Home Familie Die Sexualisierung von Mädchen: Wie die Populärkultur unseren Kindern schadet

Die Sexualisierung von Mädchen: Wie die Populärkultur unseren Kindern schadet

by Lara

Was verstehen Psychologen unter der „Sexualisierung von Mädchen“? „

Laut der American Psychological Association liegt eine Sexualisierung vor, wenn „Personen als Sexobjekte betrachtet und bezüglich ihrer körperlichen Beschaffenheit und Sexualität bewertet werden“.

Das ist nichts, womit Kinder jemals konfrontiert werden sollten. Doch in der Popkultur scheint die Sexualisierung von Kindern zuzunehmen.

Dafür gibt es viele Beispiele:

  • Ein Leitartikel in der Pariser Vogue, der Mädchen in der Vorpubertät als stark geschminkte, mondäne Femme fatale zeigt
  • Kleidung – einschließlich Tangas – für Vorschulkinder und Grundschüler mit Aufdrucken wie „Eye Candy“ oder „Zwinker Zwinker“
  • Modepuppen, die für 6-jährige Mädchen vermarktet werden und sexualisierte Kleidung wie Netzstrümpfe tragen
  • Schönheitswettbewerbe für kleine Mädchen mit viel Schminke, Highheels und Bademode
  • Pornografie und sexuell explizite Musikvideos, in denen junge Frauen wie kleine Mädchen gekleidet sind

Diese Beispiele sind schaurig. Doch was genau ist an ihnen schädlich?

Die gängigsten Befürchtungen sind, dass Mädchen lernen, sich selbst als Sexobjekte zu sehen, oder dass Mädchen Ängste entwickeln, wenn sie den gängigen Schönheitsstandards nicht gerecht werden.

Doch ich mache mir auch Gedanken über die Auswirkungen auf die Allgemeinheit. Verändern die Darstellungen sexualisierter Mädchen in den Medien die Art und Weise, wie wir Kinder sehen? Neigen die Menschen dazu, Kinder als reifer zu beurteilen, als sie tatsächlich sind? Glauben wir vielleicht eher, dass junge Mädchen freiwillig an sexuellen Aktivitäten teilnehmen?

Forscher befragten 300 junge Mädchen

Es gibt erstaunlich wenig Studien zu diesem Thema. Dennoch scheinen die Befürchtungen nicht weit hergeholt zu sein.

So befragten Forscher in Großbritannien 300 junge Mädchen im Alter zwischen 6 und 9 Jahren. Einige der Kinder waren mit sexualisierten Medien in Berührung gekommen und diese Mädchen äußerten häufiger die Vorliebe, sexualisierte Kleidung zu tragen. Sie waren auch eher mit ihrem Körper und ihrem Aussehen unzufrieden.

Es gibt außerdem Hinweise dafür, dass sich das Selbstbewusstsein über die eigene Attraktivität auf die intellektuelle Produktivität auswirkt. Menschen schneiden bei Matheprüfungen schlechter ab, wenn sie gezwungen sind, über ihr Aussehen nachzudenken.

Außerdem ist es klar, dass bestimmte Arten sexueller Bilder dazu führen können, dass gewöhnliche Menschen unbewusst eine Verbindung zwischen Kindern und Sex herstellen. Nachfolgend die Details.

Wie die Sorge um das äußere Erscheinungsbild die Intelligenz hemmt

Barbara Frederickson fragte sich, ob Bedenken über das eigene Aussehen die Fähigkeit, klar zu denken, beeinträchtigt. Also entwickelten sie und ihre Kollegen ein Experiment, bei dem sie 82 Schüler aufforderten, sich umzuziehen.

Jeder Schüler bekam nach dem Zufallsprinzip entweder einen Pullover mit Rollkragen oder Badekleidung zugewiesen. Danach wurden die Schüler gebeten, das Kleidungsstück und ihr Aussehen zu bewerten. Danach sollten die Schüler einen Mathetest beantworten.

Wie hing das Erlebnis mit dem Kleidungsstück mit der Leistung der Schüler in der Matheprüfung zusammen?

Die männlichen Schüler zeigten keinen Unterschied zwischen den Bedingungen. Doch für Schülerinnen wirkte sich das Tragen des Badeanzugs eher negativ aus: Mädchen schnitten im Mathetest deutlich schlechter ab, wenn sie den Badeanzug anzogen.

Eine weitere Studie ergab, dass die Erfahrung mit der Badekleidung sich auf beide Geschlechter negativ auswirkte. Gilt so etwas wie den „dumme Schwimmzeug“-Effekt für unsere Kinder? Das hat noch niemand untersucht. Es scheint aber sehr naheliegend zu sein.

