grundschulkindern und ältern Kindern (11-13 Jahre) haben einen solchen Zusammenhang zwischen Fernsehern im Zimmer und den sogenannten Parasomnien festgestellt: Kinder, die im Zimmer einen Fernseher haben, neigen eher zu Problemen wie Nachtschrecken, Schlafwandeln und Schlafgesprächen.

Doch Moment mal. Du fragst dich nach all den vielen Studien vielleicht mittlerweile: Wer misst eigentlich diese Ergebnisse? Woher wissen wir wirklich, wie lange und wie gut Kinder schlafen?

Das sind gute Fragen. Die meisten Studien verlassen sich auf die Berichte der Eltern, von denen wir wissen, dass sie nicht immer zuverlässig sind. Insbesondere ist es wahrscheinlich, dass Eltern unterschätzen, wie viel Zeit ihre Kinder fernsehen, und überschätzen, wie viel Zeit ihre Kinder schlafen.

Eine neue Studie räumt zumindest einen Teil der Unsicherheiten aus dem Weg.

Als Forscher/innen die Schlafqualität und die Schlafdauer mit Hilfe von Technologien maßen, bestätigten sie dieselben Zusammenhänge zwischen Schlaf und Fernsehen.

Abigail Helm und Rebecca Spencer nutzten Berichte der Eltern, um die Fernsehzeit ihrer Kinder einzuschätzen. Sie wählten jedoch einen objektiveren, technologischen Ansatz, um die Schlafdauer zu messen: Die Forscher statteten 470 Kindergartenkinder mit Aktigraphen im Stil einer Armbanduhr aus.

Diese Aktigraphen zeichnen die Bewegungen auf und liefern Daten, anhand derer die Forscher zwischen schlafbedingten Bewegungen und Bewegungen im Wachzustand unterscheiden können. Das Ergebnis ist eine genauere Messung der Schlafdauer. Was ergaben die Aktigraphen hier?

  • Kinder, die viel fernsahen, schliefen insgesamt weniger und hatten mehr Schlafunterbrechungen.
  • Kinder, die einen Fernseher im Zimmer hatten, wiesen ähnliche Probleme auf.
  • Ein Fernseher im Schlafzimmer stand auch im Zusammenhang mit späteren Schlafenszeiten und dem Anschauen von Sendungen für Erwachsene. Außerdem neigten Kinder mit Fernsehern im Zimmer dazu, tagsüber schlechtere Laune zu haben.

Diese Studie bestätigt also die allgemeinen Trends, die in Studien auf der Grundlage von Elternaussagen festgestellt wurden. Der Fernsehkonsum wird mit einer kürzeren Schlafdauer und schlafbezogenen Problemen in Verbindung gebracht.


Okay. Aber was ist mit der Ursache? Vielleicht ist der wahre Schuldige nicht das Fernsehen, sondern Risikofaktoren, die mit dem Fernsehen verbunden sind – wie Stress oder Armut.

Eine weitere gute Frage.

Das Fernsehen ist nicht der einzige Faktor, der mit einem schlechteren Schlaf in Verbindung steht.

Studien legen zum Beispiel nahe, dass Kinder in finanziell benachteiligten Wohngegenden weniger schlafen und eine schlechtere Schlafqualität haben. Dafür kann es viele Gründe geben, wie z. B. eine höhere Belastung durch Verkehrslärm, Gewalt in der Nachbarschaft und überfüllte Wohnräume.

Wenn Kinder in solchen Vierteln auch dazu neigen, mehr fernzusehen, ist ein Zusammenhang zwischen dem Fernsehkonsum und Schlafproblemen zu erwarten – selbst wenn das Fernsehen nicht schuld daran ist. Wie kann man also die Ursache herausfinden?

In Korrelationsstudien haben Forscher/innen statistische Verfahren eingesetzt, um die Auswirkungen des sozioökonomischen Status und anderer potenziell relevanter Variablen rauszurechnen.

Wie viel davon wird von den Forscher/innen kontrolliert? Nicht genug, jedenfalls nicht in der Regel. In den Studien werden einige grundlegende demografische Variablen wie Alter, Geschlecht, Herkunft und sozioökonomischer Status berücksichtigt.

In einer Studie unter der Leitung von Marcella Marinella wurde jedoch eine viel umfassendere Analyse durchgeführt.

Zusätzlich zu den üblichen demografischen Variablen kontrollierten die Forscher/innen verschiedene Merkmale der Eltern (einschließlich des psychischen Gesundheitszustands der Eltern) sowie Merkmale der Kinder (z. B. wie körperlich aktiv sie waren und ob sie Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung zeigten).

Auch nach diesen Anpassungen fanden die Forscher/innen immer noch die gleichen Zusammenhänge. Mehr Zeit vor dem Fernseher wurde mit einer kürzeren Schlafdauer in Verbindung gebracht.