Sexualisierte Bilder von Minderjährigen beeinflussen die Art und Weise, wie wir Kinder wahrnehmen

Beeinflusst die Sexualisierung junger Mädchen die Art und Weise, wie gewöhnliche Menschen über sie denken? Das ist nicht leicht zu überprüfen. Wie man sich vorstellen kann, machen ethische Bedenken die meisten Experimente unmöglich.

Die bisher wichtigste Studie untersuchte die Auswirkungen von „gerade so erlaubter“ Pornografie, in der ein 18-jähriges Model jünger dargestellt wird. Die Forscher Bryant Paul und Daniel Linz präsentierten 154 Studentinnen und Studenten – die meisten von ihnen waren Frauen – sexuell freizügige Bilder.

Auf einigen Bildern waren erwachsene Frauen zu sehen, die mindestens 21 Jahre alt schienen. Andere Bilder zeigten Frauen, die minderjährig schienen.

Nachdem sie diese Bilder präsentierten, unterzogen die Forscher/innen die Teilnehmer/innen einem klassischen Test der unbewussten Assoziation. Sie zeigten den Studienteilnehmern eine Reihe von Bildern und Wörtern auf einem Bildschirm. Der Test lief folgendermaßen ab:

Zuerst wurde ein Bild auf dem Bildschirm eingeblendet – z. B. ein nicht-sexuelles Bild eines Mädchens, das etwa 12 Jahre alt schien.

Dann erschien eine Reihe von Buchstaben. Manchmal buchstabierten diese Buchstaben ein Wort (z. B. „beauty“). In anderen Fällen bildeten die Buchstaben ein Nonsens-Wort (z. B. „bartey“).

Die Teilnehmer/innen wurden angewiesen, die Taste „W“ zu drücken, wenn sie erkennen konnten, ob die Buchstaben ein echtes Wort darstellten oder nicht. Wenn die Buchstaben ein Nonsens Wort darstellen, sollten die Teilnehmer die Taste „N“ drücken.

Die Studienteilnehmer bewerteten eine Reihe von Wörtern, darunter neutrale Wörter („Fenster“, „Korb“, „bewölkt“) und Wörter mit sexuellen Konnotationen („sexy“, „erotisch“ und „erregend“).

Die Forscherinnen und Forscher maßen die Reaktionszeit und verglichen sie mit der Reaktionszeit von Personen, denen pornografische Bilder von offenbar erwachsenen Frauen gezeigt worden waren. Wie lange brauchten die Teilnehmer, um die Wörter und Nonsens-Wörter richtig einzuordnen?

Das hing von den Begriffen und den Bildern ab.

Die Personen, welche die „gerade so erlaubten Pornos“ gesehen hatten, erkannten Wörter mit sexuellen Bedeutungen schneller, wenn diese unmittelbar nach einem nicht-sexuellen Bild eines etwa 12-jährigen Mädchens gezeigt wurden.

Schlussfolgerungen

Wurden die Zuschauer/innen von gerade so erlaubten Pornos toleranter gegenüber sexuellem Kindesmissbrauch? Die Forscher fanden dafür keine Beweise.

Die üblichste Interpretation der Assoziationseffekte ist jedoch, dass es Menschen leichter fällt, Wörter wiederzuerkennen, wenn diese Wörter bereits „im Bewusstsein“ sind.

Das nennt man „spreading activation“ – die Vorstellung, dass das Betrachten eines Bildes dazu führt, dass dein Gehirn Erinnerungen und Assoziationen aktiviert, die mit dem Bild verbunden sind. Siehst du also einen Tisch, bereitet sich ein Teil deines Gehirns darauf vor, auch an Stühle zu denken.

Die „gerade so erlaubt“-Studie legt nahe, dass gewöhnliche Menschen – Menschen, die keine Pädophilen sind – keine Probleme damit haben, 12-jährige Mädchen mit Sexualität in Verbindung zu bringen. Und das, wenn sie nur kurz mit simulierten Bildern von jugendlicher Sexualität in Berührung kommen.

Was passiert, wenn Menschen wiederholt damit konfrontiert werden? Was passiert, wenn die Bilder noch jüngere Kinder zeigen? Und was passiert, wenn Pädophile sehen, dass die Populärkultur die Sexualisierung von Kindern befürwortet?

Diese Fragen sind in der aktuellen Forschung noch nicht untersucht worden. Doch es steht viel auf dem Spiel. Vielleicht werden in den nächsten Jahren neue Studien zeigen, wie hoch der Preis für die Sexualisierung von Kindern wirklich ist. Und in der Zwischenzeit? Wir wissen mehr als genug, um einen Standpunkt einzunehmen. Wir müssen unsere Kinder schützen.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/madchen-mauer-niedlich-portrat-5626901/

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