Forscher/innen haben die Zusammenhänge mit der besten aller Methoden untersucht: Einem randomisierten, kontrollierten Experiment

Forscher/innen sind bei ihren Experimenten an Grenzen gestoßen. Niemand möchte einer Gruppe von Kindern nach dem Zufallsprinzip vorschreiben, wie viel sie fernsehen sollen.

Michelle Garrison und ihr Kollege Dimitri Christakis umgingen dieses Problem jedoch, indem sie die Gewohnheiten von Kindern, die bereits regelmäßig fernsahen, veränderten.

Die Forscher/innen rekrutierten Hunderte von Familien mit Kindern im Kindergartenalter und baten die Eltern, über die aktuellen Fernsehgewohnheiten ihrer Kinder zu berichten. Viele Kinder schauten Fernsehen, das Gewalt und Inhalte enthielt, die für ihr Alter nicht geeignet waren.

Also teilten Garrison und Christakis die Familien nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zu:

  • Die Hälfte der Familien wurde angewiesen, das Fernsehprogramm ihrer Kinder zu ändern. Gewalttätige und ungeeignete Inhalte wurden durch gewaltfreie, lehrreiche Sendungen wie Dora the Explorer und die Sesamstraße ersetzt.
  • Die andere Hälfte wurde einer Kontrollgruppe zugeteilt. Die Eltern erhielten Anweisungen, wie sie die Nahrungsaufnahme ihrer Kinder verbessern konnten.

Sechs Monate später befragten die Forscher/innen alle Eltern zu den Schlaferfahrungen ihrer Kinder, und es gab Anzeichen für einen Effekt.

Im Vergleich zu den Eltern der Kontrollgruppe gaben die Eltern in der Testgruppe an, dass ihre Kinder seltener Schlafprobleme hatten.

Die Beweise sind also überzeugend. Fernsehen und die Inhalte, die durch diesen konsumiert werden, hat tatsächlich einen Einfluss auf den Schlaf von Kindern. Was können wir dagegen tun?

Hier sind einige evidenzbasierte Tipps.

1. Erlaube kleinen Kindern nicht, Sendungen zu sehen, die für ihr Alter unangemessen oder anderweitig beunruhigend sind.

Nimm dir ein Beispiel an den Forschungen von Garrison und Christakis. Beobachte, was dein Kind sieht, und stelle sicher, dass es seinem Entwicklungsstand angemessen ist. Denke daran, dass kleine Kinder Dinge als beunruhigend empfinden, die ältere Menschen nicht so empfinden. Außerdem ist jedes Kind einzigartig. Gehe auf die Gefühle und Empfindlichkeiten deines Kindes ein.

2. Begrenze die Bildschirmzeit.

Forschungen haben ergeben, dass Kinder tatsächlich mehr schlafen, wenn Eltern die Mediennutzung zeitlich begrenzen.

Welche Grenzen empfehlen die Experten?

Derzeit rät die American Academy of Pediatrics (AAP) Eltern, die Nutzung von Bildschirmmedien bei Babys unter 18 Monaten zu unterbinden, mit Ausnahme von Videoanrufen.

Für Kinder zwischen 2 und 5 Jahren rät die AAP den Eltern, die Bildschirmnutzung auf „eine Stunde oder weniger täglich mit hochwertigen Sendungen“ zu begrenzen.

3. Vermeide den Fernsehkonsum in der Stunde vor dem Schlafengehen.

Studien legen nahe, dass eine einstündige elektronische “ Auszeit“ vor dem Schlafengehen dazu beitragen kann, Kinder vor den schlafstörenden Wirkungen von künstlichem Licht zu schützen.

4. Entferne den Fernseher aus dem Zimmer deines Kindes.

Er ist eine enorme Versuchung, die du kaum kontrollieren kannst. Stell ihn an einen anderen Ort.

5. Achte auf „passiven“ Fernsehkonsum – also auf Situationen, in denen dein Kind Inhalte sehen oder hören kann, die von anderen konsumiert werden.

Die Forschung bestätigt, dass Kinder nicht aktiv fernsehen müssen, um davon beeinflusst zu werden. Es reicht schon aus, sich in der Nähe eines Fernsehers aufzuhalten, der läuft.

In einer Studie mit 5- und 6-Jährigen hatten Kinder, die mehr als zwei Stunden pro Tag passiv fernsahen, ein fast dreimal so hohes Risiko, unter Schlafstörungen zu leiden. Und ein ähnlich hohes Risiko besteht, wenn Kinder passiv Inhalte, die für Erwachsene bestimmt sind, konsumieren.

Berücksichtige also den passiven Konsum, wenn du die gesamte Bildschirmzeit zusammenzählst, und achte auf Inhalte, die für dein Kind ungeeignet sind.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/kind-junge-fernseher-kleinkind-6119855/

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